Nord-Ost-Tangente Die unendliche Geschichte einer Straße

Geplant wird seit Jahrzehnten, Baurecht gibt es noch nicht: Mehr als 200 Einwände, die 2007 gegen die Pläne zur Nord-Ost-Tangente vorgebracht wurden, arbeitet derzeit der Landesbetrieb Mobilität ab. Im Sommer ist ein Erörterungs-Termin mit den Kritikern geplant. In seinem Doppelhaushalt 2009/2010 hat das Land das Projekt nicht einkalkuliert - vor 2011 fließt kein Geld.

Bitburg. Ziel der Nord-Ost-Tangente ist es, die B 51, B 257 und B 50 nördlich von Bitburg mit vier Kreiseln zu einer "Umgehungsstraße" zu verbinden. Dadurch könnten nach einem Gutachten 6000 bis 8000 Fahrzeuge täglich aus der Innenstadt herausgehalten werden. "Erst wenn dieser Durchgangsverkehr aus Nord-Osten raus ist, lässt sich laut Verkehrsgutachten der Innenstadt-Ring realisieren", sagt Bitburgs Bürgermeister Joachim Streit, dem die Vision des "inneren Rings" gefällt, weil damit etliche Straßen zu verkehrsberuhigten, begrünten Einbahnstraßen werden könnten und Verkehrsknotenpunkte wie die Trierer Straße entlastet wären.

Auch ein weiteres Anliegen verbindet er mit der Tangente: die Entschärfung des Unfallschwerpunkts B 50/Albachstraße, wo die Stadt derzeit Land erwirbt, um den mit 60 Metern Durchmesser größten Kreisel Bitburgs zu ermöglichen, an den die Nord-Ost-Route anschließen würde.

"Diesen Kreisverkehr brauchen wir völlig unabhängig von der Tangente, weil es sich um eine Gefahrenstelle handelt", sagt auch Harald Enders, Leiter des Landesbetriebs Mobilität (LBM) Gerolstein, der prüft, ob dieser Kreisel vorgezogen werden kann. Die Stadt verhandelt mit der Volksbank Immobilien GmbH, die das angrenzende Baugebiet "Schleifmühle" erschließt. Sie soll für den Riesen-Kreisel 70 000 Euro zahlen, weil ihr Baugebiet ruhiger wird, da der Verkehr auf der schnurgerade einfallenden Albachstraße gedrosselt wird.

Parallel arbeitet der LBM die Einwände ab, die beim Plan-Offenlegungsverfahren aufkamen (der TV berichtete). Ein Einwand von Bürgern, Schulen, Kindergarten und Stadt ist inzwischen vom Tisch: Damit die Trasse nicht die Wege zum Naherholungsgebiet "Königswäldchen" abschneidet, ist nun eine Unterführung auf Höhe "Schlangenpfädchen" und eine Überführung bei "Burghöh'" geplant. Auch eine weitere Lösung zeichnet sich ab. Die Naturschutz-Untersuchungen wurden aktualisiert, Fledermäuse gezählt und ihre Routen analysiert. Nun enthält der Plan Vorschläge für eine Bepflanzung, die die Flugrouten weiter ermöglicht. Enders: "Die Fledermäuse haben wir im Griff."

Für die Anwohner der an die Tangente angrenzenden Wohngebiete ist ein Kompromis in Sicht. Da genug Erde bei den Bauarbeiten anfällt, sind Lärmschutzwälle möglich - unter einer Voraussetzung. "Die Anlieger müssen sich einig sein und Teile ihrer Grundstücke zur Verfügung stellen", sagt Enders. Einzelne Anlieger erhalten zudem Lärmschutzfenster (der TV berichtete). "Zu diskutieren wird der Anschluss der Nord-Ost-Tangente im Bereich Leuchensang sein, den sich die Stadt gewünscht hat", sagt Enders, der sich vorstellen könnte, auf diesen Anschluss zu verzichten. Wird die Sackgasse an die Tangente angeschlossen, fürchtet der Leuchensang mehr Verkehr. Enders: "Darüber wird mit Betroffenen und der Stadt gesprochen."

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Meinung

Von Dagmar Schommer

Idee mit Charme und Haken

Was Trier fehlt, könnte Bitburg mit der Nord-Ost-Tangente erreichen: Einen "äußeren Ring", der den Durchgangsverkehr kanalisiert. Das Ergebnis wäre kreisrund mit vielen Kreiseln und hätte Charme: Fußgängerzone im alten Römerkastell mittendrin, einen begrünten, zum Flanieren einladenden "inneren Einbahnstraßen-Ring" drumrum und schließlich der "äußere Ring". Doch das geht nicht über die Köpfe der Anlieger, die das Verfahren mit Klagen weiter ziehen können. Deshalb tun Stadt und Land gut daran, mit Fingerspitzengefühl und Kreativität Bedenken auszuräumen. Ebenso wichtig wäre es, sich Alternativen für die innerstädtischen Verkehrsprobleme zu überlegen, sollte eine Nord-Ost-Lösung dennoch scheitern. d.schommer@volksfreund.de

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