Die Zeit der Feten in der Halle 300 ist vorbei

Bitburg · Die Lüftung ist alt, die Heizung und die Lichtanlage sind nicht auf dem neusten Stand, und auch der Brandschutz genügt nicht mehr den modernen Auflagen. Die Stadt Bitburg hat nun die Konsequenzen aus den "technischen Unzulänglichkeiten" der Halle 300 auf dem Flugplatz gezogen und die Halle geschlossen.

 Die Stadt Bitburg sucht weiter nach einem Käufer für die Halle 300. TV-Foto: Archiv/Dagmar Schommer

Die Stadt Bitburg sucht weiter nach einem Käufer für die Halle 300. TV-Foto: Archiv/Dagmar Schommer

Bitburg. Eine "Immobilie der vielen Möglichkeiten!", so heißt es in der Verkaufsanzeige auf der Internetseite eines Maklers. Und doch verkauft sich diese Immobilie, die Halle 300 auf dem Bitburger Flugplatz, nicht so gut, wie der Eigentümer, die Stadt, sich dies vorgestellt hat. Nun dürfte es noch schwieriger werden: Bei einer Begehung seien kürzlich technische Unzulänglichkeiten festgestellt worden, heißt es in einer Pressemitteilung der Stadtverwaltung Bitburg. "Wir haben eine Bestandsaufnahme gemacht", erläutert Elfriede Grewe, Geschäftsführerin der Betriebs- und Verwaltungsgesellschaft Bitburg (BVB) mbH. "Da kommt alles Mögliche zusammen, weil wir keine Instandhaltungsmaßnahmen mehr gemacht haben."Zahlreiche Mängel


Es gebe zahlreiche Mängel, bestätigt Matthias Hauer, Vorsitzender des Skatclubs Herz-Bube. Der Verein hatte nach gut fünf Jahren in der Halle 300 sein Turnier im Januar an einen anderen Ort verlegt. "Die Toilettenanlage war im vergangenen Jahr in einem schlechten Zustand, und die Heizung hat nicht funktioniert. Die 300 Teilnehmer saßen vier Stunden lang in ihren Jacken an den Tischen." Schon 2011 habe es Probleme gegeben, und die Heizkosten seien hoch gewesen. Allerdings hätten sich die Mitarbeiter der Halle bemüht und "sind uns im Preis entgegengekommen".
Investiert wurde zum letzten Mal 1996, als die Stadt die Halle 300 erworben hat. Damals wurde, so Grewe, die Heizungsanlage erneuert und leichtere Renovierungsarbeiten wurden in Angriff genommen. Doch nach der Eröffnung der Stadthalle im Oktober 2009 sei klar gewesen: "Bitburg braucht keine zwei Veranstaltungshallen." Das zeigt auch das Buchungsverhalten. "Wir hatten bis zu 30 Veranstaltungen im Jahr", sagt Grewe; 2013 waren es neun, dieses Jahr sollten es elf in der Halle 300 werden.
Nun hat die Stadt Konsequenzen aus dem Sanierungsstau gezogen und sieht "vorerst" von der Vermietung der Halle ab. Grewe: "Wir können die Leute nicht mehr guten Gewissens hinein und Party feiern lassen." Betroffen sind laut Grewe etwa zehn Veranstaltungen, davon zwei, drei Discos und einige Privatveranstaltungen. "Das ist sehr überschaubar", sagt die 55-Jährige. Rund fünf Veranstaltern, die die Halle bereits gebucht hatten, sei abgesagt worden. Für sie werde nach Ausweichmöglichkeiten gesucht. Grewe: "Wir bedauern das sehr, aber die Sicherheit für alle Besucher der Halle geht einfach vor."
Dennoch werde sich am veranschlagten Jahresverlust in Höhe von 22 000 Euro kaum etwas ändern, schätzt Grewe. Auch wenn es auf der einen Seite weniger Einnahmen gebe, auf der anderen Seite seien aber die Heizkosten geringer. Für 2014 hat die Stadt laut Wirtschaftsplan Erlöse in Höhe von 26 000 Euro veranschlagt. Dem stehen Betriebsführungskosten von 12 000 Euro und sonstige Aufwendungen (35 990 Euro) gegenüber.Kaufpreis: 490 000 Euro


Ziel der Stadt sei es weiterhin, das Grundstück, immerhin 10 300 Quadratmeter, mit der Halle 300 zu veräußern - möglichst noch in diesem Jahr, sagt Werner Krämer von der Stadtverwaltung Bitburg. "Es ist nicht einfach, so eine Halle an den Mann zu bringen." Im Januar erst hatte die Stadt den Kaufpreis von 540 000 Euro auf 490 000 Euro gesenkt. "Wenn direkt einer gekommen wäre, hätte sich der Rat überlegt, was man tun kann", meint Grewe. Die Stadt ist nach eigenen Angaben seit Anfang des Jahres in Verhandlungen mit einem Interessenten. Deshalb habe es noch kein Bieterverfahren gegeben, sagt Krämer.
"Die Nutzung der Halle ist offen gehalten", sagt er, "und nicht an Veranstaltungen gebunden." So könne der neue Besitzer die Immobilie auch gewerblich nutzen. "Er muss sich jedoch an den Bebauungsplan für das Flugplatzgelände halten."Meinung

Das konnte nicht gutgehen!
Die Stadt Bitburg scheint zu viel Geld zu haben. Da baut sie eine neue Stadthalle und leistet sich parallel dazu noch eine weitere große Veranstaltungshalle. Und dann lässt sie diese vergammeln. Das konnte nicht gutgehen. Leidtragende waren - neben den steuerzahlenden Bürgern - die Mieter der Halle 300. Sie mussten die hohen Heizkosten tragen. Erst nachdem klar war, dass die Brandschutzauflagen nicht erfüllt und die Schäden zu groß sind, hat die Stadt die Reißleine gezogen. Und damit gleichzeitig ein Problem. Denn wer will für knapp eine halbe Million Euro eine marode Immobilie kaufen, in die massig Geld gesteckt werden muss, damit sie genutzt werden kann? m.schneiders@volksfreund.deExtra

Die ehemalige Music-Hall auf dem Bitburger Flugplatzgelände diente bis 1994 als Festhalle der Air Base. 1996 kauft die Stadt die Halle 300. Betreiber ist die städtische Betriebs- und Verwaltungsgesellschaft Bitburg (BVB). Seit Anfang 2013 steht die Halle zum Verkauf. Die Halle ist rund 400 Quadratmeter groß und bietet bestuhlt Platz für bis zu 570 Gäste. Zudem gibt es ein 200 Quadratmeter großes Foyer mit Theken und Empore. mehi/red

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