Baukultur Sanft Hand angelegt ans eigene Schloss

Wolsfeld · Schönheit in Stein: So lautet der Titel einer Ausstellung im Kreismuseum. Im Mittelpunkt: zehn vorbildlich sanierte eifeltypische Häuser. Der TV stellt sie in einer Serie vor. Heute: das Haus der Familie Sente-Ligbado in Wolsfeld.

Amerikanische Soldaten und Kinder stehen vor dem Schloss. 

Amerikanische Soldaten und Kinder stehen vor dem Schloss. 

Foto: Medienhaus Trierischer Volksfreund/Privat

Wer kann schon von sich sagen, dass er in einem Schloss lebt? In Wolsfeld können Nicole Sente-Ligbado und ihr Mann Carlo Sente das von sich behaupten. In 30 Räumen können sie sich ausbreiten, dabei waren es sogar mal 60, aber einer der Vorbesitzer hatte die Hälfte des Anwesens abgerissen.

Trotz des großen, behutsam renovierten Gebäudes sind die Sentes bodenständig geblieben. Schlossherrenallüren sind ihnen fremd. Für sie soll ihr denkmalgeschütztes Haus so weit wie möglich im Originalzustand sein, aber mit moderner Technik. Ein Beispiel hierfür ist die Küche, in der das Ehepaar unter einem Backofen die originalen Bodenplatten aus Kalk und Sandstein gefunden hat. Diese haben die Bauherren in den gleichen Materialien nachfertigen und zusätzlich Fußbodenheizung einbauen lassen. Carlo Sente berichtet: „Das meiste, was wir hier gemacht haben, war Rückbau. Die Böden aus den 50er Jahren haben wir beispielsweise entfernt. Auf der Fläche, in der jetzt die Küche von 1605 ist, waren, als wir das Schloss gekauft haben, fünf Räume.“

Weiter berichtet er: „Balken, Kreuzgewölbe und Nischen, alles war zugemauert. Jeden Tag haben wir etwas Neues entdeckt.“ Er ist überzeugt: „In diesem Haus sind viele Menschen geboren worden, haben gelebt, geliebt und sind hier gestorben. Die Aura des Hauses strahlt das aus.“

Sehr interessant sind die Inventare, die sich in alten Archiven befunden haben. Nach dem Tod einer Baronin von Palland im Jahr 1791 wurde eines davon verfasst. Darin ist genau aufgeführt, wo in welchem Raum ein Schrank oder ein Bett stand. Carlo Sente erzählt: „Ein rührendes Detail ist beispielsweise, dass eine Kommode mit allerlei medizinischen Fläschchen vorhanden war, die auf die Krankheit der Baronin hinweisen.“ Weiter erzählt er: „Recherchen haben auch ergeben, dass hier im Haus sehr soziale Menschen gelebt haben, die mittellosen Kindern das Schulgeld  bezahlt haben oder sie haben taufen lassen. Sogar einem blinden Pferd haben sie einen Platz im Stall gegeben.“

Die Sente-Ligbados mögen nicht nur Altbauten, sie wissen auch gutes Design in modernen Häusern zu schätzen, in denen sie ebenfalls schon gelebt haben. In ihrer Kindheit haben beide in Städten gewohnt, sind aber oft aufs Land zur Familie gefahren. Nicole Sente-Ligbado sagt: „Ich war immer lieber auf dem Land. Die Abenteuer in der Natur und die Tiere hatten es mir angetan.“

Die beiden sind schon viel gereist und kennen die Vor- und Nachteile von historischen Bauten. Sie sagen: „Wir vermissen hier in Wolsfeld nichts. Wir haben hier moderne Technik und den Charakter und den Charme des Altbaus.“

Mit Vorurteilen hatten sie bei einem ihrer anderen Altbauprojekte zu kämpfen. In Dudeldorf hatten sie ein altes Haus gekauft, und einige Leute meinten: „Gott sei Dank kommt jemand, der es endlich abreißt.“ Doch das hatten die Sente-Ligbados gar nicht vor, denn es war ein sehr authentischer, wertvoller Baubestand, bei dem sich die Renovierung gelohnt hat. „Viele Menschen wissen leider nicht, welchen Reichtum sie an ihren alten Häusern haben“, sagt Carlo Sente.

In Wolsfeld wurden sie sehr herzlich empfangen, der Bürgermeister und einige Nachbarn haben sie begrüßt und gehofft, dass jemand wieder etwas aus dem Gebäude macht. „Denn dass es sich hier um ein Schloss handelt, war bei vielen schon aus dem Gedächtnis verschwunden“, berichtet Nicole Sente-Ligbado.

 Ein Blick in das Innere des Schlosses zeigt die Verwendung regionaltypischer Baustoffe, wie hier in der Küche, und  eine üppige Ausstellung mit Wandverzierungen (Fotos links und Mitte). Die Besitzer von Schloss Wolsfeld: Nicole Sente-Ligbado und Carlo Sente (Foto rechts). 

Ein Blick in das Innere des Schlosses zeigt die Verwendung regionaltypischer Baustoffe, wie hier in der Küche, und  eine üppige Ausstellung mit Wandverzierungen (Fotos links und Mitte). Die Besitzer von Schloss Wolsfeld: Nicole Sente-Ligbado und Carlo Sente (Foto rechts). 

Foto: Medienhaus Trierischer Volksfreund/Christina Bents
 Liebevolle Details aus vergangen Tagen

Liebevolle Details aus vergangen Tagen

Foto: Medienhaus Trierischer Volksfreund/Christina Bents
 Blick in die Feuerstelle des Schlosses

Blick in die Feuerstelle des Schlosses

Foto: Medienhaus Trierischer Volksfreund/Christina Bents
 Wandverzierungen schmücken das Schloss.

Wandverzierungen schmücken das Schloss.

Foto: Medienhaus Trierischer Volksfreund/Christina Bents
Die Besitzer von Schloss Wolsfeld: Nicole Sente-Ligbado und Carlo Sente

Die Besitzer von Schloss Wolsfeld: Nicole Sente-Ligbado und Carlo Sente

Foto: Medienhaus Trierischer Volksfreund/Christina Bents

Sorgen, dass ihnen die Arbeit in dem Gebäude ausgeht, haben die beiden nicht. „In einem über 400 Jahre alten Gebäude mit mehr als 1000 Jahren Geschichte gibt es immer etwas zu tun“, sind sie sich sicher.

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