"Die schönsten Tage für mich"

Irrel · Die 72-jährige Thekla Allar ist seit elf Jahren in Rente. Trotzdem ist sie zweimal wöchentlich für das Irreler Rathaus tätig. Seit ihren beruflichen Anfängen vor 55 Jahren hat sich vieles geändert.

 Ihr Lieblingsplatz: Thekla Allar an ihrem Schreibtisch in der Verbandsgemeinde Irrel.TV-Foto: Bettina Bartzen

Ihr Lieblingsplatz: Thekla Allar an ihrem Schreibtisch in der Verbandsgemeinde Irrel.TV-Foto: Bettina Bartzen

Irrel. Als die junge Stenotypistin Thekla Allar auf dem damaligen Landratsamt Bitburg am 20. April 1956 anfing, konnte sie sich ihre Arbeitsstelle aussuchen. Zu dieser Zeit wurden überall Leute gesucht. "Bevor ich überhaupt anfing zu arbeiten, bekam ich schon mein Gehalt in einer Lohntüte, weil die Angestellten in der Mitte des Monats bezahlt wurden", erinnert sich die 72-Jährige.
Die Arbeit ohne Computer hat nichts mehr mit der heutigen Arbeit zu tun. Im Bauamt musste sie Ausschreibungen auf Blaumatrizen tippen. Dann wurden die Blätter in einer Maschine mit Kurbel kopiert. Fehler verbesserte Allar mit einer Rasierklinge. "Da war ich Fachmann drin", sagt Allar mit einem herzhaften Lachen. Trotzdem gab es den einen oder anderen Fehler. "In einem Anschreiben wurde aus Pfarramt Pfaffamt, das war sehr peinlich", erinnert sie sich.
Kopieren ist heute etwas Selbstverständliches. Damals konnten höchstens zwei Kopien getippt werden. Wenn Anschreiben an 17 Gemeinden weitergeleitet wurden, war das viel Arbeit. Immerhin saßen sie zu dritt im Schreibzimmer. Die Anfänge des Computerzeitalters waren alles andere als stressfrei. "Wenn ich einen Fehler an meinem Computer machte, ist das ganze System im Haus abgestürzt. Das war schlimm", erzählt Allar. Wegen einer günstigen Mitfahrgelegenheit bei einem Kollegen wechselte sie 1971 zur Verbandsgemeinde Irrel.
Einige Jahre später fuhr sie mit dem eigenen Auto zur Arbeit. "Obwohl ich mich schnell in Irrel einlebte, hatte ich Heimweh nach Bitburg", sagt sie. Trotz Beruf zog sie zwei Kinder groß, die ihre Mutter häufig versorgte. Heute betreut sie ihre Enkelkinder. Allar ist seit 2001 in Rente. Aber ein Leben ohne Verbandsgemeinde kann sie sich nicht vorstellen. "Ich kann einfach nicht aufhören zu arbeiten", sagt sie. Deshalb ist die 72-Jährige immer noch zwei Tage in der Woche in der Verbandsgemeinde-Verwaltung in Irrel tätig. "Das sind für mich die schönsten Tage, auch wenn es zu Hause natürlich auch schön ist", sagt Allar, "aber meine Arbeit macht mir in Irrel einfach immer noch so viel Spaß."

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