Die Nebelfrau schreitet voran: Gästeführer sorgen im Naturpark Nordeifel für mehr Umweltbildung

Gondenbrett · "Umwelt braucht Bildung" lautet das Motto einer Wissenskampagne, an der sich der Naturpark Nordeifel beteiligt. Bei der zweiten von drei Führungen durch Naturschutzgebiete im Altkreis Prüm ging es mit der sagenhaften Nebelfrau durch die Schneifel.

Die Nebelfrau schreitet voran: Gästeführer sorgen im Naturpark Nordeifel für mehr Umweltbildung
Foto: Frank Auffenberg (aff) ("TV-Upload Auffenberg"

Gondenbrett. Schicht um Schicht schmiegen sich graue Röcke um die Hüften der Nebelfrau. Ein silbriges Strickjäckchen umspielt die Schultern. Die diesige Dame am Schwarzen Mann ist von einer Gruppe Wanderer umringt - im morgendlichen Sonnenschein eine surreale Szenerie. Die Gestalt setzt sich in Bewegung und lockt ihre Gefolgsleute ins Dickicht. Das muss die sagenhafte Nebelfrau gewesen sein …
Allerdings heißt die vermeintliche böse Fee (siehe Extra) in diesem Fall Marita Mosebach-Amrhein, ist alles andere als heimtückisch und hat es weniger auf die Seelen als auf die Aufmerksamkeit der Wanderer abgesehen: Sie ist zertifizierte Eifel-Gästeführerin.
Seit 2007 macht sie das - und "entführte" jüngst auf Einladung des Naturparks Nordeifel Besucher in die Fenne, Bruchwälder und Moore der Schneifel (der TV berichtete). "Umwelt braucht Bildung" lautet das Motto der Führung. In Zusammenarbeit mit der Landeszentrale für Umweltaufklärung Rheinland-Pfalz und der Arbeitsgemeinschaft Natur- und Umweltbildung soll sie Lust machen auf das ernste Thema. Mit der Nebelfrau klappt das in der Schneifel hervorragend.So übersieht man nichts


"Ich erzähle einiges über die große Bedeutung des Wassers für die Schneifel, über die Struktur des Waldes und der Fenne und über Pflanzenarten. Aber auch Geschichtliches kommt vor - ohne Geschichte würde man die Schneifel nur schwer verstehen", sagt Marita Mosebach-Amrhein. Warum überhaupt eine Führung? "Man kann auch gut auf eigene Faust loslaufen, das ist auch sehr schön, dann übersieht man aber so manches."
Vor einer nicht gerade imposanten Buche macht sie das erste Mal Halt. "Die Königsbuche", sagt sie, blickt in fragende Gesichter und gibt - ganz Sagengestalt - eine Antwort, bevor die Frage gestellt wurde. "Nein, diese Blutbuche ist tatsächlich nicht alt. Sie wurde unmittelbar nach dem Ersten Weltkrieg gepflanzt. Aber der alte Baum, der hier im Krieg zerstört wurde, war so bedeutend, dass kurz danach ein neuer gesetzt wurde", sagt die Nebelfrau. Der Baum und der darunterstehende Vierhöfestein seien Grenzmarkierungen. "Hier stießen die Höfe Sellerich, Gondenbrett, Auw und Bleialf zusammen", erzählt sie. Der Stein zeigt auch den alten Grenzpunkt der Bistümer Trier, Lüttich und Köln - bedeutend, aber ohne Nebelfrau leicht zu übersehen.
Quer durch die Schneifel geht es jetzt durch Fichtenwälder, die von den Preußen aufgeforstet wurden, durch deutlich ältere Mischbestände und schließlich in den Bruchwald des Eschfenns. Es plätschert und gurgelt - Wasser, auch wenn es nicht zu sehen ist, ist allgegenwärtig. "Im Grunde ist das ein kleines Moor", sagt Marita Mosebach-Amrhein und stampft demonstrativ auf den Holzsteg, über den die Gruppe läuft. "Der macht es uns bequemer, hält die Füße trocken und - das ist das Wichtigste - schützt die empfindlichen Pflanzen vor unseren Tritten." Fast vier Stunden führt die Nebelfrau ihre Gäste durch ihr Reich - verloren geht übrigens dabei niemand, aber verändert tritt man aus der Schneifel hervor.
"Führungen wie diese sensibilisieren einfach für das Thema Umweltschutz", sagt die rheinland-pfälzische Geschäftsführerin des Naturparks Nordeifel, Anne Stollenwerk. Wer einmal an einer solchen Wanderung teilgenommen habe, gehe zukünftig eben mit einem anderen Blick durch den Wald. Stimmt.
Die dritte und letzte Führung beginnt am Sonntag, 4. Oktober, um 10 Uhr in Stadtkyll. Treffpunkt ist der Parkplatz am Landal-Ferienpark. Auf der für Familien geeigneten Tour werden Fließ- und Stillgewässer vorgestellt. Die Teilnahme kostet 5 Euro (für Kinder ab 12 Jahren 3 Euro). Mehr dazu im Internet unter: www.naturpark-eifel.de , weiteres zur Führung der Nebelfrau auf www.marita-mosebach.deExtra

Laut Sage hat einst ein Ritter versucht, die Schneifel bei einem Unwetter zu durchqueren, erzählt Gästeführerin Marita Mosebach-Amrhein. Er suchte Schutz unter einem Felsvorsprung, als plötzlich eine wunderschöne, in Nebel gehüllte Frau vor ihm gestanden habe. Mit liebreizender Stimme habe sie ihn angesprochen, er sei der Schönen gefolgt und durch einen Park auf ein Schloss zugelaufen, als ihm seine Verlobte wieder in den Sinn gekommen sei. Als er sich daraufhin umdrehte, sei die liebliche Stimme einem schrillen Kreischen gewichen: "Du wirst hier nie herausfinden!" "Tat er dann aber doch", sagt Marita Mosebach-Amrhein. Das Bild der Nebelfrau sei in der Geschichte nicht gerade das positivste, es komme aber auf die Deutung an. "Ein Verlobter trifft eine tolle Frau und findet ihre Stimme liebreizend. Als ihm dann doch mal auffällt, dass er eigentlich einer anderen versprochen ist und plötzlich das Weite sucht, klingt die Stimme der Verführerischen, die sich natürlich ärgert, schrill und kreischend. Bleibt die Frage, wer hier der Böse ist." aff

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