Die Welt trifft sich beim Einzug der Nationen

BITBURG. Was als einmaliges Trachtenfest geplant war, wird in diesem Jahr zum 40. Mal veranstaltet. Beim Europäischen Folklore-Festival 2004 werden rund 1200 Mitwirkende erneut Tausende Besucher unterhalten.

Sonntag, 11. Juli 2004, 14.30 Uhr: 37 Gruppen aus 15 Ländern starten zum Festumzug des 40. Europäischen Folklore-Festivals. Wenn dann auch noch schönes Wetter ist, werden sich wieder tausende Zuschauer das bunte Treiben in der Stadt anschauen. Genau 39 Jahre zuvor, am 11. Juli, einem Sonntag, 14.30 Uhr, zog zum ersten Mal ein folkloristischer Umzug mit 58 Gruppen und gut 1800 Mitwirkenden durch Bitburgs Straßen. Wie das Wetter damals war, ist nicht überliefert. Aber die Veranstaltung muss ein Erfolg gewesen sein, denn eigentlich sollte der Umzug eine einmalige Sache sein. "Die Idee dazu hatten die Organisatoren der 1250-Jahr-Feier der Stadt", sagt Giesel Frese, eine der aktuellen Organisatorinnen des Folklore-Events. Die Idee für das bunte Treiben der Tänzer und Musiker wird dem damaligen Bürgermeister Wilhelm Kreutzberg zugeschrieben. Gruppen aus den Nachbarländern, aus Norwegen oder der Tschechoslowakei nahmen damals teil. Ab 1966 stand die Veranstaltung dann unter dem Titel "Europäisches Grenzlandtreffen". Auch wenn die Ausrichtung gleich blieb, erhielt das Folklore-Spektakel Ende der 80er-Jahre den Titel "Europäisches Folklore-Festival". Damit reagierte man nicht nur auf die Öffnung der Grenzen, sondern stellte auch das Verbindende der Veranstaltung in den Vordergrund. Aber nicht nur der Name des mittlerweile sechstätigen Fests ist ein anderer, auch die Präsentation nach außen hat sich geändert. Sichtbar wird dies an den Logoi, mit denen für die Veranstaltung geworben gibt. Vom minimalistischen Wappen der Anfangszeit (links) über die Flaggen-Blume von 1982 (rechts) - die Flower-Power-Zeit brauchte etwas länger, um nach Bitburg zu kommen - bis hin zur stilisierten Tänzerin in Stadtfarben von 1994 (ganz rechts) ging die Entwicklung. Gleich geblieben ist hingegen wahrscheinlich auch das Publikum der Montagsveranstaltung. 1968 hieß die ganze Sache noch "Internationaler Beat-Nachmittag im Festzelt", heute firmiert das Ganze unter "Seniorennachmittag mit Stars aus der Volksmusik". Auch die Zusammensetzung und die Herkunft der Gruppen änderte sich. So wie in diesem Jahr mit der Gruppe von den Osterinseln gaben sich in den vergangenen Jahren Puertoricaner oder neuseeländische Maori ein Stelldichein. Das Folklore-Treffen ist heute ein Treffen von Kulturen aus der ganzen Welt. Grund für diese immer bunter werdende Gruppenzusammenstellung ist eine andere Akquise als noch vor 20 Jahren.Manche Gruppen gehören zum "Inventar"

Das Bitburger Treffen gehört inzwischen zu einem ganzen Pool von Folklorefesten in Europa, die in einer eigenen Organisation zusammengefasst sind. "Viele Gruppen kommen aber nach wie vor durch persönliche Kontakte nach Bitburg", sagt Frese. Oft treten die Gruppen nur einmal in Bitburg auf, mancher Verein scheint aber einen Narren an der Bierstadt gefressen zu haben. Die "Götz Buam" aus Jagsthausen waren seit 1979 bisher 23 Mal mit von der Partie. "Deren Chef, Siggi Hipfl, hat sich zwar im vergangenen Jahr beim Treff der Kulturen verabschiedet, ist aber wieder mit dabei", berichtet die Organisatorin. Auch Tim Lord und seine Brass-Band gehörten viele Jahre zum "Inventar" des Festivals. 17 Mal zwischen 1978 und 2001 unterhielten die (auch trinkfesten) Engländer die Gäste. Sind die Umzüge auch durch die Jahre vielfältiger geworden, so hat sich das Aussehen der Umzüge verändert. In den ersten Jahren gestalteten Firmen und Vereine noch eigene Festwagen. "Das ist dann irgendwann eingeschlafen", sagt Frese. Eine Sache hat sich aber über die ganze Zeit hinweg gehalten. Seit 40 Jahren gibt es in jedem Jahr neue Festkrüge. Die waren anfangs aus Ton, zwischendurch aus Glas und sind inzwischen wieder aus Ton gefertigt. Ebenfalls fester Bestandteil seit 1965 ist der Bunte Abend am Festival-Samstag im Festzelt mit dem Einzug der Nationen. Inzwischen gleichfalls eine Tradition ist der Eröffnungsabend, der mittwochs im Haus Beda stattfindet und in jedem Jahr einem anderen Land gewidmet ist. Er ist das gesellschaftliche Ereignis Bitburgs. Heiß begehrt sind die Einladungen, gibt es doch neben einer Rede ein Büffett und Freibier.

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