Die Weichen stehen auf Gleisabbau

Nach intensiver Diskussion hat sich der Rat der Verbandsgemeinde (VG) Prüm mit 21:5 Stimmen dafür entschieden, auf der stillgelegten Bahnstrecke Prüm-Gerolstein einen Radweg zu bauen. Der touristische Schienenbus-Verkehr soll nicht zum Tragen kommen.

Prüm. Die mit Spannung erwartete Sitzung des VG-Rats Prüm begann mit einem Antrag der SPD-Fraktion, den Punkt Bahnstrecke zu vertagen und vor einer Entscheidung einen Sachverständigen zum Thema zu hören. Die von der Verwaltung zusammengestellten Unterlagen seien nicht präzise genug, monierte Fraktionssprecherin Birgit Nolte-Schuster. FWG-Sprecher Klaus Enders verwies auf die offene Frage, zu welcher Lösung der Gerolsteiner Stadtrat tendiere. Bei nur acht Ja-Stimmen wurde der Antrag auf Vertagung jedoch mehrheitlich abgelehnt."Ich habe mich lange zurückgehalten mit meinem persönlichen Vorschlag, damit Sie alle Argumente abwägen konnten", erklärte Bürgermeister Aloysius Söhngen (CDU). Seine Empfehlung: ein Radweg auf der bisherigen Bahntrasse, da so geringe Steigungen nur dort anzutreffen seien. Die Mehrkosten für einen Radweg parallel zur Bahn schätze die Verwaltung auf mehr als 1,5 Millionen Euro. Hinzu kämen deutlich mehr als 400 000 Euro für den Erhalt der Bahnstrecke.Landesbetrieb stellt Zuschuss in Aussicht

CDU-Fraktionssprecherin Mathilde Weinandy verwies auf ein Signal vom Landesbetrieb Mobilität, dass bei Baurecht im Jahr 2009 mit einem Zuschuss für den Radweg gerechnet werden könne. Birgit Nolte-Schuster hätte sich von Söhngen "mehr Zurückhaltung und Objektivität" gewünscht. Ein Radweg allein sei uninteressant, die Schiene jedoch hier ein Alleinstellungsmerkmal. Die Menschen würden allgemein älter und nicht fitter, daher sei etwa eine Doppellösung sinnvoller.Dirk Kleis (FWG) räumte unterschiedliche Meinungen innerhalb der Fraktion ein. "Beim Parallel-Radweg sind die Investitionskosten zu hoch, die Folgekosten für das Schienennetz und die Entwicklung der Vulkan-Eifel-Bahn als Betreiber nicht absehbar", warnte Kleis. Maria Weber (UWG) sprach sich für einen dreijährigen Probe-Bahnbetrieb als Modellprojekt aus. Auch die Bahn binde Prüm ans Radwegenetz an."Die Bahn kostet uns relativ wenig Geld", betonte Bernd Weinbrenner (SPD). Der vorhandene Radweg nach Gerolstein sei zu 75 Prozent asphaltiert und durchaus nutzbar.Für die Variante Radweg plus Bahn stimmten nur sechs Ratsmitglieder (fünf SPD und Monika Rolef von der FWG). 21 Ja- und fünf Nein-Stimmen waren es bei der Variante Radweg pur.Liebe Leserinnen und Leser, was halten Sie von der Entscheidung des VG-Rats? Mailen Sie uns bitte Ihre Meinung in Kürze bis heute, 14 Uhr. Meinung Kampf bis zur letzten Schwelle Es kam, wie es kommen musste: Die Verlockung eines Radwegs auf der relativ flachen Bahntrasse war zu groß, die Zahlen sprachen für sich. Ein sang- und klangloses Wegwischen von 125 Jahren Geschichte hätte die Westeifelbahn nicht verdient gehabt. Deshalb ehrt es Birgit Nolte-Schuster und Bernd Weinbrenner, dass sie bis zuletzt für den Erhalt der Infrastruktur kämpften. Sie haben dem Rat Argumente in Erinnerung gerufen und die Entscheidung nicht leicht gemacht. Eine Entscheidung, die sich lange abgezeichnet hatte und nach aktueller Lage der Dinge auch vernünftig ist. Was einst zwischen Lünebach und Waxweiler begann, sich Richtung Arzfeld, Neuerburg, St. Vith und Prüm fortsetzte, soll seinen Abschluss durch den Anschluss an Gerolstein finden, zu Rhein und Mosel. Radwege auf ehemaligen Bahntrassen sind ein Erfolgsrezept — man kann eben nicht alles haben. m.hormes@volksfreund.deEXTRA "Wir sind vom Abstimmungsergebnis enttäuscht", lautet die erste Reaktion von Jörg Petry, Chef der Vulkan-Eifel-Bahn. "Schade, dass die Entscheidung gefallen ist, ohne wirklich Fakten auf dem Tisch zu haben." Die Variante Bahn plus Radweg sei nicht qualifiziert bewertet worden. Petry hofft darauf, dass der Gerolsteiner Stadtrat sich für einen Bahnbetrieb ausspricht, und will eine Entwidmung durch das Eisenbahn-Bundesamt verhindern. "Die Prümer Entscheidung ist in meinem Sinne", sagt Gerolsteins Stadtbürgermeister Karl-Heinz Schwartz (CDU). "Ich gehe davon aus, dass die Mehrheit des Stadtrats ebenfalls so beschließen wird." (cus)

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