Echternacher Prozession am Dienstag nach Pfingsten: Warum wird gesprungen, wer hat damit angefangen?

Echternach · Kommenden Dienstag werden wieder Pilgerströme aus der gesamten Großregion nach Echternach kommen, um dort an der Springprozession teilzunehmen – ein Ereignis, über dessen Entstehung nur spekuliert werden kann.

Irgendjemand macht immer den ersten Sprung. Das war mit Sicherheit auch in diesem Fall so, nur dass man eben nicht weiß, wer wann warum gesprungen ist. Tatsache ist aber, dass für Echternach (Luxemburg) die älteste Erwähnung eines Dreisprungs in einer Sequenz des Mönchs Bruno von Prüm, der von 1008 bis 1048 Abt in Reichenau war, zu finden ist.

10000 Teilnehmer erwartet

Diese Sequenz zu Ehren des Heiligen Willibrord, der 739 gestorben war und nach dessen Tod aus Echternach einen Pilgerort werden ließ, deutet auf eine bestimmte Springprozession an einem bestimmten Tag hin. Das zumindest ist die historische Auslegung des Willibrordus-Bauvereins, der unter anderem für die Organisation eines Ereignisses zuständig ist, das jedes Jahr rund 10.000 Pilger in das luxemburgische Sauerstädtchen Echternach lockt.
Eine feste Institution in diesem Ereignis sind die Pilger aus dem Raum Prüm-Waxweiler. Und aufgrund eines Textdokuments aus dem 16. Jahrhundert, in dem erwähnt wird, dass die Pilger aus Waxweiler in Echternach einen Sprungtanz aufgeführt haben, sind die dortigen Pilger der Überzeugung, dass Waxweiler an der Wiege der Echternacher Springprozession gestanden haben muss.

Auch in einer Quelle aus dem Jahr 1498 ist von "Springheiligen" die Rede. Ob diese aber aus Waxweiler kamen, ist nicht überliefert. Auch gibt es keinen eindeutigen Hinweis darauf, warum überhaupt gesprungen oder getanzt wird. Schließlich hat die katholische Kirche seit jeher eine zwiespältige Haltung gegenüber dem religiösen Tanz. Zwar ist in Psalmen des Öfteren von Tänzen als Ausdruck der Freude die Rede, doch gab es auch Konzilbeschlüsse, mit denen religiöse Tänze verboten wurden, da sie offenbar auf heidnische Kulttänze zurückgingen.

Der Sinn: Man bewegt sich auf ein Ziel hin

Was also ist der Grund? Geht es darum, mit den Füßen zu beten? Soll damit der Glauben durch den ganzen Körper ausgedrückt werden? Geschieht es aus Freude? Oder aber wurde damit ursprünglich das krankhafte Fallen nachgeahmt, das bei Epilepsie auftritt? Schließlich galt Willibrord als einer der Heiligen, die bei Nervenkrankheiten, Krämpfen oder Epilepsie angebetet wurden. Eine Antwort auf die Frage nach dem Grund weiß auch die katholische Kirchengemeinde Luxemburgs nicht zu liefern.

Interpretieren lässt sich die überlieferte Tradition aber dennoch: "Wie jede Prozession ist auch die Springprozession eine bildliche Darstellung des Gottesvolkes, das sich auf dem Weg befindet. Man bleibt nicht beim Gewohnten stehen, sondern man bewegt sich auf ein Ziel hin", heißt es auf der Internetseite der Kirchengemeinde. Und dieses Ziel ist während der Springprozession zunächst einmal die Echternacher Basilika, in deren Krypta die sterblichen Überreste des Heiligen Willibrord ruhen. Und so pilgern auch dieses Jahr wieder zahlreiche Gläubige an Pfingstdienstag nach Echternach, nehmen dort um acht Uhr morgens am feierlichen Pontifikalamt in der Basilika teil, hören danach im Abteihof der Ansprache des Bischofs zu, springen dann in Gruppen durch die Stadt und zum Schluss schließlich vorbei am Grab des Heiligen Willibrord. Die Sprungtechnik ist recht einfach. Weitaus schwieriger ist es, danach die immer wiederkehrende Melodie aus dem Kopf zu bekommen.
Extra Der Sprung

Weil es seitens der Teilnehmergruppen aus den unterschiedlichen Einzugsgebieten der Echternacher Prozession zum Teil auch unterschiedliche Sprungtechniken gab, wodurch die Prozession früher des Öfteren ins Stocken geraten sein soll, gilt seit 1947 eine einheitliche Technik: ein Schritt seitlich nach links und dann ein Schritt seitlich nach rechts. Die Menschen springen in Reihen und sind mit (weißen) Tüchern, die sie festhalten, miteinander verbunden.
Die ursprüngliche Melodie geht auf eine einfache Volksweise zurück, die man in ganz Europa in verschiedenen Varianten wiederfindet. Sie wurde im 19. und 20. Jahrhundert erweitert und harmonisiert und wird während der Prozession von den teilnehmenden Musikern und Kapellen gespielt. uhe

Für Kinder:
Seid ihr schon mal bei der Springprozession in Echternach in Luxemburg gewesen? Das ist ganz anders als bei normalen Prozessionen, bei denen alle einfach gehen. In Echternach wird gesprungen im Takt einer bestimmten Musik. Und damit nicht jeder hopst wie er will, und so ein riesiges Chaos entsteht, geht es immer seitwärts vorwärts, abwechselnd nach links und nach rechts. Manche Menschen denken, dass die Teilnehmer zwei Schritte vor und einen zurück machen, das ist aber nicht wahr. noj

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