Die schlechte Botschaft zum Fest

Die Finanzkrise trifft die Banken, dann die Auto-Industrie, erreicht die Zulieferer und schließlich trifft sie auch die Zulieferer der Zulieferer: Am Ende kommt die globale Krise auch in Jünkerath an. Die Metallgießerei Ergocast kündigt wegen massiver Auftragseinbrüche den Abbau von 30 Arbeitsplätzen an. Das sind zehn Prozent der Belegschaft.

Jünkerath. Aufträge im Wert von zwei Millionen Euro habe die Firma wegen der unsichereren Wirtschaftslage zuletzt verloren, berichtet Ergocast-Geschäftsführer Norbert Lüling. Daher seien Kündigungen unvermeidbar. Der Grund sei die äußerst schlechte Lage der Automobil-Industrie und damit ihrer Zulieferer. Ergocast ist wiederum ein Zulieferer der Zulieferer und steht somit am Ende der globalen Krisenkette.

Aus der Hochkonjunktur in die Krise



"Derzeit räumen alle ihre Lagerbestände leer, was dazu führt, dass Bestellungen bei uns storniert werden", sagt Lüling. Daher erwartet er im ersten Quartal des nächsten Jahres massive Rückgänge bei der Produktion. Die Metallgießerei Ergocast fertigt Gussteile, die in der Antriebstechnik für Getriebe und Lenkungen sowie in der Hydraulik Verwendung finden. "Man darf aber auch nicht vergessen, dass wir aus einer Phase der absoluten Hochkonjunktur kommen", sagt Lüling. Bis Ende Oktober habe man noch das Personal aufgestockt und in drei Schichten rund um die Uhr gearbeitet. Jetzt werde die Zahl der Beschäftigten wieder auf das Niveau der Jahresmitte zurückgefahren. Vor allem werden befristete Verträge nicht verlängert, aber auch die eine oder andere vorzeitige Kündigung sei dabei.

Man habe zwar über die Möglichkeit nachgedacht, die eingearbeiteten Mitarbeiter zu halten und eine andere Möglichkeit zu finden, um die Talsohle zu überstehen - zumal sich nach den Worten von Lüling ab April eine Besserung in den Auftragsbüchern abzeichnet. Doch schließlich habe man sich dagegen entschieden, weil der Auftragsrückgang einfach zu stark ist. "Auch bei der Stammbelegschaft gibt es einen massiven Stundenabbau", sagt Lüling.

Der Betriebsratsvorsitzende Jürgen Schmitt kann den Schritt der Geschäftsführung nachvollziehen. "Auch an uns geht der Kelch der Wirtschaftskrise nicht vorüber." Besonders tragisch ist es natürlich für die betroffenen Mitarbeiter, die so kurz vor Weihnachten mit dem Verlust ihres Arbeitsplatzes klarkommen müssen. "Wir wissen selbst, dass jeder einzelne Fall sehr schmerzlich ist", sagt Lüling. Der Großteil der betroffenen Mitarbeiter sei schon informiert.

Das Ziel des Betriebsrats ist es, mit dem Abbau von Freizeitstunden und Kurzarbeit dazu beizutragen, dass jenseits der aktuellen Entlassungen keine weiteren Stellen abgebaut werden müssen. "Ich hoffe nicht, dass es noch weitere Entlassungen gibt, aber keiner weiß, wie lange die Krise noch andauern wird", sagt Schmitt. Auch Lüling hofft, dass die jetzigen Schritte ausreichen. "Es hängt aber alles von der Entwicklung des Marktes ab."

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