Ehemalige, ganz auf der Höhe

PRÜM. Alte Kämpen im neuen Kongresszentrum: Die Vereinigung ehemaliger Mitglieder des Landtags Rheinland-Pfalz hat zum Jahrestreffen nach Prüm eingeladen.

Seid umschlungen, Fraktionen: Für die früheren rheinland-pfälzischen Landtagsabgeordneten sind politische Grabenkämpfe kaum noch ein Thema. "Es ist natürlich mit Ehemaligen viel einfacher, auch über Parteigrenzen hinweg zu diskutieren", sagt Rudi Geil (CDU). Der frühere - unter anderem - Landeswirtschaftsminister und Innenminister in Mecklenburg-Vorpommern ist Vorsitzender der Parlaments-Ruheständler. Gäste aus allen Fraktionen

Am Mittwoch haben sie sich im Prümer Kongresszentrum und Jugendgästehaus zur Jahresversammlung getroffen. Geil: "Aus allen Fraktionen sind Leute hier. Wir haben etwa 130 Mitglieder, 50 sind heute da. Das ist doch eine gute Zahl." Mit dabei unter anderem: die Prümer Sozialdemokratin Barbara Hiltawski, Ex-Vize-Landtagspräsident Günter Heinz (FDP), der frühere Staatssekretär Udo Reichenbecher (SPD) und Susi Hermanns (CDU). Noch ein Ex-Kollege und Sozialdemokrat meldet sich zu Wort: Detlef Bojak, mittlerweile Präsident des Jugendherbergsverbands Rheinland-Pfalz/Saarland und offizieller Gastgeber der Jahresversammlung. Er berichtet vom erfolgreichen Konzept der "absoluten Gastbezogenheit" der Herbergsväter und ihrer finanziell stabilen Lage. Weitere Erläuterungen zum Prümer 7,5-Millionen-Haus liefert der Vorstandsvorsitzende des Landes-Jugendherbergsverbands, Jacob Geditz. 37 Herbergen - besser: Gästehäuser mit Komplett-Angebot - betreibt der Verband in Rheinland-Pfalz, fünf im Saarland. Angestrebte Jahres-Gästezahl: eine Million. Zurück zu den ehemaligen Parlamentariern: 1985 sei die Vereinigung gegründet worden, dreimal im Jahr versuche man sich zu treffen, hinzu kommen Mehrtagesausflüge, berichtet Rudi Geil. Zuletzt fuhren sie nach Sachsen-Anhalt, damit sind mittlerweile alle Bundesländer bereist. Neuzugänge zählen die Ehemaligen alle vier Jahre - wenn im Land gewählt worden ist. Und aus welchen Fraktionen erwartet Geil 2006 die meisten Zugänge oder die wenigsten - mit anderen Worten: Wer gewinnt die Landtagswahl? Der Vorsitzende schmunzelt: "Da sag' ich natürlich die CDU." Und fügt ernsthaft hinzu: "Ganz offen - ich weiß es nicht." Eines aber stehe fest: Die Ehemaligen wählen ihren Vorsitzenden immer aus Oppositionsreihen. Konsequenz für Rudi Geil: "Wenn die CDU nächstes Jahr gewinnt, bin ich meinen Posten los." Die Bundestagswahl und ihr überraschender Ausgang - das muss doch bestimmt ein Thema der Versammlung gewesen sein. Haben die alten Hasen auch darüber diskutiert? "Haben wir nicht", sagt Geil beim Fußmarsch hinab zur Basilika. Dann aber entwickelt sich schließlich doch noch ein Gespräch über die Lage in Berlin: "Pacta sunt servanda", sagt CDU-Kollege Gernot Heck. "Das heißt, dass die stärkste Fraktion auch den Chef stellt." Und der, beziehungsweise die, Angela Merkel nämlich, werde wohl einer großen Koalition vorstehen. "Davon gehe ich im Augenblick aus", sagt Rudi Geil. "Aber das kann auch an den Inhalten scheitern. Und dann wird es eine Tolerierung der CDU geben." Nur eines dürfe auf keinen Fall eintreten: Neuwahlen.

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