Die rollende Junggesellenbude

Krautscheid · Zürich, Eifel, Dänemark: Das ist so ungefähr die Route des 30-jährigen Schweizers Adrian Seitz. Unterwegs ist er mit einem 55 Jahre alten Traktor samt Bett im Güllefass. In Krautscheid zwang ihn eine Panne zum Stopp.

 Schmuckstück bei der Zwangspause in Krautscheid: Adrian Seitz, sein Gespann und Ortsbürgermeister Oswald Keschtges. Das Güllefass dient dem entschleunigt Reisenden auch als Bett. TV-Foto: Fritz-Peter Linden

Schmuckstück bei der Zwangspause in Krautscheid: Adrian Seitz, sein Gespann und Ortsbürgermeister Oswald Keschtges. Das Güllefass dient dem entschleunigt Reisenden auch als Bett. TV-Foto: Fritz-Peter Linden

Krautscheid. Von Krautscheid aus hat man einen herrlichen Blick auf die Islekhöhen rundherum. Ob die Fernsicht aber Adrian Seitz so beeindruckt, ist zu bezweifeln: Denn der 30-jährige Schweizer kommt aus einem extrem zusammengefalteten Land mit deutlich höheren Bergen.
Erbstück des Vaters


Trotzdem ist er diese Woche in Krautscheid gelandet - nach drei Tagen Fahrt seit dem Start in seiner Heimat Zürich. Sein Navigationsgerät habe ihn durch die Eifel geschickt, sagt Seitz. Es ist deutlich jünger als das Gespann, mit dem er unterwegs ist: einem 1958er Kramer KL 200 mit angehängtem Güllefass aus Holz. Der wunderschön aufbereitete Trecker, sagt Seitz, "ist ein Erbstück meines Vaters". Und das Fass? "Das ist die Junggesellenbude", sagt Krautscheids Ortsbürgermeister Oswald Keschtges und lacht. Denn das Güllefass, von Seitz eigenhändig restauriert (und deshalb geruchsfrei), dient dem Schweizer als Wohnwagen und als Bett.
Er ist auf dem Weg nach Dänemark: Dort habe er als Kind mit Eltern und Geschwistern einmal einen schönen Urlaub verbracht. Und da sei ihm die Idee gekommen, die Fahrt mit dem Traktor noch einmal nachzuholen.
Warum aber Krautscheid? Ein Lämpchen an der Konsole habe geleuchtet, sagt Adrian Seitz - und da habe er lieber einmal nachschauen lassen, in der Werkstatt von Alfons Schoden. Diagnose: "Die Lichtmaschine lädt nicht", sagt Keschtges, der den Durchreisenden sofort unter seine Fittiche genommen hat.
Bevor Seitz weitertuckern kann, muss ein Ersatzteil her. Das wird in St. Vith besorgt, Keschtges fährt mit seinem Schweizer Gast schnell rüber nach Belgien. Und der weiß bereits jetzt, dass er die Eifeler in guter Erinnerung behalten wird: "Das sieht gut aus", sagt Seitz. Da freut sich auch Oswald Keschtges: "Wir wollen ja einen guten Eindruck hinterlassen bei den Europäern."
Den hinterlässt auch der nette Schweizer bei den hilfsbereiten Eifelern - und fürs Foto zieht er sich extra die Trachtenjacke ("Berner Mutz") an. Klick - und gute Reise!.

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