Die ungeliebten Geschenke

Arzfeld/Daleiden/Waxweiler · Mit vielen Bauchschmerzen ist der Weg für die Übernahme der drei zentralen Sportanlagen durch die Gemeinden Arzfeld, Waxweiler und Daleiden frei. Grundsätzlich haben alle drei Dörfer dem Vorhaben der Verbandsgemeinde Arzfeld zugestimmt, auch wenn noch einige Details offen sind.

Der Nikolaus ist in diesem Jahr sehr früh unterwegs, und er verteilt keine Süßigkeiten. Stattdessen hat Andreas Kruppert, Bürgermeister der Verbandsgemeinde (VG) Arzfeld, bei seinen Besuchen in Daleiden, Arzfeld und Waxweiler viel größere Geschenke im Sack: die drei zentralen Sportanlagen der VG. Nach dem Willen der Verwaltung sollen die Sportplätze ab dem kommenden Jahr an die jeweiligen Ortsgemeinden abgegeben werden (der TV berichtete). Doch egal wo der VG-Chef mit seinen Gaben auftaucht: Große Freude erwartet ihn nicht, vielmehr schlägt ihm Skepsis entgegen. Denn Sportplatz ist nicht gleich Sportplatz. Während in Arzfeld vor drei Jahren für 750.000 Euro ein Kunstrasenplatz auf VG-Kosten gebaut wurde, ist der Sportplatz in Waxweiler komplett marode. "Es sind leider völlig verschiedene Voraussetzungen", sagt Kruppert. Weil man aber nun einmal nicht auch noch in Daleiden und Waxweiler Kunstrasenplätze bauen könne, sollen die Anlagen zumindest in einem guten Zustand übergeben werden. Nach einer Kostenschätzung müsste man rund 50.000 Euro aufwenden, um den Hartplatz in Waxweiler zu sanieren. Diese Summe habe man bereits in den VG-Haushalt für 2013 eingestellt.

Vorbehalte in Waxweiler gegen einen Hartplatz: Ein solcher sei bei den Sportlern äußerst unbeliebt. "Wir brauchen den nicht zu sanieren, denn dann kommt keiner mehr", sagt Ariane Last, die Vorsitzende des Sportvereins Waxweiler. "Dann ist der Sportverein tot." Wesentlich lieber hätte man einen Rasenplatz. Doch dieser würde rund 125.000 Euro kosten. Die Verbandsgemeinde wäre zwar bereit, die 50.000 Euro auch als Investitionskostenzuschuss für einen Rasenplatz zu bezahlen, kündigte Kruppert an. Die Entscheidung läge bei der Ortsgemeinde. Das Problem: Die restlichen 75.000 Euro müsste die Gemeinde aufbringen, selbst bei einem Zuschuss des Sportbundes in Höhe von knapp 20.000 Euro bleibt eine Lücke von 55.000 Euro, die für Kommune und Sportverein nicht leicht zu stemmen ist. Grundsätzlich erklärte man sich aber bereit, den Sportplatz zu übernehmen. Die Frage, ob man den Hartplatz von der VG sanieren lassen will oder selbst einen Rasenplatz anlegen lässt, soll in einer gesonderten Sitzung mit dem Sportverein geklärt werden.

Geringe Vorfreude in Arzfeld: Doch auch in Arzfeld ist man nicht wirklich froh über den neuen Kunstrasenplatz. Es gibt die Sorge, dass die Unterhaltskosten steigen und Gemeinde sowie Sportverein auf lange Sicht überfordern könnten. Außerdem bemängeln einige Ratsmitglieder, dass man nicht eindeutig nachvollziehen könnte, wie sich die Kosten von 15.000 Euro zusammensetzen. Aber man sieht auch, dass man im Vergleich zu den anderen Orten gut dastehe. Schließlich stimmt der Rat der Übernahme mit großer Mehrheit zu.

Offene Fragen in Daleiden: In Daleiden hat der Gemeinderat der Übernahme unter dem Vorbehalt akzeptiert, dass die zusätzlichen Kosten als Pflichtausgabe anerkannt werden. "Aber das ist ein Problem, das ja für alle Gemeinden gilt", sagt Ortsbürgermeister Walter Reichert. Die Anlage selbst wurde vor rund fünf Jahren instand gesetzt, so dass aktuell nur kleinere Reparaturen gemacht werden müssen. "Das ist nichts gravierendes", sagt Reichert. Problematischer ist aber die fehlende Trennung von Sportplatz und Schulgelände, die erst noch geschaffen werden müsste. Von daher gebe es die Idee, anstatt der Übertragung einen Pachtmietvertrag mit der VG zu schließen. Dann verbliebe die Anlage im Eigentum der VG, die laufenden Kosten würden aber dennoch von Gemeinde und Sportverein getragen.

Die Finanzsituation der VG: Für die Teilnahme am kommunalen Entschuldungsfonds (KEF) muss die VG knapp 100 000 Euro auftreiben, entweder durch Kürzungen oder durch Mehreinnahmen. Die Verwaltung habe dazu ein Sparkonzept erarbeitet und werde es dem Verbandsgemeinderat in der Sitzung am 6. Dezember zur Abstimmung vorliegen, kündigte VG-Chef Kruppert an. Gesamtumfang: 145.000 Euro. Ein Teil davon ist die Übergabe der drei zentralen Sportanlagen, die bislang in Trägerschaft der VG waren, an die jeweiligen Ortsgemeinden (siehe Extra). Darüber hinaus ist es für Kruppert eine Frage der Gerechtigkeit unter den Gemeinden. Denn andere Orte wie Lambertsberg oder Großkampenberg haben seit Jahrzehnten ihre eigenen Sportplätze unterhalten und zudem über die Umlage auch noch die zentralen Sportplätze mitfinanziert. "Das ist einfach nicht richtig", sagt Kruppert. "In den drei Orten hatte man jahrzehntelang einen Vorteil, den andere Gemeinden nicht hatten." Das könne man sich nicht mehr leisten.Meinung

Unvermeidliche Ungerechtigkeiten
Echte Gerechtigkeit ist mitunter ein sehr theoretisches Konstrukt, in der Praxis selten im Detail umzusetzen. Das ist derzeit in der VG Arzfeld zu beobachten. Der eine Ort bekommt kostenlos einen neuen Kunstrasenplatz übertragen, der andere einen auf den letzten Drücker sanierten Hartplatz. 750 000 Euro Investitionen hier, 50 000 Euro dort. Natürlich kann die VG deswegen nicht überall einen Kunstrasenplatz bauen lassen, auch wenn es dann gerechter wäre. Denn dann würden natürlich auch alle anderen Orte, die in den vergangenen Jahrzehnten ihre Plätze selbst finanziert haben, aufschreien und ebenfalls einen besseren Platz fordern. Das kann also der Weg nicht sein. Stattdessen müssen gewisse Ungerechtigkeiten akzeptiert werden, denn sie geschehen ja nicht aus bösem Willen, sondern sind einfach der Realität geschuldet. Überhaupt muss man sich auf lange Sicht überlegen, welche Sportplätze wirklich noch sinnvoll gebraucht werden und welche nicht. Die Zeiten, in denen der eigene Sportplatz wie die Kirche und die Dorfschule zu jedem Ort gehört haben, sind leider vorbei. Schon aus Kostengründen sollte die Zusammenarbeit mit den Nachbarorten zur Selbstverständlichkeit gehören. c.brunker@volksfreund.deExtra

Die Abgabe der zentralen Sportanlagen soll den VG-Haushalt um laufende Kosten in Höhe von rund 57 000 Euro entlasten. Zwischen 10 000 und 15 000 Euro kommen damit auf die jeweiligen Gemeinden und Sportvereine zu. Eine Summe, die durch Eigenleistungen bei der Pflege weiter reduziert werden soll. Außerdem stellt die VG insgesamt 12 000 Euro bereit, mit denen die Nutzung der drei Anlagen durch außerörtliche Vereine ausgeglichen werden soll. Die Gemeindehaushalte werden am Ende mit rund 5000 Euro belastet. Wenn noch Investitionskredite für die Sportanlagen abzubezahlen sind, werden sie allerdings weiterhin von der VG getragen. Offenbar geklärt ist die Frage, ob die Gemeinden überhaupt die zusätzlichen Ausgaben übernehmen dürfen. Wie Kruppert mitteilt, hat das Innenministerium bestätigt, dass es sich nach dem Sportfördergesetz um Pflichtausgaben handelt, die von der Kommunalaufsicht nicht beanstandet werden. Bis zur Sitzung des VG-Rats soll diese Aussage auch schriftlich vorliegen. ch

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