Die zwei Seiten einer Tat

Ein Pfarrer aus der Eifel zeigt sich selbst an, weil er mutmaßlich Geld veruntreut hat. Ausgerechnet vom Konto der Messdiener soll er 2000 Euro genommen und für private Zwecke verwendet haben. Die Reaktionen in der Öffentlichkeit sind heftig.

Sie reichen von harscher Kritik, die den Fall als symptomatisch für die ganze Kirche darstellt, bis zur Verteidigung, die gerne auch in Medienschelte mündet.
Ganz sicher ist, dass es weder gerechtfertigt ist, den Überbringer der schlechten Nachricht für deren Inhalt an den Pranger zu stellen, noch von diesem Fall auf den Zustand der Kirche insgesamt zu schließen. Die Sache ist komplizierter. Sie hat eine juristische Seite. Diese ist unstrittig und wird dazu führen, dass der Pfarrer, so sich die Vorwürfe bestätigen sollten, wie jeder andere auch für seine Tat bestraft werden wird.

Die zweite Seite ist die moralische. Allein sie führt in diesem wie in anderen Fällen von Fehltritten kirchlicher Würdenträger zu besonderer Aufmerksamkeit und zu besonders heftigen Reaktionen. Denn von einer Institution, zu deren Kerngeschäft die Definition moralischer Standards gehört, und ihren Mitarbeitern, die diese verbreiten sollen, wird zwangsläufig ein Verhalten erwartet, das sich auch genau daran orientiert. Kirchenleute müssen Vorbilder sein.

So ist auch der ideelle Schaden, den der Pfarrer mit der mutmaßlichen Veruntreuung angerichtet hat, noch wesentlich höher als der materielle. Der Kirchenführung ist dies schon immer bewusst, was in früheren Zeiten dazu führte, dass Fehltritte möglichst unter der Decke gehalten wurden - langfristig meist ohne Erfolg. Deshalb ist es gut, dass die Kirche - zumindest in diesem Fall - aktiv an der Aufklärung arbeitet und nicht wie einst ihre Energie vor allem ins Vertuschen solcher Vorgänge steckt.

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