Die Wahrheit kommt ans Licht

Der Schnee ist weg. Jetzt treten die Risse und Löcher im Asphalt zutage. Kein schöner Anblick. So einiges kommt in diesen Tagen ans Licht, was am liebsten für immer unter den Teppich gekehrt worden wäre.

Vom Kindesmissbrauch nicht nur in kirchlichen Einrichtungen bis hin zu fehlenden Stahlverstärkungen auf U-Bahn-Baustellen. Aber bis jetzt ist noch kein Teppich von Menschen hergestellt worden, der so dick wäre, dass er alles verbergen und glätten könnte.

Die Wahrheit kommt ans Licht. Denn Jesus sagt: "Wenn ihr bleiben werdet an meinem Wort, so werdet ihr die Wahrheit erkennen, und die Wahrheit wird euch frei machen." (Johannes-Evangelium Kapitel 8, Vers 31 + 32) Ich verstehe dies so, dass Wahrheit nicht aufgesplittert werden kann. Die Teile der Wahrheit, die man einfach nicht wahrhaben will, werden das Leben dennoch immer beeinflussen, bedrücken, ersticken.

Die üblicherweise gängige Methode, Dinge einfach "nachzubessern", greift nicht nur in Fällen des Missbrauchs doppelt daneben.

Zum einen kann man Schlechtes und Böses auch durch noch so viele Korrekturen nicht "besser" machen, geschweige denn "wiedergutmachen". Zum anderen klingt es zynisch in den Ohren der Opfer. Nur die Wahrheit befreit. Nicht nur für "Kirchenmänner" gilt dies, sondern für jeden, dem die Menschlichkeit wichtiger ist als ein System, und mag dieses noch so ausgeklü(n)gelt sein.

Pfarrer Thilo Müller aus Hillesheim, Evangelische Kirchengemeinde Gerolstein-Jünkerath

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