Durch barockes Schmuckstück verbunden

Treis-Karden/Dahnen · Der Doppelort Treis-Karden an der Mosel ist ein beliebtes Ausflugsziel. Besonders lohnenswert ist es für Besucher, sich im Ortsteil Karden die Stiftskirche, die auch "Moseldom" genannt wird, zu besuchen. Die barocke Kanzel darin stand früher im Eifeldorf Dahnen.

 Ein starker Engel trägt die Kanzel auf seinen Händen. TV-Foto: Alois Mayer

Ein starker Engel trägt die Kanzel auf seinen Händen. TV-Foto: Alois Mayer

Treis-Karden/Dahnen. Unübersehbar beherrscht sie mit ihren drei mächtigen Türmen das Ortsbild Kardens, umgeben von alten Bauten der einstigen Stiftsherren. Die dem heiligen Castor geweihte Kirche gehört mit ihren romanischen, gotischen und barocken Stilelementen zu den kunsthistorisch bedeutendsten Sakralbauten an der Mosel.
Dorf geschichte(N)


Reichhaltig ist ihre Innenausstattung, wobei der spätgotische Altarschrein mit der Anbetung der Heiligen Drei Könige eine seltene Kostbarkeit darstellt, da er der einzige noch erhaltene Terrakottaaltar in Europa ist. Um 1420 wurde er gefertigt und besteht aus gebranntem Ton.
Noch viele Kunstschätze bietet die Kirche. Besonders erwähnt werden soll jedoch eine Barockkanzel, stellt sie doch einen engen Bezug zur Eifel, zum Altkreis Prüm dar. Mit dem Eindringen französischer Revolutionstruppen endete die feudale Zeit. Adliger und klösterlicher Besitz wurden beschlagnahmt und zum Verkauf freigegeben. So auch das Kollegiatstift St. Castor in Karden. Nach fast tausendjährigem Bestehen wurde es 1802 unter Napoleon aufgelöst. Wertvoller Kirchenbesitz wurde versteigert. Mit dabei auch eine wertvolle Kanzel.
Zum Verkauf freigegeben


Als es der Gemeinde Karden nun gelang, die Stiftskirche vor dem Abriss zu retten, indem sie sie als Pfarrkirche umwidmen ließ, erwarb sie auch neue Kanzel. Aber sie war wohl zu modern und stillos, gefiel weder den Gläubigen noch den Geistlichen. Der Wunsch, eine Kanzel zu erwerben, die der barocken Ausstattung des Kirchenschiffs ehe entsprach, wurde immer drängender.
Aber dann brach der Zweite Weltkrieg aus. Ständige Luftangriffe legten weite Teile der Eifel in Schutt und Asche. Dabei wurde auch die Pfarrkirche St. Servatius in Dahnen, nahe der luxemburgischen Grenze zerstört. Nur noch Reste von ihr blieben übrig - und in den Trümmern eine verschüttete Barockkanzel.
Die Dahnener erbauten eine neue moderne Pfarrkirche, in der - so die damalige Meinung - die alte Kanzel einen Stilbruch bedeutet hätte. Die alte und beschädigte Kanzel wurde zum Verkauf freigegeben. Dies erfuhr zufällig der damalige Kardener Pfarrer, Dechant Brühl. Sofort trat er in Verhandlungen mit Dahnen und konnte 1957 für die Pfarrgemeinde Karden diese alte und wertvolle Kanzel erwerben. Ein Jahr lang restaurierte sie Carl Port aus Münstermaifeld.
Auch wenn von dieser Kanzel heute weder gepredigt noch Verkündigungen verlesen werden, schmückt sie die über 800-jährige alte Stiftskirche zu Karden.
Ersatz für Evangelisten


Diese Dahnener Kanzel von 1713 gilt als Schmuckstück. Diese Jahreszahl trägt sie auf dem Wandbrett. Die Kanzel bildet ein Sechseck, das an den Kanten mit Engelköpfchen und Akanthusranken geschmückt ist. Sanfte, milde Farben bestimmen ihr Gesamtbild. Ein Engel in rotem Gewand in sogenanntem Bauernbarock trägt mit beiden Armen den Kanzelstuhl, dessen Körper und Treppenwand mit reichem Schnitzwerk umgeben ist. Der Schalldeckel weist auf der Unterseite eine Taube auf. Die Oberseite wird von einer Volutenkrone mit Akanthus, einer Weltenkrone und einem Kreuz geschmückt.
Über der Kanzelbrüstung sind Engelköpfe geschnitzt.
Leider waren die original Barockfiguren der vier Evangelisten durch die Zeit und Kriegseinwirkungen so zerstört, das sie nicht mehr zu restaurieren waren.
Der ehemalige Pfarrer Wilhelm Rodermann ließ deswegen nach den alten Plastiken Ersatzfiguren der Evangelisten in den Formen des Hochbarocks gießen. avi

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