Eiertanz im Reifenpoker

GÖNNERSDORF. Die geplante und vieldiskutierte Erweiterung des Reifen-Unternehmens "Meyer Lissendorf" in den Gönnersdorfer Kyllwiesen (der TV berichtete) wird nun auch per Unterschriften-Aktion unterstützt.

Die Sache zieht sich hin: "Das ist seit Jahren ein Eiertanz", sagt Gönnersdorfs Ortsbürgermeister Walter Schmidt zum Genehmigungsverfahren bei "Meyer Lissendorf" (Jahresumsatz: gut 100 Millionen Euro, knapp 100 Beschäftigte allein im Oberen Kylltal). Sein Ziel: Die Reifen- und Logistikfirma soll in den Kyllwiesen ihre Erweiterung endlich wunschgemäß verwirklichen können. Grund für Schmidts Ungeduld: Der Hickhack um ein weiteres so genanntes Ziel-Abweichungsverfahren (der TV berichtete). Zwar gibt es mittlerweile grünes Licht für die vorgesehenen Lagerhallen - aber die allein nützen Unternehmer Hubert Vietoris nicht viel. Derzeit hängt alles an der Frage, ob Vietoris daneben eine zusätzliche Rangierfläche samt Zufahrt von der Kreisstraße für seine Lastwagen anlegen darf. Die brauche er, sagt Vietoris. Aber: Das Verfahren wurde bislang in Mainz abgeschmettert. Falls es dabei bleibt, fürchten Gemeindechef Schmidt und seine Mitstreiter den Verlust von Arbeitsplätzen und erheblicher Gewerbesteuer-Einnahmen, weil die Firma dann abzuwandern drohe. Bereits jetzt steht fest: Die Komplettrad-Fertigung wird nach Lissendorf verlegt. Drei Hallen stehen dort bereits mit einer Kapazität von 7000 Quadratmetern, eine weitere Expansion ist dort vorgesehen - auf 25 000 Quadratmetern Fläche. "Wir mussten ja irgendwie weiterkommen", sagt Hubert Vietoris, der mittlerweile auch überlegt, sein bereits geplantes neues Verwaltungsgebäude ebenfalls nicht mehr in Gönnersdorf zu bauen. "Gezwungenermaßen", fügt er an. Allein in Gönnersdorf 412 Unterschriften

Deshalb nun ein neuer Vorstoß - trotz möglicher Überschwemmungsgefahr, trotz hartnäckigem Widerspruchs aus der Nachbarschaft. Dazu gründeten die Gönnersdorfer sogar zu Jahresbeginn eine "Bürgerinitiative". An deren Spitze steht allerdings nicht das schlichte Wahlvolk, sondern unter anderem Walter Schmidt selbst sowie weitere CDU-Vertreter aus Orts- und Verbandsgemeinderat. Was nicht heißt, dass aus der Bürgerschaft keine breite - und partei-unabhängige - Unterstützung käme: Eine Unterschriftenliste "pro Erweiterung" erbrachte allein in Gönnersdorf 412 Bürger-Signaturen. Acht benachbarte Ortsbürgermeister an der Oberen Kyll, die von Walter Schmidt ebenfalls mit Listen versorgt worden waren, schickten immerhin weitere 150 Unterschriften aus ihren Dörfern zurück. Auch beim neuen Landes-Wirtschaftsminister Hendrik Hering haben die Aktivisten bereits vorgesprochen, ihre Argumente dargelegt und die Unterschriftenlisten überreicht. Das Signal aus Mainz: Man sehe das Verfahren "auf einem guten Weg". Nur: Wie weit dieser Weg noch ist, kann niemand sagen. "Entweder hopp oder topp", verlangt deshalb Ortsbürgermeister Schmidt. "Zielabweichung heißt: Wir können da bauen." Auch unter Berücksichtigung ökologischer Ziele, wie Schmidt betont: Immerhin habe der Investor selbst bereits erklärt, er wolle Rückhalteflächen für überfließendes Kyllwasser anlegen lassen. Auch die Gegner sollen dabei auf dem Laufenden gehalten werden, sagt Schmidt: "Ich habe den Anwohnern immer gesagt: Sobald wir da weiterkommen, werde ich euch jederzeit über alles informieren." Und wenn die Genehmigung nicht erteilt werde? "Dann haben wir wenigstens alles versucht", sagt der Ortsbürgermeister.

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