Ehrenamt muss Spaß machen

Prüm · 23 Prozent der rheinland-pfälzischen Senioren würden sich gerne ehrenamtlich einsetzen, tun es aber nicht. Die Landesregierung Rheinland-Pfalz hofft, mit einer Projektwerkstatt Anstöße zu geben, um sie zu motivieren.

 Petra Schweistal (vorne links) stellt zusammen mit ihren Kollegen vom Leitungsteam Monika Dondelinger, Wilma Kirst und Wolfgang Sieger sowie Bernhard Nacke und Aloysius Söhngen die Projektwerkstatt vor. TV-Foto: Frank Auffenberg

Petra Schweistal (vorne links) stellt zusammen mit ihren Kollegen vom Leitungsteam Monika Dondelinger, Wilma Kirst und Wolfgang Sieger sowie Bernhard Nacke und Aloysius Söhngen die Projektwerkstatt vor. TV-Foto: Frank Auffenberg

Prüm. Einfach, um Gutes zu tun, einen Spielplatz säubern, nur aus Nächstenliebe Senioren für einen Tag aus ihren Heimen holen, um einen Ausflug zu machen oder auch allein, um den geliebten Heimatort mitzugestalten - die Möglichkeiten ehrenamtlichen Engagements sind ebenso vielfältig wie unverzichtbar für eine gut funktionierende Gesellschaft. Um gezielt Senioren und Rentner fürs Ehrenamt zu motivieren, hat die Landesregierung Rheinland-Pfalz die Projektwerkstatt "Ich bin dabei" ins Leben gerufen. Innerhalb eines Jahres sollen in 17 Kommunen jeweils 30 Teilnehmer eigene Ideen entwickeln und sie, unterstützt von einem Leitungsteam, realisieren. Die Verbandsgemeinde Prüm hat sich erfolgreich für die Teilnahme beworben. In einer ersten Veranstaltung hat Bürgermeister Aloysius Söhngen zusammen mit dem Beauftragten der Ministerpräsidentin, Bernhard Nacke, im Konvikt das Programm vorgestellt.
Kaum abschätzbar sei die Rolle des Ehrenamts für die Zukunft, sagte Söhngen, bewundernswert sei der Einsatz, der schon heute von vielen Bürgern geleistet werde. Schon heute fuße ein nicht unerheblicher Teil des Gemeinwohls auf freiwilliger, nicht bezahlter Arbeit, erklärt er. An den Schwierigkeiten, mit denen immer mehr Vereine kämpfen, lasse sich aber erkennen, dass soziales Engagement nicht selbstverständlich sei.
"Erstaunlicherweise zeigt eine Studie der Bundesregierung, dass in Rheinland-Pfalz etwa 23 Prozent der Rentner und Senioren an einem Ehrenamt interessiert sind, sie aber irgendwie bisher nicht dazu gefunden haben", ergänzt Nacke.
Mit 50 Besuchern begrüßten sie erfreulich viele Gäste im Konvikt. "Viele Gesichter kenne ich, nicht für jeden wird die Projekt-werkstatt was sein, weil sie eh bereits engagiert sind, aber machen Sie bitte möglichst viel Werbung. Gerade Leute, die feste Verbände wie Vereine erst mal scheuen, weil sie, warum auch immer, nichts für sie sind, wären bei uns richtig", sagt Söhngen.
Das Konzept sei so offen wie möglich angelegt, erklärte Nacke. Ein Jahr lang wird sich ein Leitungsteam jeweils einmal im Monat mit etwa 20 Teilnehmern treffen. Ein Thema für die Projekte wird nicht vorgegeben. "Warum? Ganz einfach, in erster Linie soll ein Ehrenamt Spaß machen. Wir möchten, dass Sie deswegen Ihre eigenen Wünsche und Vorstellungen entwickeln", sagt Nacke. Die Teilnehmer solcher Veranstaltungen seien mitunter erstaunt, welche Dynamik die monatlichen Treffen entwickelten.
Konkrete Beschreibungen von Beispielen wollen der Projektbeauftragte und der Bürgermeister auch auf Nachfrage der Besucher nicht näher umreißen. "Ob große Initiative für Seniorenbetreuung oder eine kleine Aufräumaktion für einen sauberen Park, alles ist gleich wichtig", betont Nacke. Natürlich träume man davon, langfristige große Bewegungen anstoßen zu können, aber auch die engagierte Bürgergruppe von fünf Leuten sei bedeutend.
Er betont, dass die Werkstatt keine fixe Idee sei: "In Nordrhein-Westfalen lief ein ähnliches Programm so gut, dass die Gemeinden, die nicht im ersten Durchgang daran teilnahmen, der Landesregierung die Türen einrannten und es wieder aufgelegt werden musste. Das macht man nicht, wenn so was nicht zu Erfolgen führen würde."
Neben der eigentlichen Werkstatt wendet sich das Programm auch der Arbeit der Verwaltung zu.
"Bei regelmäßigen Treffen tauschen sich die Leitungsteams der Kommunen aus. Sie lernen so Konzepte kennen, die zeigen, wie die Verwaltung oder auch Sozialeinrichtungen das Ehrenamt gezielter fördern und unterstützen können."
Neben Pastoralreferentin Petra Schweistal und Monika Dondelinger von der Caritas gehören Wolfgang Sieger als interessierter Bürger und die Verwaltungsmitarbeiterin Wilma Kirst mit zum Leitungsteam.Extra

Der sogenannte Deutsche Freiwilligensurvey ist eine seit 1999 im Auftrag der Bundesregierung regelmäßige Erhebung zum bürgerschaftlichen Engagement. Die letzte Ausgabe von 2009 zeigte, dass 36 Prozent aller Bürger ab dem 14. Lebensjahr ehrenamtlich aktiv sind. 1999 waren es noch 34 Prozent der Befragten. Überraschend ist die Aussage von 23 Prozent der rheinland-pfälzischen Senioren, dass sie sich gerne einsetzen würden, es aber aus verschiedenen Gründen noch nicht getan haben. affExtra

Verbindliche Anmeldungen für die Teilnahme an der Projektwerkstatt "Ich bin dabei" werden bis Sonntag, 1. Dezember, angenommen. Am Dienstag, 17. Dezember, beginnt um 14 Uhr eine Vorbesprechung mit den Teilnehmern im Konvikt - Haus der Kultur. Dort sollen die Termine für das Projektjahr abgesprochen und festgelegt werden. Weitere Informationen beim Leitungsteam unter der Telefonnummer 06551/96559-13 oder 943112. Hintergründe zum landesweiten Projekt zum Stichwort Ehrenamt im Internet auf www.rlp.de

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