Diebe bringen die Eifel zum Schäumen

Ein Schaumteppich hat die Ortsdurchfahrt von Hüttingen am Freitagmorgen überzogen. In der Nacht hatten Unbekannte oberhalb des Ortes vermutlich Reinigungsmittel in die Entwässerung gekippt, die über einen Bach in den Ort sprudelten. Eine Gefahr für Mensch und Umwelt bestand laut Unterer Wasserbehörde nicht.

Hüttingen. Schaumparty in den Morgenstunden: In heller Aufregung sind die Bewohner des kleinen Eifeldorfs. Ein knöcheltiefer weicher Teppich überzieht die Ortsdurchfahrt Hüttingens. Berge seifiger Blasen türmen sich auf. Der kleine Paffenbach, der von oberhalb des Ortes nach Hüttingen herunterplätschert, ist zu einer Schaumquelle geworden. Einsatzkräfte der örtlichen Feuerwehr versuchen, mit Besen und Wasserschläuchen der sich stetig aufquellenden Masse Herr zu werden. Eine Sisyphus-Arbeit.

Anwohner nennen es 4711-Alarm



Der skurrile Anblick entlockt den Anwohnern nur ein müdes Lächeln. "Schon wieder 4711-Alarm", sagt Ursula Schönhofen. Ihr Grundstück liegt unmittelbar an der Schaumquelle. Auch ihr Vorgarten ist von weißen Flocken und Wolken übersäht. "4711-Alarm - das ist hier im Ort ein geflügeltes Wort, wenn wieder was vom Flugplatz runterkommt", seufzt sie. Das passiere öfter. "Aber es wird nichts dagegen getan. Wenn es schäumt, dann kommt die Feuerwehr und spritzt alles weg. Dann werden Proben genommen, und die Sache versandet dann im Nichts", seufzt sie. Die seifige Flüssigkeit hat sich in kürzester Zeit ihren Weg in die Kyll unterhalb des Ortes gebahnt. Weiße Schaumbläschen treiben auf der Wasseroberfläche.

Was war passiert? Gegen acht Uhr am Freitagmorgen werden Polizei und Feuerwehr in Bitburg alarmiert, dass im Bereich der Kläranlage auf dem Flugplatz Bitburg sich Schaum gebildet hat. Kurze Zeit später informiert Ortsbürgermeister Leo Maus, dass der Paffenbach in Hüttingen ebenfalls weißen Schaum führt und die Ortsdurchfahrt überschwemmt. Polizeikräfte überprüften daraufhin die Kontrollschächte und die Oberflächenentwässerung auf dem Flugplatz Bitburg. Die Spur führte zu einem Firmengelände in der Nähe der Startbahn. In der Nacht hatten dort unbekannte Täter einen Tank gestohlen, der vermutlich mit Reinigungsmitteln gefüllt war. Vor dem Abtransport mit einem geklauten LKW kippten die Täter den Tank aus. Die Flüssigkeit lief aus, wurde vom Regen in die Oberflächenentwässerung gespült und gelangte so in den Paffenbach. Von den Tätern keine Spur. Die Polizei ermittelt noch.

"Wir vermuten, dass es Tenside sind", sagt Martina Knauf von der Unteren Wasserbehörde der Kreisverwaltung des Eifelkreises Bitburg-Prüm. Sie taucht ihre Hand in den Schaum: "Riecht nach Waschmittel." Nach Einschätzung der Unteren Wasserbehörde ist die ausgetretene Flüssigkeit ein Tensid, das den Schaum verursacht und keine Gefahr für Mensch und Umwelt darstellt. Mitarbeiter der Struktur- und Genehmigungsbehörde (SGD) Nord nehmen Proben aus dem Bach. Ergebnisse der Analyse sollen Anfang nächster Woche für Klarheit sorgen, was Hüttingen da eingeschäumt hat.

Josef Junk, Bürgermeister der Verbandsgemeinde Bitburg Land, hatte sich bereits am Vormittag einen Eindruck vor Ort verschafft. Er habe großes Verständnis, dass die Anwohner besorgt seien. "Ich kann auch den Ärger der Leute gut verstehen. Es ist schließlich nicht das erste Mal, dass so etwas passiert", sagt Junk. Mitarbeiter der Stadtwerke hätten die Kläranlage überprüft und Entwarnung gegeben. In die Anlage sei nichts von dem Schaum und der Flüssigkeit eingedrungen, sagt Junk. "Die Werte in der Kläranlage sind alle in Ordnung", bestätigt Fritz Brüders von den Verbandsgemeindewerken.

Werte in Kläranlage sind normal



Anwohner Andreas Bredow hat die Nase voll von den Schaumpartys. Zu oft gebe es Vorfälle dieser Art. Herauskomme dabei nie etwas. Ihn ärgert nicht so sehr, dass sein Grundstück wieder einmal betroffen ist, sondern vielmehr über die Vorgehensweise der Feuerwehr. "Da sind zwei Feuerwehrmänner gekommen und haben das Zeug einfach weggespült. So was muss doch erst geprüft werden. Die wussten doch gar nicht, was das ist."

Josef Junk beschwichtigt: "Ich sehe die Sorge der Leute ein, aber was soll die Feuerwehr machen, außer den Schaum zurückhalten?" Gegen Abend musste die Feuerwehr erneut ausrücken, da sich wieder Schaum auftürmte. "Viel Regen wäre jetzt gut, sonst schäumt's halt weiter", sagte Wehrleiter Manfred Burbach.

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