Die Quote hat wohl ausgedient

BITBURG. Welche Chancen hat die Landwirtschaft in der Eifel? Und welche Aufgaben kommen auf Bauern und Politik zu? Antworten auf diese Fragen wollte Willi Kampmann – für den Deutschen Bauernverband in Brüssel tätig – geben.

Wie geht es weiter mit der Landwirtschaft? Diese Frage beschäftigt die Bauern in der Eifel nicht erst seit dem Regierungswechsel. Rund 300 Landwirte wollten deshalb bei der Mitgliederversammlung des Kreisbauernverbands in Bitburg hören, was von der EU zu erwarten ist, um Antworten auf diese Fragen zu erhalten. Denn in Brüssel wird die Musik gemacht, wenn es um die Zukunft von Milchquote, Bürokratie, Ausgleichszahlung oder liberalisierten Märkten geht. Aus erster Hand berichtete Willi Kampmann, Leiter des Brüsseler Büros des deutschen Bauernverbands. Schweizer Modell nichts für die Eifel

Was die Landwirte von dem Experten zu hören bekamen, mag den ein oder anderen Besucher ein wenig verwundert haben. "Wir brauchen die EU", sagte Kampmann, der erklärte, dass die Erweiterung der Staatengemeinschaft viele Vorteile für Deutschland und die deutsche Landwirtschaft mit sich gebracht habe. Zudem stellte der Lobbyist die wohl eher rhetorische Frage, was ohne die EU aus der deutschen Landwirtschaft in den Jahren der rot-grünen Regierung geworden wäre. Und es ist auch der Politikwechsel in Deutschland, der nach Kampmanns Ansicht die Landwirte wieder optimistischer sein lässt. Landwirtschaftsminister Horst Seehofer (CSU) habe schließlich unter anderem angekündigt, EU-Vorgaben im Verhältnis eins zu eins umzusetzen. "Frau Künast hat da manches Mal noch 50 Prozent an Restriktionen draufgesattelt", sagte der Diplom-Ingenieur. Breiten Raum in Kampmanns Ausführungen nahm die Frage ein, was aus der so genannten Milchquote wird. Sie regelt, wie viel Milch jeder Betrieb liefern darf. Mit diesen Lieferrechten wird seit Jahren gehandelt. Damit soll im Jahr 2015 Schluss sein. Dann läuft die Milchquoten-Regelung aus. Und sowohl der Referent als auch die Landwirte waren ratlos bei der Antwort auf die Frage, was nach der Quote kommen soll. "Wenn allein der Preis Maßstab werden soll, dann wird es brutal", sagte Kampmann. Viele Betriebe würden auf der Strecke bleiben, weil sie nicht in der Lage sind, für die dann geltenden Preise zu produzieren. Vom so genannten Schweizer Modell hielt er ebenfalls wenig. Denn dieses Modell bedeute nur, dass nicht mehr die Politik die Quoten steuert, sondern die Molkereien, sagte Kampmann. Auch das viel gepriesene Neuseeländische Modell betrachtete er kritisch. Ein Fortbestand der Quote sei angesichts der Mehrheiten in Europa ebenfalls unwahrscheinlich. Kampmann gab die Losung aus, dass die Zukunft der Landwirtschaft für die kommenden Jahre erst einmal gesichert sei. Dies liege auch daran, dass aufgrund der jüngsten Verhandlungen der Bereich der Direktzahlungen vermutlich nur um sechs bis acht Prozent gekürzt werde. Im Bereich Investitionsförderung/Ausgleichszahlungen sei ein Minus von rund 37 Prozent zu erwarten. Auch von den Gatt-Verhandlungen erhoffe er sich Vorteile für Landwirte in Europa. Denn durch die Vereinbarungen würden neue Märkte geöffnet. Als Beispiel nannte er die Volksrepublik China, deren Bedarf an Lebensmitteln in den kommenden Jahren stark ansteigen werde. Einen Blick in die Zukunft wagte in seinem Grußwort auch Leo Blum, Präsident des Bauern- und Winzerverbandes Rheinland-Nassau. Er forderte dazu auf, sich Gedanken über die landwirtschaftlichen Sicherungssysteme zu machen. Die derzeit noch eigenständigen Einrichtungen für die Landwirtschaft müssten mit dem übrigen Sicherungssystem enger verzahnt werden.

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