Geschichte Als sie wieder auf die Füße kamen

Losheim · So war das nach dem Krieg in der Eifel: Eine neue Dauer-Ausstellung in Losheim zeigt, wie die Menschen die Jahre nach 1945 erlebten.

 Peter Drespa (links) und Guido Balter an einem der Schaubilder: Flugzeugschrott, den die Eifeler sammelten, verwendeten oder verkauften.

Peter Drespa (links) und Guido Balter an einem der Schaubilder: Flugzeugschrott, den die Eifeler sammelten, verwendeten oder verkauften.

Foto: Fritz-Peter Linden

Wer von Prüm aus über die Bundesstraße 265, am Forsthaus Schneifel vorbei, nach Norden fährt – oder aus dem Oberen Kylltal über die B 421 nach Westen – gelangt bald nach Losheim. Dort betreibt die Familie Balter beiderseits der deutsch-belgischen Grenze unter anderem einen Einkaufsmarkt, ein Gasthaus, die Krippana und die Euro Tecnica – die große Modelleisenbahn-Anlage.

Jetzt kommt dort eine weitere, dauerhaft angelegte Ausstellung hinzu, und sie lohnt den Besuch: Betreiber Guido Balter und der inhaltlich Verantwortliche Peter Drespa haben soeben die Arbeiten daran abgeschlossen, aufgebaut ist sie in der Etage neben und über der Euro Tecnica.

 Viel Arbeit, hoher Schauwert: Blick in die Ausstellung.

Viel Arbeit, hoher Schauwert: Blick in die Ausstellung.

Foto: Fritz-Peter Linden

„Losheim 1945 bis 1958 – Vom Ende zu einem Neuanfang“ heißt die Schau, und sie zeigt, nach den ersten Abschnitten über Kriegsschauplätze, Westwall und Ardennen-Offensive, wie die Menschen in diesem Teil der Eifel in den Jahren nach der großen Katastrophe allmählich wieder auf die Füße kamen. Mit allem, was ihnen damals zur Verfügung stand: So zeigt eine Vitrine, wie aus einem Stahlhelm ein Küchensieb wurde. Es ist eines von vielen Exponaten, die verdeutlichen, wie genau und wie nah am damaligen Leben Drespa die Ausstellung konzipiert hat – gemeinsam mit seiner Frau Kerstin, die die grafische Gestaltung der Schautafeln übernahm. Kein Wunder, dass die Vorbereitungen mehr als ein Jahr dauerten.

 Die Losheimer Ausstellung zeigt den Neuanfang in der Eifel nach dem Zweiten Weltkrieg – und die Atmosphäre in einem der vielen Bunker.

Die Losheimer Ausstellung zeigt den Neuanfang in der Eifel nach dem Zweiten Weltkrieg – und die Atmosphäre in einem der vielen Bunker.

Foto: Fritz-Peter Linden

Zumal die Ausstellung viele weitere Aha-Momente bereithält: Große, dreidimensionale Schaubilder lassen die Jahre des Wilderns und des Schmuggelns aufleben, an anderer Stelle sieht man den – echten – Schrott abgestürzter Kampfflugzeuge: Für die Eifeler wurde er damals zur Handelsware. Zu sehen sind aber auch die Gefahren, die von der überall herumliegenden Munition ausgingen – vor allem für die Eifeler Kinder. Thematisiert werden zudem die Kriegsheimkehrer, die Landwirtschaft, die Besatzungszeit und der Übergang zum Wirtschaftswunder.

 Wenn ein Helm zum Sieb wird: eine der detailreich bestückten Vitrinen.

Wenn ein Helm zum Sieb wird: eine der detailreich bestückten Vitrinen.

Foto: Fritz-Peter Linden

Dioramen, wie nebenan in der Krippenausstellung, gibt’s auch. Klar: „Ich bin Krippenbaumeister“, sagt Guido Balter. Einige dieser Schaubilder existieren bereits länger, für die neue Ausstellung aber wurden sie inhaltlich angepasst.

 Wichtig ist der Dialog: Ausstellungsmacher Peter Drespa.

Wichtig ist der Dialog: Ausstellungsmacher Peter Drespa.

Foto: Fritz-Peter Linden

Das alles ist umrahmt von den erklärenden Text- und Bildtafeln, die immer wieder darlegen, welche schrecklichen Verluste der Krieg gebracht hat. Verherrlicht wird hier nichts. Aber spannend aufbereitet – und mit Liebe zum Detail. Zum Beispiel das nachgebaute Geländeprofil zwischen Berk und Hallschlag, inklusive aller damals bestehenden Bunkeranlagen.

Gesamtkosten: „Alles in allem gut 100 000 Euro“, sagt Guido Balter. Für die Dioramen, für Gips, Holz, Fliesenkleber, Zement, Pflastersteine, Farbe – und was noch alles verarbeitet wurde. Tackerklammern etwa: „Über ’ne Million. Und die Zeit darfst du nicht rechnen.“

Peter Drespa sind mehrere Dinge wichtig: Die Ausstellung solle daran erinnern, wie schwierig die Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg gewesen sei für die Eifeler. Und neben all den Exponaten komme als bedeutender Aspekt der Besucher selbst hinzu: Ziel sei, „dass Gespräche entstehen. Das ist es, was wir uns wünschen für die Ausstellung.“

Der frühere Zeitsoldat ist bekannt dafür, dass er sich historischen Themen und speziell dem Zweiten Weltkrieg in verantwortungsvoller Weise widmet, unter anderem auch durch seine Aufbereitung der Westwall-Geschichte (der TV berichtete). Diese Erfahrungen kommen auch der jetzt zu sehenden Ausstellung zugute.

Die Ausstellung in Losheim ist täglich außer Montag von 10 bis 18 Uhr geöffnet, der Besuch ist vorerst noch im Einritt (7,50 Euro) für die Modellbahn-Ausstellung enthalten.

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