Drogenbeauftragte packt an

Sabine Bätzing, seit 2005 Drogenbeauftragte der Bundesregierung, will im Kampf gegen die Sucht an den Brennpunkten der Drogenproblematik aktiv sein. In Bitburg besuchte sie das "Sozialtherapeutische Wohnheim Alte Gerberei", eine Einrichtung der Awo-Suchthilfe Neuwied.

 Ein Spielchen zwischendurch: Drogenbeauftragte Sabine Bätzing bei ihrem Besuch in Bitburg. TV-Foto: Elmar Kanz

Ein Spielchen zwischendurch: Drogenbeauftragte Sabine Bätzing bei ihrem Besuch in Bitburg. TV-Foto: Elmar Kanz

Bitburg. Das Wohnheim ist nach modernen Standards rollstuhlfahrergerecht ausgestattet. 34 Wohnheimplätze — überwiegend großzügige Einzelzimmer — verteilen sich auf drei Wohngruppen. Zudem gibt es eine Paarwohnung. Außen sieht amn eine freundlich gestaltete Grünanlage und einen von den Bewohnern selbst bearbeiteten Nutzgarten. Die angenehme Atmosphäre bestätigt die Devise von Heimleiterin Regina Bergmann: "Für unsere Bewohner soviel Selbstständigkeit wie möglich." Beim Rundgang mit der Heimleiterin wollte die Drogenbeauftragte alles sehr genau wissen. Nicht nur theoretisch. Auch praktisch. Während der gerade herrschenden morgendlichen Betriebsamkeit packte sie beherzt mit an. "Von der kann ich noch was lernen", meinte Franziska Franke (Name geändert) anerkennend, nachdem Sabine Bätzing das Großreinemachen von Franziskas Zimmer fast im Alleingang besorgt hatte. Vor allem das Gespräch mit den Heimbewohnern suchte die Drogenbeauftragte. Für alle hatte sie ein offenes Ohr, stellte und beantwortete Fragen und hörte aufmerksam zu. In der Werkstatt zeigte sie sich von den Arbeiten der Hobbybastler beeindruckt. Bei den Malern wurde über Technik und Stilrichtungen diskutiert, und im Gemeinschaftsraum vergnügte man sich beim "Mensch ärgere dich nicht". Höhepunkt des subtilen Besuchskonzeptes der Drogenbeauftragten war ein spannendes Kickerturnier.An der Manöverkritik in Regina Bergmanns Büro nahm auch Jürgen Borniger teil. Er ist Geschäftsführer der drei Einrichtungen der Awo-Suchthilfe Neuwied. Sabine Bätzing zufolge sind in Deutschland etwa 1,6 Millionen Menschen drogenabhängig. Weitere zehn Millionen gelten als "riskant". Immer noch sei der Alkohol bei den "legalen Drogen" das Hauptproblem. "Auch bei uns in Bitburg", bestätigte Regina Bergmann. Manche Alkoholtrends, wie etwa Alcopops, seien zwar rückläufig, so die Drogenbeauftragte, weil aber auf andere Getränke umgestiegen wird, ändere das am Gesamtkonsum nur wenig. Der sei immer noch steigend. Bei den illegalen Drogen mache Cannabis nach wie vor die größten Probleme.Ihre Kontakte vor Ort und die daraus resultierenden Erkenntnisse und Ideen haben für Bätzing hohe Priorität. "Die Praxis ist oft völlig anders als die Theorie vom Schreibtisch aus", konstatiert sie.

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