Drogen-Kurier verurteilt

Er wollte aussteigen, doch er hat es nicht geschafft: Vor dem Bitburger Amtsgericht wurde ein 32-Jähriger zu zwei Jahren und drei Monaten Freiheitsstrafe verurteilt. Der Mann aus dem Bitburger Raum hat bei 18 Fahrten nach Maastricht sechs Kilo Amphetamin und rund 2500 Exstacy-Tabletten geschmuggelt und sie einem Eifeler Dealer-Kreis geliefert.

Bitburg. "Das ist mal wieder ein weiteres Kapitel in der endlosen Geschichte ,Drogensumpf Eifel'", sagte Staatsanwalt Jörn Patzak in seinem Plädoyer im Prozess gegen einen Drogen-Kurier aus dem Bitburger Raum. Der 32-Jährige stand vor dem Bitburger Amtsgericht, weil er bei 18 Fahrten in rund fünf Monaten insgesamt sechs Kilo Amphetamin und rund 2500 Exstacy-Tabletten von Maastricht über die Grenze gebracht und die Drogen an einen Ring von sechs bis acht Dealern in der Eifel geliefert hatte. Aufgeflogen ist der Kurier durch Telefonüberwachung. 40 verschiedene Anschlüsse wurden überwacht, 10 000 Telefongespräche abgehört. Dabei trat auch der Angeklagte immer wieder in Erscheinung - und wurde schließlich vom Zoll bei einer seiner Kurierfahrten gestellt. "Das hat alles mit einem Gefallen angefangen", erzählt der geständige 32-Jährige vor Gericht. Ein Dealer aus dem Speicherer Raum, der wusste, dass der Angeklagte selbst "was mit Drogen zu tun hat", habe ihn gebeten, eine Beschaffungsfahrt nach Maastricht zu übernehmen. Zehn bis 15 Gramm Amphetamin zum Eigenkonsum bekam der nach einer Lehre Arbeitslose für diesen Gefallen. Nachdem es dem Haupt-Dealer aus dem Speicherer Raum in Deutschland jedoch zu gefährlich wurde, da er befürchtete, gegen ihn könnte Haftbefehl erlassen werden, setzte er sich nach Maastricht ab und begann, von dort aus sein "Vertriebsnetz" neu aufzubauen. Wichtiges Bindeglied dabei: der Kurierfahrer, der die Eifeler Dealer weiter mit "Stoff" des Drahtziehers belieferte. Drogen-Komplex betrifft rund 150 Leute

Fuhr er anfangs nur 100 Gramm Amphetamin durch die Gegend, schossen die Mengen schnell in den Ein-Kilo-Bereich. Fortan wurde der Angeklagte mit 30 bis 50 Gramm Amphetamin auch besser "entlohnt". Doch wirklich geheuer war ihm die Sache nicht: "Ich wollte da raus, raus aus diesem Drogenkreis. Hatte auch meinen eigenen Drogenkonsum schon stark zurückgeschraubt." Das bestätigte auch der als Zeuge geladene Zollbeamte, der derlei Gespräche abgehört hat. Mit internationalem Haftbefehl wurde schließlich der in Maastricht lebende Hauptdealer aus der Speicherer Gegend gesucht und schließlich festgenommen. 20 weitere Dealer wurden in diesem Zusammenhang in Untersuchungshaft gesteckt, 14 sind bereits verurteilt, gegen 80 weitere wird ermittelt. "Dieser Fall ist nur Teil eines riesigen Komplexes, der insgesamt zirka 150 Leute betrifft. Das wird uns noch über Monate beschäftigen", sagte der Vorsitzende Richter Werner von Schichau, der annähernd täglich vor dem Bitburger Amtsgericht einen Drogenfall zu verhandeln hat. Und er betonte: "Ohne Telefonüberwachung wären wir noch lange nicht so weit."Dem Angeklagten wurde positiv angerechnet, dass er mit der Polizei kooperiert hat, deshalb griff bei ihm die Kronzeugen-Regelung, die eine Minderung des Strafmaßes zur Folge hat. "Er war nur ein Zwischenhändler, der als armes Schwein viel riskiert hat", begründete der Staatsanwalt, warum er nur eine relativ glimpfliche Strafe von zwei Jahren und drei Monaten forderte. Der Drogenkurier, dessen Vater zerknirscht mit im Gericht saß, sagte am Ende völlig zerschlagen: "Das tut mir alles sehr leid. Ich will aufhören mit den Drogen und weg von den ganzen Leuten." Von Schichau mahnte in seiner Urteilsbegründung: "Die Therapie ist die Probe, die Sie bestehen müssen. Dann lässt sich über Bewährung reden. Aber nur dann. Sonst kämen Sie unvorbereitet wieder in die drogenverseuchte Eifel."

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort