Die Wahrheit liegt unter der Grasnarbe

Das Dienstleistungszentrum Ländlicher Raum (DLR) Eifel organisiert derzeit eine Flurbereinigung in Lützkampen, Harspelt und Sevenig/Our. Vor dem Grundstückstausch heißt es bei der Bewertung des Bodens auf den Feldern: schlagen, drehen, ziehen, schätzen. Der TV hat eine Gruppe begleitet.

 Schauen sich die frische Bodenprobe im Bohrstock genau an (von links): Erwin Weber, Helmut Candels, Albert Bongarts und Paul Hoffmann. TV-Foto: Marcus Hormes

Schauen sich die frische Bodenprobe im Bohrstock genau an (von links): Erwin Weber, Helmut Candels, Albert Bongarts und Paul Hoffmann. TV-Foto: Marcus Hormes

Harspelt. Ende der Kaffeepause im Bauwagen, Start der Begehung einer neuen Teilstrecke: Sachverständige und ehrenamtliche Helfer machen sich auf den Weg. Sie sollen herausfinden, wie wertvoll die Eifeler Erde auf den Gemarkungen Harspelt, Lützkampen und Sevenig/Our (Verbandsgemeinde Arzfeld) ist. Ihre Ergebnisse bilden die Grundlage für den späteren Grundstückstausch zwischen den Eigentümern, denn dabei will natürlich niemand benachteiligt werden. "Wertgleiche Landabfindung" heißt das in der Fachsprache.

Die drei Gemeinden im Eifelkreis Bitburg-Prüm erhoffen sich durch Neuordnung von Grundstücken bessere Entwicklungschancen. Größere zusammenhängende Flächen bedeuten zudem bessere Arbeitsbedingungen für die Landwirte.

"Wenn Eigentum zersplittert ist wie im Urkataster von 1827, dann ist auch ein vernünftiges Pachtflächen-Management schwierig", erklärt DLR-Abteilungsleiter Edgar Henkes. "Wir haben inzwischen eine große Nachfrage bei Gemeinden, da sie durch die Bodenordnung einen Entwicklungsvorsprung bekommen."

Fruchtbarkeit des Bodens ist maßgeblich



Matthias Hiedels greift sich den weißen Kunststoff-Hammer. Mit kräftigen Schlägen rammt er einen Bohrstock tief in den Boden. Anschließend wird der Stock gedreht, damit sich im Hohlraum Erde sammelt. Die herausgezogene Bodenprobe betrachten und befühlen die Sachverständigen, um sie in eine von sieben Güteklassen einteilen zu können. Wie steinig, sandig oder lehmig der Boden ist, gibt Aufschluss über seine Fruchtbarkeit. Die Experten berücksichtigen auch natürliche Faktoren wie Nassstellen, Geländeneigung oder Waldnähe.

Ein Vermessungstechniker hält die Qualitätsstufe in einem Plan fest. Durch die Proben in regelmäßigen Abständen entsteht ein detailliertes Flächen-Kataster, das später neu zugeschnitten werden kann.

Viele Quadratkilometer müssen die von freiwilligen Helfern unterstützten Fachleute bewerten - im Prinzip alles außerhalb der Ortslage, denn innerhalb gilt der Verkehrswert. Neben dem DLR beteiligt sich auch die Finanzverwaltung an der Aktion. "Wir brauchen die Ergebnisse für steuerliche Zwecke", erklärt Paul Hoffmann, amtlicher Sachverständiger des Finanzamts Daun.

Die Arbeiten dauern voraussichtlich noch bis Ende des Jahres. Beim so genannten Planwunschtermin werden alle Grundstückseigentümer über die Ergebnisse informiert.

Im Frühjahr 2009 wird das gesamte Gebiet überflogen und anschließend örtlich genau vermessen. In Abstimmung mit den Grundstückseigentümern werden schließlich die Grenzen reguliert und damit auf Dauer neu festgelegt.

Die Teilnehmer der Flurbereinigungsverfahren in Lützkampen, Harspelt und Sevenig haben jeweils Vorstände gewählt, die vom DLR an allen wichtigen Entscheidungen beteiligt werden. Die Vorsitzenden sind Ralf Becker (Lützkampen), Ralf Huberty (Harspelt) und Andreas Candels (Sevenig).

Das DLR Eifel ist zuständig für den Eifelkreis Bitburg-Prüm und den Landkreis Vulkaneifel. Die geplante Reihenfolge der Verfahren ist im Landesentwicklungsprogramm 2007 bis 2013 festgelegt.

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