Echternachzimmer als Sehnsuchtsort: Literatur und Religion sind Themen der Geschwister Hoppe

Echternach · Das Echternachzimmer ist ein Traumort in Felicitas Hoppes Roman Paradiese, Übersee. Jetzt war sie auf Einladung des Willibrordus-Bauvereins im realen Echternachzimmer. Mit ihrem Bruder Ulrich, der katholischer Priester ist, sprach sie dort zum Thema "Nur Gast auf Erden".

 Felicitas Hoppe (Mitte) und ihr Bruder Ulrich nach der Lesung in Echternach. Lea Arendt (links) nutzt die Möglichkeit, sich ein Buch von der Autorin signieren zu lassen. TV-Foto: Christina Bents

Felicitas Hoppe (Mitte) und ihr Bruder Ulrich nach der Lesung in Echternach. Lea Arendt (links) nutzt die Möglichkeit, sich ein Buch von der Autorin signieren zu lassen. TV-Foto: Christina Bents

Foto: Christina Bents (chb) ("TV-Upload Bents"

Echternach. Die Hoppes erzählen gerne Geschichten. Das können sie gut, denn sie sind beide Wortarbeiter: er als Pfarrer, bis vergangene Woche auf der Insel Sylt, sie als Schriftstellerin, die unter anderem mit dem Georg-Büchner-Literaturpreis ausgezeichnet ist.

Nach Echternach sind sie gekommen, um das Buch "Paradies, Übersee", das aktuell ins Luxemburgische übersetzt worden ist, und sich selbst vorzustellen. Das taten sie in einem Gespräch. Zunächst einmal betonte Felicitas Hoppe, dass sie fasziniert davon ist, im realen Echternachzimmer zu sein. In ihrer Fantasie ist es ein Zimmer in einer Pension, das für drei Kinder freigehalten wird, die zu Besuch kommen könnten. Dabei besteht keine familiäre Bindung zu den Kleinen, sondern die Beziehung beruht auf Vertrauen - "Ein Sehnsuchtsort", wie sie sagt.

Im Buch, einem Ritterroman, wird der heilige Willibrord als Lieblingsheiliger der Hauptfiguren betitelt. Das nahmen Ulrich und Felicitas zum Anlass, ihre Sichtweise auf Heilige zu erläutern. Heiligengeschichten gehörten bei den Hoppes, die aus Hameln stammen, zum Alltag. Ulrich Hoppe erinnert sich noch, dass er als Kind dachte, alle Heiligen seien dort geboren, wo eine Kirche nach ihnen benannt ist. Über den heiligen Vizelin hat er promoviert. Der heilige Christophorus ist der Lieblingsheilige von Felicitas Hoppe, da er sich in den Dienst eines anderen stellt und die Reisenden beschützt. Willibrord schätzen beide, da er für sie für Gastfreundschaft steht, weil er mit seinem Stab die Fässer aufgefüllt hat.

In ihren Berufen haben die Geschwister viel mit Medien zu tun, wobei Ulrich Hoppe meint: "Als Schriftsteller ist man seine eigene Öffentlichkeit, durch Lesungen, bei denen man präsent ist, und durch die Bücher." Weiter erklärt er: "Der Priester wird durch sein Amt geschützt und ausgefüllt."

Nicht einig sind sich die beiden bei der Abgrenzung zwischen literarischen Texten und Religion. Für Felicitas Hoppe hat Literatur nichts mit religiösen Botschaften zu tun, weshalb sie auch nicht gerne in Kirchen liest. Zum Schluss des leisen, tiefgründigen und spannenden Gesprächs las Felicitas Hoppe ein kleines Stück ihres Romans, in dem die Hinrichtungsszene Veits beschrieben wird, der sich durch sein Galgenspiel, das die Menschen zum Tanzen bringt, dem Galgen entziehen kann. chb

Felicitas Hoppe liest auch beim Eifelliteraturfestival am Dienstag, 3. Mai 2016, im Haus Beda in Bitburg. Karten kosten im Vorverkauf 18 Euro.
Extra

Geboren wurde Felicitas Hoppe 1960 in Hameln. Ihr erstes Buch "Picknick der Friseure" erschien 1996. Neun weitere Werke folgten. 2003 schrieb sie "Paradiese, Übersee". Ihre Liebe zum Ländchen wurde beim Literaturexpress im Jahr 2000 geweckt. Damals fuhren 100 Autoren in einem Zug durch Europa, und sie lernte Georges Hausemer aus Luxemburg kennen und setzte sich näher mit dessen Heimatland auseinander. Ausgezeichnet wurde sie mit etlichen Literaturpreisen. chb

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