Drei russische Offiziere als Schutzengel

In einer Veranstaltung der Reihe "Leseforum Schulbibliothek" hat Gregor Milbert, Zeitzeuge der NS-Zeit vom Neuscheuerhof bei Bauler, Schülern des Bitburger St.Willibrord-Gymnasiums seine neu erschienene Dokumentation "Damals" vorgestellt. Schüler und Lehrer sind beeindruckt: Sie wünschen sich eine weitere Lesestunde mit dem Autor.

 Sein Vortrag weckt Betroffenheit: Der 85-jährige Autor Gregor Milbert liest als Zeitzeuge vor Bitburger Gymnasiasten aus seiner Autobiografie „Damals“. Foto: privat

Sein Vortrag weckt Betroffenheit: Der 85-jährige Autor Gregor Milbert liest als Zeitzeuge vor Bitburger Gymnasiasten aus seiner Autobiografie „Damals“. Foto: privat

Bitburg. (red) Mit äußerster Konzentration und zunehmender Betroffenheit lauschen die Schülerinnen und Schüler des Bitburger Gymnasiums, als Gregor Milbert aus seinem autobiografischen Werk "Damals" vorliest. In dem Buch hat er Erlebnisse und Erfahrungen aus der Vorkriegszeit, der Zeit des Zweiten Weltkriegs und der Nachkriegszeit festgehalten.

Details zu Hitlers Besuch im Neuerburger Land



Anders als sonst, wenn sie aus Geschichtsbüchern lernen, nehmen die Jugendlichen diesmal aus der persönlicher Perspektive des Betroffenen geschilderte Details jener Zeit wahr. Die "langsame Einschüchterung" der Bevölkerung etwa, die damals durch Propaganda und Militärapparat betrieben wurde. Oder Einzelheiten zum Bau des Westwalls in der Region nahe der luxemburgischen Grenze, zum Besuch Hitlers im Neuerburger Land und zur Einquartierung im Jahr 1939.

Gregor Milbert berichtet über die Zwangsarbeit polnischer Juden in einem Lager in der Nähe des elterlichen Hofes - und deren Dankbarkeit für gefährliche Hilfsaktionen seiner Mutter. Er schildert die Zuneigung eines serbischen Kriegsgefangenen, der die Familie nach Kriegsende dreimal besucht hat, und zitiert die Warnungen einer Nachbarin, die unter Lebensgefahr Nachrichten des britischen "Feind"- Senders gehört hatte: "Glaubt bloß nicht alles!"

Dass damals immer "Macht vor Recht" ging, verdeutlicht Gregor Milberts eigenes Schicksal als Soldat und Kriegsgefangener an der Ostfront, bei Odessa, am Rand des Kessels von Stalingrad und in Ungarn. Drei russische Offiziere, die ihm und einigen Kameraden auf der Flucht in die Heimat halfen, sieht er im Nachhinein als "Schutzengel". Wie er überhaupt immer wieder betont, trotz schlimmer Erfahrungen "sehr viel Glück" gehabt zu haben.

Das Anliegen des Autors: Für die Zukunft lernen



Mit seiner Offenheit, seiner sympathischen Ausstrahlung, aber auch der Dankbarkeit für positive Erfahrungen (etwa die Vorbildrolle seiner Mutter) gelingt es Gregor Milbert schnell, die jungen Zuhörer für sein Anliegen zu gewinnen: aus den vergangenen Erfahrungen für die Zukunft lernen.

Die Leiterin der Schulbibliothek, Margret Beyer-Bretz, würdigte die Lesung des 85-jährigen Autors als wichtigen Beitrag gegen das Vergessen der NS-Verbrechen und für die Wertschätzung der Demokratie.

Gregor Milbert verblieb gar nicht genügend Zeit, alle drängenden Fragen der Jugendlichen der 10. Jahrgangsstufe und des Leistungskurses Geschichte zu beantworten. So wünschen sich Schüler und Lehrer eine Fortsetzung des Gesprächs mit dem Zeitzeugen.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort