Stadtentwicklung in Bitburg Die neue Lesevilla – ein Frage des Geschmacks

Bitburg · Kaum aufgestellt, sorgt der neue Bücherschrank am Petersplatz für Gesprächsstoff und für Kritik von Geschäftsleuten.

 Der Standort der neuen Lesevilla auf dem Petersplatz missfällt den Inhabern des Optiker-Geschäfts.

Der Standort der neuen Lesevilla auf dem Petersplatz missfällt den Inhabern des Optiker-Geschäfts.

Foto: TV/Maria Adrian

„Der Geschmack ist verschieden, der einen gefällt der Vater, der anderen der Sohn und mancher alle beide.“ Die leichte Abwandlung des deutschen Sprichwortes kann   im Fall des  Petersplatzes bemüht werden. Kurz vor seiner Einweihung  am Freitag, 12. Juli, 17 Uhr regt sich  Unmut über  Standort und Aussehen der neuen Lesevilla.

Ursprünglich war die „Villa“ eine in Lila gehaltene Telefonzelle. Die Aktion war von den Bitburger Buchpaten organisiert worden. Die Zelle mit gebrauchten Büchern sollte zum Schmökern am unteren Bereich des Platzes   einladen. Die Stadtverwaltung  wollte aber einen neuen Bücherschrank mit Glastüren aufstellen, der besser zum neuen Outfit passen sollte. Nun ist das moderne Stück aufgestellt worden  am neuen Standort  –  in der Mitte des Platzes. Und das ist für Nadia van Boxem der strittige Punkt.

Die Stadt Bitburg hat im Rahmen der Neugestaltung des Petersplatzes einen Bücherschrank aufgestellt, der nicht jedem gefällt
Foto: TV/Maria Adrian

Ihrer Meinung nach steht die Villa  zu sehr in der Mitte  und zudem würde er die Schaufenster ihres Optikerladens verdecken. Besonders aus ihrem Geschäft heraus böte sich ein unerfreulicher Anblick. „Ich hätte mir da etwas Filigraneres vorgestellt,  etwas das optisch ansprechender ist“, sagt die Geschäftsfrau.

Die Stadt Bitburg hat im Rahmen der Neugestaltung des Petersplatzes einen Bücherschrank aufgestellt, der nicht jedem gefällt
Foto: TV/Maria Adrian

Zwar sei sie dankbar für die neue Rampe vor dem Geschäft, die ihren Kunden einen leichteren Zugang ermögliche. Andererseits  würde durch den Schrank nun der Lieferverkehr behindert und die Zufahrt zu den Garagen  durch den Torbogen hindurch  erschwert. Zunächst sollte der Schrank sogar noch näher an ihr Schaufenster gesetzt werden, sagt sie. Aber da habe ihr Mann,  Volker van Boxem, erfolgreich  interveniert.

Auch einige der Lampen seien ungeschickt angebracht worden, besonders die vor  der Buchhandlung Eselsohr, findet sie. Und ein Aspekt ist ihr auch noch aufgefallen: „Ältere, die zum Beispiel mit Rollator unterwegs sind, können sich  hier auf dem Platz  gar nicht richtig hinsetzen, es gibt keine Stütze für den Rücken  und keine Lehne, die beim Aufstehen hilft“. Zudem würden sich die Steine  mitunter  sehr aufheizen, glaubt Nadia van Boxem.

Die Stadt Bitburg hat im Rahmen der Neugestaltung des Petersplatzes einen Bücherschrank aufgestellt, der nicht jedem gefällt
Foto: TV/Maria Adrian

Weil sie mit dem Standort  nicht zufrieden sind, haben sie sich an die Stadt  gewandt, und um einen Termin gebeten. Für den hatte sich der Beigeordnete Josef Heuzeroth am Dienstag Zeit genommen.

Die Stadt weist  daraufhin, dass die Planungen für den neuen Platz unter intensiver Beteiligung der Öffentlichkeit und im Rahmen eines Architektenwettbewerbes erfolgt seien. Der fertige Sieger-Plan des Büros Stötzer aus Freiburg sei ebenso  in den  Medien präsent gewesen und auch eine Woche lang zur Einsicht im  Sitzungssaal des Rathauses  zusehen gewesen.

Entsprechend wurden die Arbeiten ausgeführt und nun auch die neue Lesevilla aufgestellt, in der zusätzlich die Stromversorgung für den Petersplatz mit untergebracht ist, heißt es vonseiten des Presseamtes der Stadt. Und weiter: „Das funktionelle, moderne Gebäude ist auf den ersten Blick vielleicht etwas gewöhnungsbedürftig, aber über Geschmack lässt sich bekanntlich nicht streiten.“

Deshalb war der Beigeordnete  Heuzeroth, der in dieser Woche  Bürgermeister Joachim Kandels vertritt, am Platz  und hat mit Anliegern und Passanten „konstruktive Gespräche geführt“, wie es heißt.

Der Beigeordnete  bedankte sich   noch einmal bei der Firma Apollo-Optik  für die Spende eines Lindenbaumes für den Platz.

Bei der Stadt geht man davon aus, dass nach einer gewissen Gewöhnungszeit  sicher „wieder viele Menschen die Lesevilla nutzen werden  und sich freuen, dass es so eine schöne Einrichtung in Bitburg gibt.“

Betreut wird das Projekt  weiterhin  von den Bitburger Buchpaten, die auch dafür sorgen,  dass die Lesevilla nachts abgeschlossen  und morgens wieder aufgeschlossen wird.

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