Dina findet ihren Bullen per Computer

LEIDENBORN. (ako) In einer Serie in Zusammenarbeit mit der Rinder-Union West (RUW) stellt der TV den Lebens- und Arbeitsalltag in der modernen Landwirtschaft vor. Der erste Teil beschäftigt sich mit der Familie Schwalen aus Leidenborn, die seit sieben Generationen einen Betrieb bewirtschaftet.

 RUW-Leiter Gerd Grebener (rechts) berät Bauer Hermann Schwalen (links) mit seiner Kuh Dina in Sachen künstliche Besamung.Foto: Angelika Koch

RUW-Leiter Gerd Grebener (rechts) berät Bauer Hermann Schwalen (links) mit seiner Kuh Dina in Sachen künstliche Besamung.Foto: Angelika Koch

Der Hofneben der Leidenborner Dorfkirche liegt idyllisch in derFrühlingssonne. Es riecht würzig ländlich nach Kühen und Silage,und der Hofhund geht seiner Aufgabe nach: bellen, um Besuchanzumelden. 1993 hat Hermann Schwalen mit seiner Frau Brigitteden Betrieb von seinem Vater übernommen. Hier leben dreiGenerationen unter einem Dach. Es sind neben demLandwirtschaftsmeister und der ehemaligen Vorstandssekretärin derVolksbank mit ihren drei kleinen Kindern Alexander, Julia undCarina auch die Eltern des Inhabers, Josef und Therese Schwalensowie der Bruder Norbert Schwalen und ein Auszubildender. Längst ist aus einem mehr als 300 Jahre alten Gehöft mit allen landwirtschaftlichen Sparten ein hoch spezialisierter moderner Agrarbetrieb geworden mit 90 Milchkühen und 90 Stück Jungvieh. Dazu gehören 62 Hektar Grünland, 20 Hektar Wald, 21 Hektar Getreide, zehn Hektar Silomais und zwölf Hektar Grassamenvermehrung. Gerade ist die Aussaat von Sommergerste beendet worden, und Josef Schwalen ist auf den Weiden unterwegs, um das Grünland "abzustriegeln" und neu einzusäen, wo der Winter Narben hinterlassen hat.

Vier einen Tag alte Kälbchen liegen in luftigen Boxen auf Stroh und blinzeln neugierig in die Sonne. Sie bekommen heute ihre Ohrmarken, um die Herkunft einwandfrei nachweisen zu können. Die Tiere sind nicht Produkt natürlicher Zuneigung, sondern eines hoch technisierten Vorgangs, wie Hermann Schwalen und Gerd Grebener von der RUW, die den Landwirten beratend zur Seite steht, erklären. Heute werden Kühe in der Regel künstlich besamt, um die Gewähr zu haben, in Sachen Milchproduktion leistungsfähigen Nachwuchs zu zeugen.

"Vor allem viele Städter wissen nicht mehr, dass die Milch aus dem Supermarkt wie bei jedem Säugetier nur dann entsteht, wenn die Kuh trächtig war und ein Kalb geboren hat", erläutert Grebener. Das Kalb wird nur eine Woche lang in der Kälberbox mit der Milch seiner Mutter ernährt. Danach wird es im Kälberstall mit einer nährstoffreichen und speziell auf die Wachstumsbedürfnisse abgestimmten Magermilchpulver-Wasser-Mischung aufgezogen. Jede Kuh in Schwalens Stall produziert im Jahr rund 9400 Kilo Milch, was überdurchschnittlich gut sei, so Grebener. Normal sei landesweit eine Abgabe von 6800 Kilo pro geprüfter Kuh - 131000 dieser Milcherzeugerinnen gibt es in Rheinland-Pfalz.

Die RUW hat den Samen von rund 250 Bullen von zehn verschiedenen Rassen im Angebot, die in der Fließemer Besamungsstation ihre Spende an ein so genanntes "Phantom" abgeben. Am PC wird geforscht, aus welchen so genannten Anpaarungen die besten Milchkühe entstehen. Dazu gibt es einen Kriterienkatalog, wie der Euter beschaffen sein muss oder das Fundament, sprich: die Beinstellung.

All das muss perfekt sein, weil die Kühe langfristig gehalten werden und zukünftig auch Melk-Roboter mit Sonden eingesetzt werden, die zum Beispiel mit schräg gestellten Zitzen ein Problem hätten.

Bei minus 196 Grad Celsius wird der Samen des Bullen in flüssigem Stickstoff eingefroren und kann so problemlos verschickt werden. Ein echter Top-Bulle zeugt weltweit 3000 bis 4000 Töchter.

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