Sechs Millionen für 0,01 Prozent Zinsen Die VG Südeifel macht mit Schulden Profit

NEUERBURG · Die Verbandsgemeinde Südeifel hat, um flüssig zu sein, einen neuen Liquiditäts-Kredit in Höhe von sechs Millionen Euro aufgenommen. Statt dafür Zinsen zu zahlen, bekommt die Kommune aber noch Geld dazu. Und das nicht zu knapp.

 Nehme man aktuell einen Kredit auf, müsse wieder mehr gezahlt werden, sagt Kämmerer Michael Mainz.

Nehme man aktuell einen Kredit auf, müsse wieder mehr gezahlt werden, sagt Kämmerer Michael Mainz.

Foto: picture alliance/dpa/Andrea Warnecke

0,01 Prozent Zinsen sind nicht wirklich viel. Dafür Geld anzulegen, lohnt sich nicht wirklich. Dass sich der Kämmerer der Verbandsgemeinde (VG) Südeifel über diesen Zinssatz aber dennoch freut, hängt damit zusammen, dass die Verbandsgemeinde diese Zinsen nicht erhält, weil sie Geld spart, sondern weil sie welches leiht. Die 0,01 Prozent sind nämlich Negativzinsen. „Das ist für uns nicht das erste Mal“, sagt Kämmerer Michael Mainz. Bislang jedoch habe es sich nur um kleinere Kredite mit kurzen Laufzeiten gehandelt, fügt der Leiter der Finanzabteilung hinzu. Und das sei in diesem Fall schon anders.

Es geht immerhin um einen Kredit in Höhe von sechs Millionen Euro. Und das Besondere ist neben der Kredithöhe und der negativen Verzinsung auch die Laufzeit. Wie Mainz erklärt, sind die 0,01 Prozent nämlich bis 2028 festgeschrieben. Sollte es also in absehbarer Zeit wieder zu einer Zinsentwicklung in die andere Richtung kommen, so hätte das auf den Sechs-Millionen-Euro-Kredit keine Auswirkungen.

Und damit nicht genug: Die Verbandsgemeinde wird bei diesem Kredit auch über das Aktionsprogramm des Landes für kommunale Liquiditätskredite gefördert. Dieses Programm dient dazu, defizitäre Kommunen beim Abbau ihrer Schulden zu unterstützen. Im Fall der VG Südeifel liegt der damit verbundene Zinsbonus laut Mainz zwischen 0,5 und 0,65 Prozent. „Wir bekommen so also über die komplette Laufzeit insgesamt rund 300♦000 Euro an Zinsen dazu“, sagt der Kämmerer.

Sechs Millionen Euro geliehen und dann noch 300♦000 Euro obendrauf – Wäre es angesichts dieser Zinslage dann nicht sinnvoll, sämtliche derzeit laufenden Kredite der VG abzulösen, um sie dann in einen großen Kredit mit Negativzins zu packen? „Bei diesem Programm geht es um Liquiditätskredite, also darum, die Zahlungsfähigkeit sicherzustellen“, erklärt dazu der Finanzabteilungsleiter.

Für Investitionskredite gelte das nicht, sagt Mainz . Bei diesen sei die Verzinsung auch nicht so gut, da Investitionskredite für die Banken mit deutlich mehr Aufwand verbunden seien, so Mainz. Und was die Liquiditätskredite betreffe, so müsse die VG auch darauf achten, dass sie am Ende bei ihrer Hausbank nicht zu sehr ins Plus gerate. „Denn dann müssten wir wiederum Zinsen für unser Guthaben zahlen“, erläutert der Kämmerer.

Zudem sei der Zinsmarkt ja ständig in Bewegung. Dass die VG einen Sechs-Millionen-Kredit zu diesen Konditionen bekommen habe, sei ein Glücksfall gewesen, sagt Mainz. „Es gab im Oktober ein kurzes Zeitfenster, und genau da sind wir tätig geworden“, erklärt er. „Wenn wir aktuell Geld leihen würden, müssten wir wieder Zinsen zahlen.“ Zudem sei es auch nicht so, dass sich die VG bei der bundesweiten Ausschreibung von Krediten vor Angeboten nicht retten könne. „Wir bekommen inzwischen nur noch wenige Angebote“, sagt Mainz. „Das war früher anders. Da haben einem die Banken fast die Tür eingerannt.“

Die VG hat also genau zum richtigen Zeitpunkt Geld geliehen. Und das ist nicht nur gut für ihre eigene Haushaltskasse, sondern auch für die ihrer Gemeinden. „Wir sind dadurch in der Lage, diesen Zinsvorteil an die Gemeinden weiterzugeben, sodass diese für ihre Verpflichtungen gegenüber der VG-Kasse keine Zinsen zahlen müssen“, so Mainz. Und das sei gerade für hoch verschuldete Gemeinden wie Irrel, Neuerburg, Körperich oder Bollendorf eine Entlastung.

„Vor ein paar Jahren hätten wir für unsere Liquiditätsprobleme noch vier bis fünf Prozent Zinsen gezahlt“, sagt der VG-Mitarbeiter. Dass viele Gemeinden trotz der seit Jahren sinkenden Zinsen aber immer noch Probleme hätten, ihre Schulden abzubauen, sei ein Beleg dafür, dass der kommunale Finanzausgleich nicht funktioniere. Zudem dürfe bei aller Euphorie über die Negativzinsen auch nicht vergessen werden, dass es dabei ja nicht nur Gewinner gebe. „Es ist fraglich, ob das eine gute Entwicklung ist“, meint Mainz. „Letztendlich ist das ja eine kalte Enteignung der Sparer.“

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