Doppelspitze im Prümer St.-Joseph-Krankenhaus: Ein Mann mit Bauchgefühl

Prüm · Die Chirurgie am St.-Joseph-Krankenhaus in Prüm wird ab sofort von einer Doppelspitze geführt. Der bisherige Chef Thomas Beyer arbeitet nun mit Peter Bertram zusammen.

 Thomas Beyer (links), Theo Korth und Peter Bertram stellen die Chirurgie am „St.-Juppes“ neu auf. TV-Foto: Frank Auffenberg

Thomas Beyer (links), Theo Korth und Peter Bertram stellen die Chirurgie am „St.-Juppes“ neu auf. TV-Foto: Frank Auffenberg

Foto: Frank Auffenberg (aff) ("TV-Upload Auffenberg"

Prüm Mit einer kleinen Feierstunde wird heute Peter Bertram als jüngster Neuzugang im Ärzteteam des St.-Joseph-Krankenhauses begrüßt. Am ersten Oktober hat er seine Arbeit als Chefarzt der Chirurgie aufgenommen. Moment - wurde die nicht eigentlich vom ärztlichen Direktor des Hauses, Thomas Beyer, geführt? "Das wird sie auch weiterhin, aber eben in einer Art Doppelspitze", sagt Theo Korth, seit dem vergangenen Sommer Geschäftsführer des Krankenhauses (der TV berichtete). Wir haben uns erklären lassen, was es mit dieser Personalie auf sich hat.
"Es ist eigentlich ganz einfach zu erklären. Vor 100 Jahren gab es noch eine Chirurgie, im Laufe der Jahrzehnte hat sich das aber geändert", sagt Beyer. Wie viele Fachrichtungen der Medizin habe sich auch die Chirurgie in immer spezialisiertere Bereiche aufgefächert. Er selbst sei weiterhin für die Orthopädie und Unfallchirurgie zuständig, der neue Kollege Bertram wiederum für die sogenannte Viszeralchirurgie - verallgemeinert ausgedrückt für alles, was die Weichteile im Bauchraum betreffe (siehe Extra).
"Gemeinsam wiederum führen sie seit Anfang Oktober die Abteilung für Chirurgie", sagt Korth. Hier werde das sogenannte Kollegialsystem erstmals in den Führungsstrukturen des Prümer Krankenhauses umgesetzt. "Die Abteilung für Chirurgie wird jetzt quasi mit einer Doppelspitze geführt", sagt Korth. Bereits in seiner Zeit als Geschäftsführer des Schleidener Antonius-Hospital habe er damit gute Erfahrungen gemacht. Viszeralchirurgie sei im Haus schon immer betrieben worden, jetzt habe man aber einen eigenen Fachmann dafür.
"Etwa ein Drittel aller Patienten unserer chirurgischen Abteilung fallen in meinen Fachbereich", sagt Bertram. Durch die neue Aufteilung seien die Abläufe im Haus anders aufgestellt worden, die spezialisierten Fachdisziplinen könnten nun wie die Zähne eines Uhrwerks noch besser ineinandergreifen, sagt Korth.
Extrem vereinfacht könne man das Ganze wie folgt beschreiben: "Unsere Internisten suchen nach Erkrankungen. Haben sie etwas gefunden, übernimmt die Viszeralchirugie." Mit der Einführung der Doppelspitze werde, wie bei seinem Amtsantritt versprochen, die weitere Spezialisierung des Hauses vorangetrieben und damit die Zukunftsfähigkeit gestärkt - zumal der neue Kollege auf einen sehr reichen Erfahrungsschatz zurückblicke.
Bertram hat in Aachen studiert, wo er immer noch wohnt. Er erlangte dort auch seine Doktorwürde und legte am Klinikum auch seine Habilitation ab - die Prüfung erlaubt ihm wissenschaftlich zu lehren. Bertram war Oberarzt an der Chirurgie der Uniklinik Aachen, Leitender Oberarzt an Krankenhäusern in Mönchengladbach, später Chefarzt der Allgemein- und Viszeralchirurgie am Krankenhaus in Schleiden und zuletzt am Hospital in Erkelenz.
"Der Region blieb ich also treu, wobei ich anmerken möchte, dass ich als Aachener Prüm natürlich gut kenne", sagt Bertram. Schon als Kind sei er in die Abteistadt gekommen: "Aachen und Prüm teilen sich ja quasi die Karolinger." Neugierig habe er bereits die Ausgrabungen am Hahnplatz mitverfolgt. Der Neue ist also bereits gut angekommen. Er habe nicht lange überlegen müssen, um sofort zuzusagen, als ihm die Stelle in Aussicht gestellt wurde. "Aus rein medizinischer Sicht ist es fast egal, wo man arbeitet. Die Arbeit ist überall gleich, aber Prüm und die Menschen hier kennenzulernen, ist einfach sehr spannend und macht viel Spaß."
Peter Bertram wird heute um 14 Uhr als neuer Chefarzt mit einem öffentlichen Festakt vorgestellt. Nach einer Begrüßung des Geschäftsführers der Caritas Trägergesellschaft, Bernd Koch, hält Bertram einen Festvortrag zu neuesten Entwicklungen in der Behandlung von Leistenbrüchen.Extra: SPEZIALIST FÜR ALLES, WAS IM BAUCHRAUM WEICH IST


Die Viszeralchirugie ist eine Facharztrichtung der Chirurgie - also der medizinischen Disziplin, die sich mit operativen Behandlungen von Krankheiten und Verletzungen befasst. Das Fach der Viszeralchirugie konzentriert sich auf den Bauchraum. Dazu gehören auch die Bauchwand, alle innenliegenden und nichts nach außen abgebenden Drüsen - inklusive Schilddrüse und die Organe des Verdauungstrakts. Behandelt werden unter anderem auch Eingeweide- und Leistenbrüche. Auch die Transplantation von Bauchhöhlenorganen wie Leber, Niere, Pankreas und Dünndarm gehören zum Fachbereich. Viszeralchirurgische Erkrankungen sind unter anderem akute Verletzungen, Tumoren, Entzündungen oder auch Fehlbildungen der Organe. Seit den frühen 1990er Jahren setzt sich in immer mehr Bereichen der Viszeralchirurgie der minimal-invasive Ansatz durch - also Eingriffe, bei denen möglichst wenig Gewebe verletzt wird. Weiteres unter: www.dgch.de

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