Die Rückkehr der Kastanien

SPEICHER. Genau zehn Jahre nach dem gescheiterten ersten Versuch nimmt die Ortsgemeinde Speicher einen neuen Anlauf zum Ausbau der Gehwege entlang der Kastanienallee (L 36).

Rund 50 Bürger folgten der Einladung zur Anliegerversammlung im Rathaus Speicher. Ortsbürgermeister Erhard Hirschberg erinnerte an die erste Alarmierung 1994 wegen wiederholter Rohrbrüche in der Wasserleitung der Kastanienallee. Zudem machen Wellen und Aufbrüche im Asphalt die Gehwege zur Hindernisstrecke. Die Begrenzungsmauern sind teils beschädigt. Das Wurzelwerk der 1973 gepflanzten japanischen Zierkirschen bahnt sich unaufhaltsam seinen Weg.Anlieger anderer Straßen zahlen Ausbau mit

1995 beschloss der Ortsgemeinderat, die Gehwege zu erneuern. In einer Anliegerversammlung gab es unterschiedliche Auffassungen, aber kein Ergebnis. Damit war die Planung vom Tisch. Weitere Schäden führten 2002 zu einem neuen Ratsbeschluss: Alle etwa 90 Zierkirschen sollen verschwinden, statt dessen 35 Scharlach-Rosskastanien gepflanzt werden. Einem entsprechenden Plan des Ingenieurbüros Schuh stimmte der Rat 2003 zu und beantragte einen Zuschuss beim Land. Im Juli 2004 kam der positive Bescheid über 108 000 Euro. "Damit ist der Weg frei", befand Hirschberg. Bernd Schuh stellte den aktuellen Planungsstand vor. Demnach werden die Gehwege ab der Viehtriftanlage bis zur Einmündung Merscheider Weg beidseitig gepflastert. Im Profil: 39 Zentimeter Frostschutzschicht, drei Zentimeter Splitt und acht Zentimeter Betonsteinpflaster. An dem jeweiligen Baumquartier vorbei bleibt eine Mindestbreite von 1,25 Metern für den Gehweg übrig, der ansonsten wesentlich breiter ist. Die Bordanlage wird an abgesackten Stellen ausgebessert. Die Bäume stehen künftig im Abstand von zwölf bis 15 Metern, jeweils auf Lücke zur Reihe auf der anderen Straßenseite. Ein 60-Zentimeter-Ring aus Wurzelschutzplatten führt die Wurzeln unter den Oberbau ab. Vor und hinter dem Baumquartier wird "Ökopflaster" verlegt. Dabei kann in Spalten zwischen den Steinen Regenwasser versickern. Für die Gehwege kalkuliert das Büro mit Kosten von 279 000 Euro. 46 000 Euro sind für Abholzung und Bepflanzung veranschlagt, 8000 Euro für die punktuelle Erneuerung der Bordanlage. Was für Einfriedungen aufgewandt werden muss, wird erst während der Bauphase deutlich. Die Verlegung der neuen Wasserleitung bezahlen die VG-Werke, die sich deshalb auch an den Aufbruchkosten beteiligen. Die Planer bekommen 30 000 Euro. Macht insgesamt 363 000 Euro, die Ortsgemeinde und Bürger voraussichtlich im Verhältnis 50:50 finanzieren müssen. Auf Kritik stieß die Regelung, dass neben den Anliegern der Kastanienallee auch Trierer Straße, Maarstraße und Grünecken Beiträge zahlen müssen. Hintergrund ist ein Urteil des Bundesverwaltungsgerichts vor einigen Jahren, nach dem ein zusammenhängender Straßenzug als Abrechnungseinheit betrachtet werden muss. "Daran kommen wir nicht vorbei. Das müssen alle Gemeinden so machen", erklärte Bürgermeister Rudolf Becker. Bedenken der Bürger wegen der erneuten Bepflanzung mit Bäumen suchte er zu zerstreuen: "Ich bin sicher, dass Sie zufrieden sind, wenn alles fertig ist." Die neuen Bäume werfen nicht so viele Blätter ab, bilden eine schlankere Krone und sollen regelmäßig zurückgeschnitten werden. Die Landespflege hat der Beseitigung der Zierkirschen bereits zugestimmt, weil sie nicht nur landesuntypisch, sondern zum Teil stark angefault sind. Damit schließt sich für alt eingesessene Speicherer der Kreis: Vor der Umgestaltung 1973 standen große Kastanienbäume am Rand. Die neuen werden zwar kleiner, doch die Straße soll ihrem Namen wieder alle Ehre machen.

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