Die Not, die niemand sieht

Mehr als 2300 Menschen sind im Eifelkreis auf staatliche Unterstützung angewiesen. Rund 500 Kinder leben im Kreisgebiet in armen Haushalten. Verzicht und das Bemühen, die Armut aus Scham zu verstecken, gehören für sie zum Alltag. Die Weihnachtsbaum-Aktion erfüllt bescheidene Wünsche.

Bitburg. Sie fahren nicht mit auf Klassenfahrt, tauchen auf keinem Sportfest auf und bringen nur ungern Freunde mit nach Hause: Armut grenzt aus. Kinder aus Familien, in denen es für das Nötigste kaum reicht, schwänzen eher den Schwimm unterricht, als dass sie zugeben müssen, keine Badehose zu haben.

Was für ihre Altersgenossen selbstverständlich ist, ist für arme Kinder längst Luxus. "Manche können sich noch nicht mal mehr die Schulbücher leisten", sagt Mathilde Geimer von der Familienberatung des Caritasverbands Westeifel in Bitburg.

Wenn Lebensmittel-Pakete große Freude bereiten



"Es gibt wirklich auch hier bei uns bittere Armut, und die Betroffenen wenden viel Energie auf, um das zu verstecken", sagt Geimer und berichtet von Haushalten, wo sie beim Blick in den Kühlschrank gerade mal ein Päckchen Margarine und fünf Aufbackbrötchen entdeckte - die Ration für eine Woche: "Die hatten keine Handtücher, keine Federbetten, kein Geld für die Heizung, geschweige denn sonst was."

Seit 15 Jahren unterstützt die Weihnachtsbaum-Aktion, die Karin Bujara-Becker initiiert hat und seither mit der Caritas organisiert, solche Familien. "Die sollen wenigstens an Weihnachten nicht leer ausgehen", sagt Bujara-Becker.

"Kinderschuhe Größe 32 für einen Jungen", "Unterwäsche Größe 164 für ein Mädchen" - solch bescheidene Wünsche erfüllt die Aktion. Ging es anfangs vor allem um Kleidung und Spielzeug, wurden zunehmend auch Lebensmittel-Pakete gewünscht - Zeichen der wachsenden Not.

Die verdeutlicht auch eine andere Zahl: Mehr als 500 Haushalte beziehen ihre Lebensmittel inzwischen von der Bitburger Tafel, die damit 640 Erwachsene und 440 Kinder unterstützt.

Erstmals richtet sich die Weihnachtsbaum-Aktion dieses Jahr auch an ältere Menschen, denen mit Lebensmittel-Paketen, Gutscheinen für Apotheken, fürs Reformhaus, für Schuhe oder Bettwäsche weitergeholfen wird. Jenseits der Geschenk-Aktion an Weihnachten unterstützt die Caritas mit Hilfe der Spenden, die bei der Weihnachtsbaum-Aktion eingehen, bedürftige Menschen auch das ganze Jahr über - ob mit Gutscheinen für Schulbücher, Taschengeld-Patenschaften oder einer Unterstützung für die nächste Klassenfahrt. Geimer: "Wir lernen in unserer Beratung so viele Notsituationen kennen, für die es keine Fördertöpfe gibt."

Das Konzept: Die Caritas sammelt die Wünsche armer Menschen und gibt sie anonym weiter an Karin Bujara-Becker, die sie auf Geschenkzettel an den Weihnachtsbäumen bei Reifen Becker (Saarstraße) und im Autohaus Schaal (Auf Merlick) aushängt.

Spender können dort Wünsche entsprechend ihrem Budget auswählen, sich Patenschaften vermitteln lassen (Telefon: 06561/96710) oder auf folgendes Konto spenden: Volksbank Bitburg, BLZ 58660101, Konto 202056446, Empfänger "Weihnachtsbaumaktion".

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