Dornröschenschlaf mit Albträumen

KYLLBURG. Während sich das Kyllburger Stadtbild an mehreren Stellen zum Besseren wandelt, herrscht am Burgturm Stillstand. Weder Sanierung noch Nutzung des historischen Bauwerks sind endgültig geklärt.

 Josef Wissmann und Benedikt Bores (von links) erneuern eine Treppe auf dem Kyllburger Friedhof. Stadtbürgermeister Winfried Müller (rechts) kümmert sich um das Material und freut sich über die ehrenamtliche Hilfe. Foto: Marcus Hormes

Josef Wissmann und Benedikt Bores (von links) erneuern eine Treppe auf dem Kyllburger Friedhof. Stadtbürgermeister Winfried Müller (rechts) kümmert sich um das Material und freut sich über die ehrenamtliche Hilfe. Foto: Marcus Hormes

1998 verkaufte die Stadt Kyllburg die Alte Schule und den Burgturm an die Hillebrand GmbH. Trotz mehrfach angekündigter Renovierung liegt das Gelände auf dem Stiftsberg weiter im Dornröschenschlaf. Der Aufbau eines Gerüsts im Auftrag der GmbH endete peinlich: Wegen Sicherheitsmängeln zwang die Berufsgenossenschaft die Firma, das Gerüst wieder abzubauen. Der jüngst versprochene neue Anlauf (der Trierische Volksfreund berichtete) kommt in diesem Jahr nicht mehr zu Stande. Damit liegt eine mögliche touristische Vermarktung auf Eis - der Albtraum geht weiter. Die ständigen Verzögerungen gehen nicht zuletzt auf den kompliziert-kuriosen Kaufvertrag zurück. Darin verpflichtet sich Hillebrand, den Burgturm unentgeltlich zugänglich zu halten. Eine Gegenleistung dafür hat die Stadt ausdrücklich nicht zu erbringen. Aber: Die Renovierungs- und Unterhaltungskosten muss die Stadt tragen, obwohl sie nicht mehr Eigentümerin ist. Ein scheinbarer Widerspruch, der manchem Stadtratsmitglied sauer aufstößt. Bürgermeister Bernd Spindler (SPD) hegt allerdings keine rechtlichen Bedenken: "Eigentümerin und Nutzungsberechtigte können sich darüber verständigen, wer die Sanierungs- und Unterhaltungskosten trägt. Das ist also kein Widerspruch." Die CDU-Fraktion regte an, den einstigen Ratsbeschluss zum Verkauf des Burgturms zu prüfen. Fraktionssprecher Thomas Etteldorf stellte die Frage in den Raum: "Beinhaltet der Beschluss die Ermächtigung einer so schwer wiegenden Einschränkung?" Unabhängig von der Antwort bleibt der Vertrag jedoch wirksam. Im Nachtragshaushalt 2005 sind 20 000 Euro für die Sanierung veranschlagt. Der Förderbescheid vom Landesdenkmalamt über 13 300 Euro steht noch aus. Unterdessen hinterlässt die "Rentner-Gang" weiter Spuren in der Stadt. Eine Gruppe von acht Ehrenamtlichen kümmert sich um Dinge, die die Stadt in ihrer Finanznot sonst nicht erledigen könnte. Schon seit dem vergangenen Jahr laufen die Arbeiten auf dem städtischen Friedhof bei der Kirche St. Maximin. Der ehemalige Beigeordnete Klaus Marxen, auch stellvertretender Vorsitzender der Eifelvereins-Ortsgruppe Kyllburg, Erich Steffen und weitere Senioren halfen bei der Sanierung der Sandstein-Treppe mit Stahlgeländer in der Mitte des Friedhofs. Josef Wissmann und Benedikt Bores erneuerten die Seitenwangen der unteren Treppe. "Wir helfen, damit sich der Zustand auf dem Friedhof verbessert und sich in der Stadt etwas bewegt", beschreibt Bores die Motivation der Rentner. Die Stadt stellt das Material im Wert von 1200 Euro, der Rest wird in Eigenleistung erledigt. "Gerade beim Friedhof gibt es durch die steilen Hänge viel Arbeit. Ich hätte nie gedacht, dass die Leute so gut mitziehen", sagt Stadtbürgermeister Winfried Müller (parteilos), der vor seiner Wahl die Mobilisierung der Bürger versprochen hatte. Zur "Rentner-Gang" gehören auch Willi Poss, Rudi Carben, Josef Franzen und Horst Döring, der sich besonders um das künftige Jugendheim neben dem Campingplatz gekümmert hat. Der Platz vor diesem ehemaligen Tennishäuschen wird planiert, befestigt und mit Rasen eingesät. Dabei helfen Ein-Euro-Jobber. Ein Stück Waldweg hinauf zum Haus des Gastes hat die Stadt mit Mineralbeton befestigt. Die Baumstümpfe am Rand will Klaus Bores kunstvoll beschnitzen. Im Stadtwald Hahn werden weitere Ruhebänke aufgestellt. "Die Wanderwege sind auch bei Touristen beliebt", berichtet Müller und kündigt an: "Das Sommerhaus im Hahn sanieren wir 2006."

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