"Die Sucht ist eine ständige Frage in deinem Kopf" - Ein Mann aus der Eifel spricht im TV über seine Erfahrung mit Drogen

Bitburg · Fast sein halbes Leben lang hat er Drogen genommen. Er konsumierte Cannabis und Alkohol, züchtete psychoaktive Pilze und baute nach wiederholt starkem Konsum nicht nur auf der Straße einen Unfall, sondern rutschte auch in die Depression. Bis heute kämpft der 30-jährige Mann aus der Eifel gegen die Sucht.

 Ein 36-jähriger Mann soll im Raum Bitburg und Wittlich Drogen verkauft haben. TV-Foto: Archiv/Klaus Kimmling

Ein 36-jähriger Mann soll im Raum Bitburg und Wittlich Drogen verkauft haben. TV-Foto: Archiv/Klaus Kimmling

Bitburg. Der Eifeler, dessen Namen wir ebenfalls nicht nennen, hat mit dem TV gesprochen …

… über den Anfang: "Meinen ersten Joint habe ich im Urlaub geraucht, auf Mallorca. Ich war 15 oder so. Meine Schwester ist aufgestanden und gegangen, weil sie damit nichts zu tun haben wollte. Aber ich hab es trotzdem durchgezogen, und zwar auch den ganzen Joint, das war ein bisschen viel, das war nicht gut. Danach kam auch eine lange Pause, aber über Freunde bin ich irgendwie wieder reingerutscht. Wenn es mal kein Cannabis gab, hab ich dann auch zu anderen Drogen gegriffen."

… über die Gründe: "Es war für mich ein Ausblenden von unschönen Dingen, ein Abschalten, ein Vergessen, und zugleich auch ein politischer Ausdruck: Ich wollte anders sein, und als ich noch jünger war, war meine Beobachtung die: Wer alternativ ist, kifft."

… darüber, wie es ist, süchtig zu sein: "Süchtig kann auch der sein, der nicht ständig high ist. Ein Großteil der Sucht spielt sich in Gedanken ab. Das Problem ist die ständige Frage in deinem Kopf: Wann rauche ich den nächsten Joint?"

… über das Verhältnis von Eltern und ihren drogensüchtigen Kindern: "Die Eltern sollten wissen, dass ihre Kinder sich mit den Drogen nicht im eigentlichen Sinne rebellisch gegen sie stellen. Sie wollen mithalten im wachsenden Erwartungsdruck. Vielleicht ist es ein Hilfeschrei-Virus, der, wenn erst einmal damit infiziert, nicht mehr als solcher erkannt werden kann, weder von den Eltern noch von den Kindern selbst."

… darüber, wie geholfen werden kann: "Man muss den Menschen - so wie er einmal war oder im Kern vielleicht noch ist - wachrütteln, ihn fragen: Möchtest du nicht noch einmal der sein, der du warst? Auch mit dem Wissen, dass man die Zeit nicht zurückdrehen kann. Aber man kann wenigstens die Batterie der Uhr wechseln."

… und über seine Zukunft: "Manchmal habe ich Bock zu kiffen. Manchmal setze ich das um, manchmal nicht. Ich arbeite ständig mit dem Werkzeug, das man mir in der Therapie an die Hand gegeben hat. Menschen, die noch tiefer in der Scheiße gesessen haben als ich und heute drogenfrei leben, geben mir ein Gefühl von Stärke. Ich musste erst wieder lernen, mich auf das zu besinnen, was da ist: dass die schönsten Drogen die körpereigenen sind. Heute habe ich kein Problem mehr damit, mir ein drogenfreies Leben vorzustellen. Ohne Einschränkung." eibMehr zum Thema

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