Diese Wand kann allerhand

Bitburg/Prüm · Eifeler Idee, bundesweites Echo: Das mobile Präsentationssystem, mit dem die Technische Einsatzleitung des Eifelkreises bei Großereignissen alles anschaulich darstellen kann, findet große Resonanz. Ausgedacht haben es sich Feuerwehrleute - und die erhalten jetzt Nachfragen aus der ganzen Republik.

 So platzsparend lässt sich das Tafelsystem aufbewahren.

So platzsparend lässt sich das Tafelsystem aufbewahren.

Foto: (e_eifel )

Bitburg/Prüm. Der Ernstfall tritt ein: Irgendwo in der Eifel passiert ein Unglück, eine Katastrophe - Menschen müssen gerettet, behandelt, versorgt werden, die Einsatzkräfte sind zu koordinieren und zu verteilen - eine Riesenaufgabe, bei der man den Überblick nicht verlieren darf.
Diesen Job übernimmt die Technische Einsatzleitung, kurz TEL, des Eifelkreises: Sie besteht aus Vertretern von Feuerwehr, Technischem Hilfswerk, Polizei, Rotem Kreuz und anderen Einrichtungen - etwa vom Forst, wenn es sich um einen Waldbrand handelt. Je nach Tragweite des Ereignisses können das bis zu 60 Leute sein.
Und die müssen schnell erfassen und sehen können, was wo los ist, wenn ein Unglück geschieht oder ein anderes Ereignis, das einen hohen organisatorischen Aufwand erfordert. Bei den Eifelern geschieht das über das sogenannte Mobile Präsentationssystem - im Prinzip eine schnell aufgestellte, modulare und variable Wand, an die alles geworfen werden kann, was an Lagedarstellung nötig ist (siehe Extra).
Was ist nun das Besondere daran? Kurz gefasst: Es ist transportabel, schnell aufgebaut und leicht zu nutzen - an nahezu jedem Ort, von der Schule bis zum Zelt oder einem Dorfgemeinschaftshaus. Alles, was man dazu brauche, sagt TEL-Mitglied Paul Schmitz, einer der maßgeblichen Entwickler, "ist eine ebene Fläche zum Aufbauen".
Und dafür fahren die Erfinder viel Lob ein: "Da haben sich die maßgeblichen Leute wirklich was einfallen lassen", sagt Kreisfeuerwehrinspekteur Jürgen Larisch. "Hut ab."
Gibt es bisher nur hier


"Nach unserem Kenntnisstand gibt es kein anderes mobiles System, das diese Funktionalität besitzt", sagt Schmitz. Und: "Es ist ganz simpel": Der große Vorteil sei nämlich, dass man fast ausschließlich Elemente dafür verwendet habe, die man überall kaufen könne. "Und was nicht passte, haben wir uns passend machen lassen." Und zwar, schöner Zusatzeffekt, von den jungen Metallern im Berufsbildungszentrum Bitburg-Prüm.
Ergebnis: "Wir sind in der Lage, eine Präsentationsfläche von bis zu drei Metern Höhe und 18 Metern Breite in Minutenschnelle aufzubauen. Als Gerade oder in Winkelkombinationen, fast alles ist möglich", sagt Willi Schlöder, der Leiter der TEL und stellvertretende Kreisfeuerwehrinspekteur.
Kein Patent angemeldet


Mit dem System machen die Eifeler bereits Furore: So stellten sie es jüngst auf der Essener Tagung "Mobile Kommunikations- und Informationstechnik im Einsatz" vor, an der Vertreter von Feuerwehren, weiteren Rettungsdiensten, von Katastrophenschutz, Polizei, Zoll und anderen Organisationen aus der ganzen Republik teilnahmen.
Und die Resonanz, sagt Jürgen Larisch, sei groß. Man habe seitdem sehr viele Anfragen gehabt von Einrichtungen, die das System nachbauen und ebenfalls nutzen wollen.
Bezahlen müssen sie für die Hilfe aus der Eifel übrigens nicht: "Wir haben darauf kein Patent und keinen Schutz", sagt Larisch. Weil das Ganze eine gute Sache sei, die möglichst jeder nutzen können soll. Wer bei den Eifelern nachfragt, erhält deshalb Pläne und Materiallisten, damit er sich das System selbst zusammenbauen kann.
Der Name der Erfindung: Mopräsys - für Mobiles Präsentationssystem. Und zum Transport haben sie sich dann gleich noch einen Wagen gebaut und ihn "Trapowa" getauft.
Auslöser der Entwickung war übrigens der Rheinland-Pfalz-Tag 2011 in Prüm: Damals nämlich, sagt Paul Schmitz, habe sich die Notwendigkeit eines solchen Systems gezeigt. Und so kam es dann zum "Mopräsys".
Es müssen auch nicht immer Katastrophen sein, bei denen man das System installiert: Wenn Bitburg tatsächlich den Zuschlag für die Landesgartenschau 2022 erhalte, sagt Jürgen Larisch, "dann bauen wir das in der Kreisverwaltung auf".Meinung

Kluge Köpfe
Da haben sich einige Eifeler Pragmatiker etwas ausgedacht, worauf die klugen Köpfe in den großen Städten nicht gekommen sind. Allein dafür: Gratulation. Noch besser aber: Sie stellen ihre Idee anderen Rettern kostenlos zur Verfügung und wollen nichts daran verdienen. Das ist Gemeinsinn in seiner schönsten Form. Aus der Eifel, jawohl. f.linden@volksfreund.deExtra

 So platzsparend lässt sich das Tafelsystem aufbewahren.

So platzsparend lässt sich das Tafelsystem aufbewahren.

Foto: (e_eifel )

Die Darstellung von Einsatzlagen (Pläne, Schadensübersichten, Landkarten, Dokumentationen) geschieht an Weißwandtafeln, den sogenannten Whiteboards: magnetisch, blendfrei und zugleich beschreib- und abwischbar. Darauf können Karten, Luftbilder oder Lagepläne geworfen werden. Das machen "Ultrakurzdistanzbeamer": Sie hängen direkt über den Tafeln an einer Schiene. Zusatzeffekt: kein störender Schattenwurf, falls jemand aufsteht und durch den Raum geht - das gilt selbst dann, wenn eine Person direkt vor den Tafeln steht. Per Fingerzeig können darauf außerdem Symbole (Fachbegriff: taktische Zeichen) angebracht und bewegt werden. Grundlage ist ein Ständerwerk aus Ladenbausystemen - modifiziert vom Metallbereich des Berufsbildungszentrums Bitburg-Prüm. Das System braucht keine Befestigungen an Mauern, Wänden oder Decken, was den Aufbau ebenfalls beschleunigt. Kosten für das Eifeler System: 13 000 Euro. red/fpl

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