Drogen sind das große Thema

Verkehrsunfälle, Einbrüche und Schlägereien sind nur ein Teil des Alltags bei der Polizeiinspektion Bitburg. Günter Colling und Peter Scholtes widmen sich den Schwerpunkten Jugend- und Drogenkriminalität. Zwei Bereiche, die häufig verzahnt sind.

 Akten und Drogenutensilien: Jugendsachbearbeiter Günter Colling demonstriert, womit er es jeden Tag zu tun hat. TV-Foto: David Zapp

Akten und Drogenutensilien: Jugendsachbearbeiter Günter Colling demonstriert, womit er es jeden Tag zu tun hat. TV-Foto: David Zapp

Bitburg. Auf Günter Collings Schreibtisch stapeln sich die Akten mit jüngsten Delikten - Drogen- und Jugendkriminalität ist sein tägliches Geschäft. In einer Vitrine seines Büros finden sich konfiszierte Wasserpfeifen sowie Drogenutensilien aller Art nebst beschlagnahmten Rauschgiften. Der Polizeioberkommissar mit der stattlichen Größe von 1,90 Meter ist seit zwölf Jahren Jugendsachbearbeiter bei der Polizeiinspektion (PI) Bitburg. Zusammen mit Polizeihauptkommissar Peter Scholtes kümmert er sich um das junge Klientel, das straffällig wird.

Bis zu 400 Fälle landen pro Jahr auf ihren beiden Schreibtischen. Diebstahl, Sachbeschädigung, Körperverletzung und Verstöße gegen das Betäubungsmittelgesetz machen den Großteil der von Jugendlichen und Heranwachsenden begangenen Straftaten aus. Insgesamt stellt die Jugendkriminalität aber nur einen Bruchteil aller Straftaten im Zuständigkeitsbereich der PI Bitburg dar - rund fünf Prozent. Und die Entwicklung ist seit 2005 rückläufig. "Früher wurden Straftaten nicht so häufig wie heute angezeigt. Das verfälscht die Statistiken", sagt Colling. Das Bild, die heutige Jugend sei krimineller als früher, hält er für aufgebauscht. Die meisten jungen Täter, die wegen eines Vergehens in seinem Büro gesessen haben, kommen nicht wieder. So ein "Verhör" wirkt meist heilsam. "Das sind keine Vernehmungen. Hier sitzt niemand und wird von uns mit einer Lampe geblendet", erklärt Colling. Tricks, um an kleine Dealer heranzukommen, reizen die beiden aber aus. "Da spielen wir auch schon mal das Spielchen ‚guter Polizist, böser Polizist'", lächelt Colling.

Ein Schwerpunkt ihrer Arbeit ist die Bekämpfung der Drogenkriminalität, Dealerei im kleinen Stil. "Drogen sind hier in der Eifel ein großes Thema. Da ist ganz schön was los", sagt Colling. Die Nähe zu Luxemburg, Holland und Belgien macht vor allem die Orte nahe der Grenze zu beliebten Nestern für Drogendealer. In Luxemburg würden viele Drogen gekauft und über die Grenze geschmuggelt. Zwischen 2002 und 2003 haben Drogenermittler mit der eingerichteten Fahndungsgruppe AG Eifel grenzübergreifend in der regionalen Dealerszene aufgeräumt. Ausmerzen könne man diese nie. Für ein paar Euro ist bereits Gras zu haben, Auch Kokain, Amphetamine und sogar Heroin sind im Umlauf. Obwohl Drogen teuer seien, hätten die Jugendlichen das Geld dafür und ließen sich den Abbau von Schul- und Ausbildungsstress etwas kosten. Einfach sei es, an Stoff ranzukommen, sagt Scholtes: "Drogen sind überall verfügbar und jeder weiß das."

Am Bitburger ZOB sind beide bekannt wie bunte Hunde, werden von den Jugendlichen, die dort verkehren, ernst genommen. Das treibt manchmal skurrile Blüten. Peter Scholtes kramt eine konfiszierte Mariuhana-Pfeife hervor - Marke Eigenbau mit Widmung. Der Besitzer hat darauf Scholtes' Namen verewigt. Diese Sympathie hat er sich erarbeitet. "Man muss von den Jugendlichen akzeptiert werden, um an sie ranzukommen", sagt er. Kommunikation sei bedeutsamer als bloße Be strafung.

Aus diesem Grund nimmt die Präventionsarbeit in Schulen einen großen Stellenwert ein. Vor allem die jungen Fahranfänger sind die Zielgruppe. Wenn sie zeigen, welche Auswirkungen Drogen haben und wie rechtliche Konsequenzen aussehen, dann herrsche Totenstille im Raum. Selbst die Coolsten verkniffen sich ihre Sprüche. Zur Aufklärungsarbeit gehört auch eine kleine Drogenkunde - mit handfesten Beispielen. Scholtes und Colling reihen dann verschiedene Präparate auf. "Die Lehrer sollen wissen, wie die Drogen aussehen, die an den Schulen kursieren. Sonst werden die nur verarscht", erklärt Colling. An diesem Punkt sehen sie einen Ansatz für ihre Arbeit. Der Erfolg lässt sich nur schwer an Zahlen messen. Trotzdem glauben sie, dass ihre Arbeit Früchte trägt. EXTRA

Die Polizeiinspektion Bitburg ist für die Sicherheit von rund 65 000 Einwohnern auf einer Fläche von knapp 900 Quadratkilometern zuständig. Damit ist sie die größte Flächendienststelle aller 72 Polizeiinspektionen in Rheinland-Pfalz. (zad)

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