Die Poetik des Gefühls

Die eifeltypische Sprachzurückhaltung lässt sich vor allem im Emotionalbereich sehr gut studieren. Anders gesagt: Gefühle, sofern sie einen ereilen, werden so diskret behandelt wie der Kontostand oder ein Pickel beziehungsweise Plaaken an jenen Stellen, wo niemals die Sonne einen Strahl hinsenden darf.



Weil: Man ist sonst schnell als Sensibelchen verschrien.

Klemens Kockelmann aus Waxweiler (danke für den Tipp!), weist darauf hin - und diese Woche stand es ja auch so ähnlich im TV -, dass der Eifeler deshalb auch den Satz "ich liebe dich" gekonnt zu umkurven verstehe, indem er stattdessen eine wunderschöne eigene Wendung benutzt: "Ech sinn fruh mat dir." Oder "möt dir". Jedenfalls: froh.

Und es stimmt! Wenn zwei "äresch fruh" miteinander sind, dann ist alles gut. Funktioniert übrigens auch in Hochdeutsch, und ich benutze es ebenfalls immer wieder mal - wenn ich mich bei denen, die mir am Herzen liegen (ja, ich bin so ein Gefühlsheini), nach dem Stand ihrer Zweisamkeit erkundige: "Seid ihr denn froh miteinander?"

Und wenn wir dann doch ausnahmsweise einmal tatsächlich von Liebe reden, dann hängen wir gern noch was dran, was dem Ganzen wieder einen kleinen Eifeler Dreh gibt - wie mir Polly und Wolfdieter Schmitt aus Hillesheim (dankeschön!) berichten: Ein früherer, offenbar sehr glücklich verheirateter Nachbar nämlich habe das immer zu seiner Frau gesagt: Er liebe sie ... und zwar "zebaschte".

Das kommt natürlich vom "Bersten". Zum Bersten verliebt - da sind zwei offenbar sehr froh miteinander.

Und Sie sind es hoffentlich auch. Denn es gibt nichts Schöneres. Et jit net jerannt.

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