Stadtentwicklung in Bitburg Die neue Lesevilla – ein Frage des Geschmacks
Bitburg · Kaum aufgestellt, sorgt der neue Bücherschrank am Petersplatz für Gesprächsstoff und für Kritik von Geschäftsleuten.
„Der Geschmack ist verschieden, der einen gefällt der Vater, der anderen der Sohn und mancher alle beide.“ Die leichte Abwandlung des deutschen Sprichwortes kann im Fall des Petersplatzes bemüht werden. Kurz vor seiner Einweihung am Freitag, 12. Juli, 17 Uhr regt sich Unmut über Standort und Aussehen der neuen Lesevilla.
Ursprünglich war die „Villa“ eine in Lila gehaltene Telefonzelle. Die Aktion war von den Bitburger Buchpaten organisiert worden. Die Zelle mit gebrauchten Büchern sollte zum Schmökern am unteren Bereich des Platzes einladen. Die Stadtverwaltung wollte aber einen neuen Bücherschrank mit Glastüren aufstellen, der besser zum neuen Outfit passen sollte. Nun ist das moderne Stück aufgestellt worden am neuen Standort – in der Mitte des Platzes. Und das ist für Nadia van Boxem der strittige Punkt.
Ihrer Meinung nach steht die Villa zu sehr in der Mitte und zudem würde er die Schaufenster ihres Optikerladens verdecken. Besonders aus ihrem Geschäft heraus böte sich ein unerfreulicher Anblick. „Ich hätte mir da etwas Filigraneres vorgestellt, etwas das optisch ansprechender ist“, sagt die Geschäftsfrau.
Zwar sei sie dankbar für die neue Rampe vor dem Geschäft, die ihren Kunden einen leichteren Zugang ermögliche. Andererseits würde durch den Schrank nun der Lieferverkehr behindert und die Zufahrt zu den Garagen durch den Torbogen hindurch erschwert. Zunächst sollte der Schrank sogar noch näher an ihr Schaufenster gesetzt werden, sagt sie. Aber da habe ihr Mann, Volker van Boxem, erfolgreich interveniert.
Auch einige der Lampen seien ungeschickt angebracht worden, besonders die vor der Buchhandlung Eselsohr, findet sie. Und ein Aspekt ist ihr auch noch aufgefallen: „Ältere, die zum Beispiel mit Rollator unterwegs sind, können sich hier auf dem Platz gar nicht richtig hinsetzen, es gibt keine Stütze für den Rücken und keine Lehne, die beim Aufstehen hilft“. Zudem würden sich die Steine mitunter sehr aufheizen, glaubt Nadia van Boxem.
Weil sie mit dem Standort nicht zufrieden sind, haben sie sich an die Stadt gewandt, und um einen Termin gebeten. Für den hatte sich der Beigeordnete Josef Heuzeroth am Dienstag Zeit genommen.
Die Stadt weist daraufhin, dass die Planungen für den neuen Platz unter intensiver Beteiligung der Öffentlichkeit und im Rahmen eines Architektenwettbewerbes erfolgt seien. Der fertige Sieger-Plan des Büros Stötzer aus Freiburg sei ebenso in den Medien präsent gewesen und auch eine Woche lang zur Einsicht im Sitzungssaal des Rathauses zusehen gewesen.
Entsprechend wurden die Arbeiten ausgeführt und nun auch die neue Lesevilla aufgestellt, in der zusätzlich die Stromversorgung für den Petersplatz mit untergebracht ist, heißt es vonseiten des Presseamtes der Stadt. Und weiter: „Das funktionelle, moderne Gebäude ist auf den ersten Blick vielleicht etwas gewöhnungsbedürftig, aber über Geschmack lässt sich bekanntlich nicht streiten.“
Deshalb war der Beigeordnete Heuzeroth, der in dieser Woche Bürgermeister Joachim Kandels vertritt, am Platz und hat mit Anliegern und Passanten „konstruktive Gespräche geführt“, wie es heißt.
Der Beigeordnete bedankte sich noch einmal bei der Firma Apollo-Optik für die Spende eines Lindenbaumes für den Platz.
Bei der Stadt geht man davon aus, dass nach einer gewissen Gewöhnungszeit sicher „wieder viele Menschen die Lesevilla nutzen werden und sich freuen, dass es so eine schöne Einrichtung in Bitburg gibt.“
Betreut wird das Projekt weiterhin von den Bitburger Buchpaten, die auch dafür sorgen, dass die Lesevilla nachts abgeschlossen und morgens wieder aufgeschlossen wird.