Drei Männer brennen für seltene Sorte

Wolsfeld · Sie ist klein, bräunlich und zum Essen eher wenig geeignet. Trotzdem wird die Nelchesbirne in Wolsfeld jetzt wieder angepflanzt. Zum einen geht es dabei um eine Ausgleichsmaßnahme zur Ortsumgehung, zum anderen schätzen die Schnapsbrenner die ortstypische Obstsorte für ihr Erzeugnis.

Wolsfeld. Eigentlich sollten die Bäume schon viel eher stehen. Doch durch den langen Winter hat sich auch die Pflanzung verzögert. Aber jetzt sind Ortsbürgermeister und Schnapsbrenner Heinz Junk und seine Kollegen Bernhard Zender und Alois Hoffmann bei der Arbeit. Oberhalb des Sportplatzes pflanzen die drei Männer mit Hilfe von Christian Weich und seinem Bagger die Obstbäume.
Schwierige Pflanzensuche


Das Besondere dabei: Bei den jungen Pflanzen handelt es sich um die Nelchesbirne. Das ist ein altes Obst und wird fast gar nicht mehr angebaut. So war es auch am Anfang schwierig, neue Pflanzen zu finden, sagt Ralf Mayeres vom Landesbetrieb Mobilität in Gerolstein. Zu kaufen gibt es die Bäume nicht mehr. Deshalb nutzte man einen Mutterbaum aus Wolsfeld, um davon neue Pflanzen zu ziehen und zu veredeln.
Essen kann man die Nelchesbirne nicht, sagen die drei Männer, die die Bäume pflanzen. Aber guten Schnaps brennen. Und deshalb haben Heinz Junk und seine Kollegen auch großes Interesse daran, die Bäume selbst zu pflanzen und auch künftig zu betreuen. Ernten sind voraussichtlich aber erst in zehn Jahren von diesen Bäumen möglich.
Birnen müssen auf Gras stehen


Wichtig ist es, dass die Bäume auf Wiesen stehen. Denn wenn die Birnen auf harten Boden fallen, verlieren sie sofort ihr Aroma, sagt Schnapsbrenner Bernhard Zender.
Für Ralf Mayeres sind das Interesse und das Engagement der Männer aus Wolsfeld ein Glücksfall. Häufig würden als Ausgleich für Baumaßnahmen Bäume gepflanzt, die dann aber verrotten, weil niemand Interesse hat. Hier in Wolsfeld sei er sicher, dass die Bäume gepflegt werden. Die Baumpflanzungen sind nur eine von mehreren Aktionen, mit denen der Bau der Bundesstraße 257 Ortsumgehung ökologisch kompensiert werden soll.
Neben der Pflanzung von rund 400 Obstbäumen gibt es laut Mayeres umfangreiche Grünland-Extensivierungen und Strauchpflanzungen. Auch Ackerbrachen wurden angelegt. Allein die Pflanzung der Obstbäume hat den Baulastträger, den Bund, ungefähr 85 000 Euro gekostet.
Extra: Nachricht für Kinder

Obst ist lecker und gesund. Aber es gibt auch Sorten, die schmecken ganz schön sauer, und deshalb doch nicht so gut. Die Nelchesbirne ist so eine Frucht. Aber man kann andere Sachen aus Obst machen, zum Beispiel Saft oder Schnaps. Apfel-, Trauben- oder Birnensaft kennt ihr ja wahrscheinlich alle. Und der ist auch lecker für Kinder. Aber der Schnaps, der aus dem Obst gebrannt wird, der ist nur für Erwachsene. Zum Brennen, wie man die Herstellung von Schnaps nennt, werden die Früchte erst einmal zermatscht. Und diese Matsche, die man Maische nennt, fängt dann an zu gären. Der Zucker aus dem Obst verwandelt sich in Alkohol. Am Schluss entsteht durch Erhitzen und Herunterkühlen Schnaps. Der sieht aus wie Wasser, hat es aber ganz schön in sich. Aber der ist eben nur was für Erwachsene und wird dann auch nur aus ganz kleinen Gläschen getrunken. Kindern schmeckt Schnaps gar nicht und kann sogar richtig krank machen. noj

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