Die Stadt vergibt ihr Sahnestück

PRÜM. Alle interessierten Investoren für das ehemalige Prümer Bahngelände sollen ihre Konzepte in einer Sondersitzung des Stadtrats vorstellen. Der Discounter Lidl will von Niederprüm zum Bahnhof umziehen.

Seit der November-Sitzung des Prümer Stadtrats ist das Rennen eröffnet: Wer auch immer die 10 000 Quadratmeter Restfläche am Bahnhof neben dem geplanten neuen Plus-Markt kaufen will, kann das bei der Stadt beantragen. Wer am Ende den Zuschlag bekommt, entscheidet der Rat. "Voraussichtlich im Januar machen wir eine Sondersitzung, in der jeder Investor sein Konzept präsentieren kann", kündigt Stadtbürgermeisterin Mathilde Weinandy (CDU) an. "Die Ratsmitglieder haben dabei Gelegenheit, Fragen zu stellen." Ob die Ratssitzung öffentlich sein wird, steht noch nicht fest. Die Entscheidung soll jedenfalls erst später fallen, und zwar in nichtöffentlicher Sitzung."Am Bahnhof spielt die Musik"

Heißer Kandidat für den Bahnhof ist das Discount-Unternehmen Lidl. Mehmet Eskiocak, Expansionsleiter der Lidl Vertriebs GmbH, hat dem Rat in nichtöffentlicher Sitzung persönlich erklärt, dass wegen fehlender Erweiterungsmöglichkeit des bisherigen Markts in Niederprüm ein neuer Standort her muss. Falls das nicht möglich sei, verlasse Lidl notgedrungen 2008 die Stadt - trotz Mietvertrags bis 2013. "Priorität Nummer eins ist für uns der Bahnhof, denn da spielt die Musik", stellt Eskiocak fest. Für einen Markt auf diesem Gelände hat Lidl zwei Mietverträge abgeschlossen, nämlich mit Friedhelm Schneider aus Bleialf und mit der Anders-Neunkirchen GbR (Prüm/Weinsheim). Wem von beiden die Stadt den Zuschlag für die Fläche gibt, dessen Vertrag mit dem künftigen Mieter Lidl wird wirksam. Eine Präferenz entweder für Schneider oder für Anders-Neunkirchen gibt es laut Eskiocak nicht. Für den bisherigen Markt in Niederprüm will Lidl in Abstimmung mit dem aktuellen Vermieter - einer Fondsgesellschaft - und der Stadt einen Untermieter bis zum Vertragsende besorgen. Käme Lidl am Bahnhof gar nicht zum Zug, dann würde eine Vertragsklausel greifen: Lidl will sich in diesem Fall von Anders-Neunkirchen einen Markt hinter dem Postgebäude bauen lassen, trotz der dadurch etwas versteckten Lage. Voraussetzung dafür ist allerdings, dass die Raiffeisen-Waren-Zentrale ihre dortige Fläche verkauft. Zudem müsste die Stadt erst zustimmen, da die Fläche ebenfalls im Sanierungsgebiet liegt und ein Sondergebiet für großflächigen Einzelhandel ausgewiesen werden müsste.Auch Sporthalle und Wohnbebauung möglich

Außerdem hat Leander Bartz, Sohn des Plus-Markt-Vermieters Alois Bartz, bereits eine Bauvoranfrage für die Fläche hinter der Post gestellt. Er will dort einen Fleisch verarbeitenden Betrieb errichten. Der Bebauungsplan weist die begehrte Fläche am Bahnhof als "Sondergebiet großflächiger Einzelhandel und Freizeit" aus. Allerdings ist dort grundsätzlich nur nicht innenstadtrelevanter Einzelhandel zulässig. Schuh-, Textil- oder Drogeriemärkte kommen deshalb nicht infrage. Aber: "Bei der Umsiedlung eines in der Stadt Prüm ansässigen Unternehmens aus nicht integrierter Lage ist mit Zustimmung der Stadt Prüm nahversorgungsrelevanter Einzelhandel ausnahmsweise zulässig." Die Verlagerung des Lidl-Markts aus Niederprüm zum Bahnhof wäre also erlaubt, nicht jedoch die Neuansiedlung eines in Prüm noch gar nicht vertretenen Markts. "Ich habe schon mehrere Standorte in der Eifel mit Lidl als zuverlässigem Vertragspartner realisiert und möchte diese erfolgreiche Zusammenarbeit am Standort Prüm fortsetzen", sagt Friedhelm Schneider. Er wolle die städtebaulichen Vorstellungen der Stadt und des Städteplaners erfüllen, um so zu einem optimalen Gesamtkonzept am Bahnhof beizutragen. "Wenn ein solches Projekt in Prüm ansteht, und man sich als Prümer Unternehmer dazu befähigt fühlt, ist es nahe liegend, dass man sich bewirbt", sagt Manfred Anders von der Anders-Neunkirchen GbR. "Wir wären ein guter Partner für die Stadt."

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