Die schönste Pfeife trägt seinen Namen

Bitburg · In Bitburg ist er bekannt wie ein bunter Hund: Peter Scholtes ist seit Jahren Jugendsachbearbeiter bei der Polizeiinspektion Bitburg. Bald ist es damit vorbei: Scholtes geht in wenigen Wochen in Rente. Noch ist nicht klar, wer sein Nachfolger wird.

 Waffen, Messer, Drogenzubehör: In Peter Scholtes' Büro sind Dutzende konfiszierte Gegenstände in einer Vitrine gelagert – darunter eine Marihuana-Pfeife mit seinem Namen. TV-Foto: Anita Lozina

Waffen, Messer, Drogenzubehör: In Peter Scholtes' Büro sind Dutzende konfiszierte Gegenstände in einer Vitrine gelagert – darunter eine Marihuana-Pfeife mit seinem Namen. TV-Foto: Anita Lozina

Bitburg. Peter Scholtes sitzt am Rechner und surft im Internet, ruft die Seiten sozialer Netzwerke wie Facebook und Wer-Kennt-Wen? auf. Für den 62-Jährigen gehört das zum Job: "Es ist unglaublich, wie viele Informationen die Jugendlichen ins Internet stellen." Informationen, die für Scholtes wichtig werden könnten: Er ist Jugendsachbearbeiter bei der Polizeiinspektion Bitburg. Zusammen mit zwei Kollegen, von denen derzeit eine Kollegin in Mutterschutz ist, kümmert er sich um Jugendliche und Heranwachsende (bis 20 Jahre), die straffällig werden.
In Scholtes Büro sind in einer Vitrine Dutzende Marihuana-Pfeifen aufgereiht, genau wie Schreckschusspistolen und Messer. All diese Utensilien wurden im Laufe der Jahre konfisziert - Scholtes ist seit 49 Jahren im Dienst, 1998 wurde er Jugendsachbearbeiter in Bitburg. Viele lustige Geschichten hat er in seiner Dienstzeit erlebt. "Vor einigen Jahren wurde eine Marihuana-Pfeife konfisziert, in die Jugendliche meinen Namen eingeritzt haben", sagt er grinsend. Für ihn ist es ein Zeichen von Sympathie, die er sich erarbeitet hat: Täglich sucht er jugendliche Gruppen beispielsweise am Busbahnhof auf und spricht mit ihnen. "Als Jugendsachbearbeiter ist man zum Teil auch Sozialarbeiter. Man schafft eine Vertrauensbasis zu den Jugendlichen, und sie akzeptieren einen auch."
Viele Erinnerungen bleiben


Doch auch traurige Momente gehören zum Job. "Wenn man sieht, wie manche Jugendlichen aufwachsen, in schlechten Verhältnissen oder ganz ohne Familie - das geht einem unter die Haut." Der allgemeinen Aussage, die Jugendlichen würden immer schlimmer, könne er nicht zustimmen. "Aber die Umstände ändern sich. Den Kindern werden kaum noch Grenzen gesetzt."
Rückblickend findet Scholtes, dass sich die Arbeit der Jugendpolizei auszahlt. "Bestimmt 80 Prozent der Jugendlichen, mit denen wir zu tun hatten, werden nicht mehr rückfällig. Nur bei etwa fünf Prozent zieht sich die Kriminalität durchs Leben."
Scholtes Stelle werde wieder besetzt werden, sagt Dienstellenleiter Dietmar Braun. Mit wem, sei allerdings noch unklar: "Eine Stelle wird bei der Polizei erst ausgeschrieben, wenn der alte Mitarbeiter bereits in Rente ist. Da Scholtes noch Urlaub und Überstunden abbauen muss, wird das faktisch erst im Januar der Fall sein." Ein Umstand, der Scholtes betrübt. "Ich hätte meinen Nachfolger gerne ein halbes Jahr lang eingearbeitet, ihn den Jugendlichen vorgestellt", sagt er. "Das würde die Umstellung für alle erleichtern."
Jetzt aber blickt Scholtes in die Zukunft: Der passionierte Radfahrer will weiterhin bei der Fairplay-Tour mitmischen, die er seit Jahren begleitet - dabei fahren Jugendliche mit dem Fahrrad in wenigen Tagen Hunderte Kilometer. "Außerdem", sagt er lächelnd, "bin ich vor kurzem zum ersten Mal Opa geworden. Das wird auch eine große Aufgabe."
Extra

Die Jugendkriminalität im Bezirk der Polizei Bitburg ist seit 2006 leicht rückläufig: 2006 waren von allen Tatverdächtigen etwa zwölf Prozent Jugendliche, 2010 noch 9,9 Prozent. Bei den Heranwachsenden ist die Anzahl der Tatverdächtigen mit neun bis zehn Prozent seit 2006 relativ stabil. Bei den Jugendlichen ist Diebstahl ein großes Thema, genau wie Körperverletzung. Mit steigendem Alter nimmt die Rauschgift-Kriminalität zu, vor allem 2010. alo

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