Die Zukunft liegt im Export

Mit Optimismus blickt der Kreisbauernverband auf das anstehende Jahr. Die Krise sei überwunden, so die einhellige Meinung auf der Jahreshauptversammlung, bei der vor allem die Situation auf dem Milchmarkt im Fokus stand.

Prüm. Gleich zwei genossenschaftlich organisierte Molkereien verarbeiten derzeit die Milch der Eifeler Landwirte - die Hochwald-Molkerei aus Thalfang und die Milch-Union Hocheifel aus Pronsfeld. Auch in diesen Tagen wird wieder einmal darüber diskutiert, ob die beiden Unternehmen, die im Vergleich zu anderen Molkereien zu den kleineren in Deutschland gehören (siehe Extra), nicht zusammenarbeiten sollten. Diese Frage hat auch die mehr als 250 Landwirte bei der Jahreshauptversammlung des Kreisbauernverbands in der Prümer Karolingerhalle beschäftigt.

Betriebe sollen über Fusionen nachdenken



"Über 30 Jahre lang haben die beiden Molkereien hervorragend gearbeitet und immer gute Preise für die Landwirte erwirtschaften können", sagte Leo Blum, Präsident des Bauernverbands Rheinland-Nassau. Aber man müsse auch die Frage stellen, ob sie für die Zukunft auch entsprechend gerüstet sind. Blum hat dafür eine klare Antwort: Sie müssten so schnell wie möglich über eine Zusammenarbeit oder eine Fusion nachdenken, um für die Zukunft breiter aufgestellt zu sein.

Berthold Achler, Chefredakteur der Fachzeitschrift "Top Agrar", blickte in seinem Vortrag auf die Zukunft der Milchbranche. "Die Krise ist vorbei, die Nachfrage nach Milch steigt und damit auch die Preise", sagte Achler. Von daher könne man für 2011 optimistisch sein.

Alle langfristigen Trends wie die wachsende Weltbevölkerung und der damit verbundene größere Nahrungsmittelbedarf sprächen für die Landwirtschaft. Aber die Milchbauern müssten sich auf das Ende der Quote einstellen, daran werde sich nichts ändern.

Deshalb wachsen derzeit viele Betriebe, vor allem in Norddeutschland, wo immer größere Ställe für bis zu 400 Kühe gebaut würden. Gleichzeitig schreite die Automatisierung weiter voran. Der Trend gehe eindeutig zu größeren Betrieben mit immer mehr Kühen. Dennoch ist Achler überzeugt, dass man auch zukünftig mit einem Familienbetrieb und 80 bis 100 Kühen noch Geld verdienen könne. Insgesamt habe der Milchstandort Deutschland wegen der guten Rahmenbedingungen Zukunft, und auch der Eifelkreis als einer der zwanzig bedeutendsten Milchkreise habe noch Potenzial.

Die Lösung für die Überproduktion sieht Achler im Export. Dabei seien innovative Molkereien mit großer Schlagkraft gefragt. "Sie brauchen eine Vorwärtsstrategie." Auch wenn die Hochwald und Milch-Union in den vergangenen Jahren immer hervorragende Arbeit geleistet hätten, müssten sie sich auf die neue Zeit einstellen. Die Zukunft liege allerdings nicht in Butter, H-Milch oder Milchpulver, sagte Achler. Vielmehr müssten Produkte mit einer besseren Wertschöpfung angeboten werden. Das seien zum Beispiel probiotische Joghurts oder Wellness-Produkte, die zu höheren Preisen verkauft werden könnten. Eine Aussage allerdings, die Milch-Union-Geschäftsführer Rainer Sievers nicht unwidersprochen hinnehmen wollte.

"Da muss man differenzieren. Jedes Unternehmen muss für sich selbst entscheiden, wie die Mehrmenge verarbeitet werden kann", sagte Sievers. Exporte nach Asien könne man beispielsweise nur mit Trockenprodukten realisieren.

"Wir haben ein spannendes Jahr vor uns", bilanzierte schließlich Michael Horper, der Vorsitzende des Kreisbauernverbands.

EXTRA

Die Molkereien in Deutschland: Branchenprimus ist der Nordmilch-Konzern mit einem Jahresumsatz von rund 2,5 Milliarden Euro. Dort werden mehr als vier Milliarden Kilogramm Milch pro Jahr verarbeitet. Danach folgen die Humana-Gruppe, die Müller-Gruppe und Campina Friesland. Die Hochwald-Molkerei folgt mit einem Jahresumsatz von etwas über einer Milliarde Euro (2009) und einer verarbeiteten Milchmenge von knapp zwei Milliarden Kilogramm auf Platz fünf. Etwa halb so groß ist die Milch-Union Hocheifel aus Pronsfeld mit einem Jahresumsatz 2009 von 528 Millionen Euro. Dort werden etwas mehr als eine Milliarde Kilogramm Milch verarbeitet. (ch)

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