Ehrenfriedhof in Daleiden: Frieden ist ein Meisterwerk der Vernunft

Daleiden · Sie fielen während grausamer Schlachten in den Ardennen und der Eifel: 3224 Soldaten liegen auf dem Ehrenfriedhof in Daleiden. In einem Gästebuch finden sich bewegende Einträge der Besucher.

 Die Pfeilerrotunde auf dem Daleidener Ehrenfriedhof ist ein Kulturdenkmal. TV-Foto: Alois Mayer

Die Pfeilerrotunde auf dem Daleidener Ehrenfriedhof ist ein Kulturdenkmal. TV-Foto: Alois Mayer

Daleiden. Der größte Ehrenfriedhof in Rheinland-Pfalz liegt in Daleiden. 3224 Gefallene ruhen auf dem Soldatenfriedhof. Sie sind Tote des Zweiten Weltkriegs, der hier im deutschen Abwehrkampf gegen die Alliierten tobte und entsetzlichen Blutzoll forderte.

Auch wenn das Wort vielleicht nicht treffend ist, so erhebt sich diese Gedenkstätte dennoch malerisch über Daleiden und dem Irsental. Kreuzwegstationen führen vom Parkplatz hin zur Anlage, in der die Gräberreihen im Rund des Berghanges eingeordnet sind. Zugangswege leiten zu den einzelnen, mit einem Namensstein versehenen Gräbern.

Am mächtigen Tor zum Friedhof geben Belegungslisten Orientierung. Dort liegt auch ein Buch aus, in dem Besucher ihre Eindrücke und Gedanken festhalten können. Blättert man durch die Einträge der vergangenen Monate, fällt auf, dass die Besucherzahl zurückging. Dennoch tragen sich heute durchschnittlich mindestens zwei Besucher pro Tag in das Gästebuch ein, wobei die tatsächliche Besucherzahl wesentlich höher ist.

Die wenigen Einträge, die der Schrift nach wohl von Kindern und Jugendlichen stammen, zeigen liebenswert, wie bewegt sie sind: "Ich bin froh, dass ich Freunde, Tiere, Familie und Frieden bei mir habe", schreibt Simon Harley, der mit seinem Hund den Friedhof aufsuchte. Oder: "Man sollte jeden, der gerne Krieg betreibt, an dieses Mahnmal führen", notiert ein anderer junger Mensch. Matthias und Justina Theisen aus Kelberg bitten: "Gott, lass keinen Krieg mehr zu!"

Schmierereien und dumme Sprüche, wie sie schon mal vor Jahren vorkamen, sind diesmal nicht zu finden. Allerdings kritische Fragen: "Ihr wolltet es so!?", "Waren es nun Helden oder Feiglinge?", "Warum sind Menschen weder friedlich noch friedensfähig?" oder "Warum lernen die Menschen nichts aus der Geschichte?" Viele Familien, Gruppen und ältere Menschen schreiten an diesem Tag still und nachdenklich zum Ehrenmal, betrachten die Gräber, schütteln den Kopf, falten die Hände zu einem stillen Gebet.

Viele Ostdeutsche besuchen Gräber



Nach dem Wegfall der innerdeutschen Grenze besuchen viele Menschen aus den neuen Bundesländern diesen Friedhof. "Mein lieber Onkel! Leider habe ich dich nie kennenlernen dürfen, da ich erst 1957 geboren bin.

Dank der Bemühungen der Kriegsgräberfürsorge durfte ich nun wenigstens dein Grab besuchen. Ruhe in Frieden", hat jemand niedergeschrieben. Aber auch Besucher aus Belgien, Luxemburg und den Niederlanden kommen zum Friedhof. Obwohl keiner ihrer Angehörigen als gefallener Soldat in Daleiden ruht, dokumentieren ihre Einträge Betroffenheit und Nachdenklichkeit: "Lasst uns das viele Leid vergessen", "Nie wieder Krieg!", "Gedenk der Toten, feiere das Leben" oder "Ruste in vrede, nooit meer orlog!" (Ruhe in Frieden, nie mehr Krieg!)

Kriegsveteranen, Reservistenverbände und aktive Bundeswehrsoldaten gedenken am Mahnmal ihrer Kameraden.

Manche sitzen auf Ruhebänken, schauen schweigsam ins weite Rund der Landschaft. Später zitieren sie Immanuel Kant: "Der Frieden ist ein Meisterwerk der Vernunft."

Viele sind sich einig, wie häufige Kommentare belegen: "Der Friedhof ist immer gut gepflegt. Danke für die gute Pflege und Instandhaltung." Es sind nur Eintragungen weniger Monate, nur ein kleiner Einblick innerhalb des 51-jährigen Bestehens jenes Daleidener Ehrenfriedhofes.

Und dennoch vermitteln diese wenigen Zeilen menschlichen Denkens die Hoffnung, dass man aus den Fehlern der Vergangenheit lernen kann. Man spürt den Willen zur Versöhnung.

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