Eifel: Blitz schlägt in Dachstuhl ein, Straßen gesperrt

Prüm/Bitburg · Blitzeinschläge und viel Regen haben am Donnerstag in der Südeifel für einen Ausnahmezustand gesorgt. Mehrere Straßen mussten wegen umgestürzten Bäume gesperrt werden.

 Die Karthausstraße in Irrel.

Die Karthausstraße in Irrel.

Foto: Frank Auffenberg
 Die Karthausstraße in Irrel.

Die Karthausstraße in Irrel.

Foto: Frank Auffenberg
 Wolsfeld.

Wolsfeld.

Foto: Frank Auffenberg

Im Prümer Stadtteil Dausfeld schlug während eines heftigen Gewitters gegen 8.30 Uhr ein Blitz in den Dachstuhl des Hauses von Genoveva und Manfred Lamberti ein: "Ich war gerade die Zeitung am lesen", sagt Manfred Lamberti. "Und da machte es ,krach'!" Kurz darauf seien Teile des Kamins und der Dacheindeckung herabgefallen. Der Blitz bahnte sich seinen Weg bis hinab in die Küche der oberen Etage und hinterließ auch dort ein Loch in der Decke. Die Prümer Feuerwehr rückte aus und brachte den Schmorbrand im Dachboden schnell unter Kontrolle. Man habe bewusst sehr wenig Löschwasser eingesetzt, um den Schaden so gering wie möglich zu halten. Die Wehrleute versuchten anschließend, das Dach provisorisch wieder abzudichten. Um elf Uhr heulten wieder die Sirenen in der Abteistadt: Offenbar schlugen weitere Blitze ein, nach ersten Informationen der Feuerwehr Prüm diesmal im Burgstück, in einem Haus in Nachbarschaft der Berufsbildenden Schule. Die Feuerwehr rückte gleich wieder aus.

Im Raum Bleialf fiel nach Blitzeinschlägen das Stromnetz aus, wie Hauptkommissar Gerhard Kauth von der Polizei Prüm mitteilt. Betroffen waren zahlreiche Orte, außerdem löste vermutlich der Netzausfall einen Überfall-Alarm in der Raiffeisenbank Bleialf aus.

Die Verbandsgemeinde Arzfeld verzeichnete in einigen Orten einen kurzzeitigen Stromausfall während der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag. Keine Schäden verzeichnete man am Vormittag in der Verbandsgemeinde Obere Kyll: "Wir haben nur einen leichten Landregen", sagt Ingo Klinkhammer von der VG-Verwaltung kurz nach zehn Uhr am Donnerstag. "Ansonsten blieben wir bisher verschont."

In Bitburg blitzte und donnerte es seit den frühen Morgenstunden. Die Polizei Bitburg meldete, dass gleich mehrere Bäume im Altkreis Bitburg wegen des Unwetters und der Blitze umgestürzt sind und Straßen versperrt haben. Vor allem im Raum zwischen Irrel, Bollendorf, Wolsfeld und Bettingen - also dem südwestlichen Teil des Altkreises Bitburg - war die Straßenmeisterei seit heute morgen 7 Uhr im Dauereinsatz. Schwerpunkt war zunächst die Überflutung der B257 zwischen Wolsfeld und Irrel. "Da ist auch die Böschung an manchen Orte gerutscht und hat die Entwässerung blockiert, was für noch mehr Wassermassen auf der ohnehin schon gefluteten Straße gesorgt hat", erklärt Helmut Barz, stellvertretender Leiter der Masterstraßenmeisterei Bitburg. Ähnlich wie auf der B257, die wegen des hohen Verkehrsaufkommens zunächst abgepumpt und geräumt wurde, habe es auch auf der L4 bei Holsthum, der L7 zwischen Bettingen und Oberweis sowie der K17 zwischen Ingendorf und Dockendorf ausgesehen. "Da standen Autos, die sind wegen der Wassermassen einfach nicht mehr weitergekommen", sagt Barz. Mit 20 Mann hat die Straßenmeisterei nicht nur Straßen geräumt, sondern auch umgestürzte Bäume abtransportiert. "So ein halbe Dutzend Bäume, die Straßen versperrt haben, werden es schon gewesen sein", sagt Barz. Das Schlimmste sei nun erstmal vorbei. Aber die Straßenmeisterei ist nach wie vor im Einsatz - und das wird laut Barz wohl auch noch ein, zwei Tage so bleiben. "Wir müssen noch jede Menge aufräumen. Etwa kleinere Äste, die hier und da noch auf den Straßen liegen und dann vor allem müssen die Schächte und Durchlasse, die jetzt verstopft wurden durch Böschungsrutsche gespült werden."

In Wolsfeld werden währenddessen Sandsäcke verfüllt. "Sechs unserer Wehrleute sind seit heute morgen damit beschäftigt, Sandsäcke zu füllen. Wir haben inzwischen so um die 80 an Hausbesitzer verteilt, deren Häuser wegen der Lage an Feldern und Bächen drohen, zu überschwemmen", sagt Wolsfelds Wehrführer Jochen Hoffmann. Die Wehr ist seit den frühen Morgenstunden wegen überlaufender Keller mit Abpumparbeiten beschäftigt. Dabei wird sie unterstützt von den Wehren aus Meckel, Bitburg, Stedem und Bettingen. Etwa 30 Wehrleute kämpfen in Wolsfeld gegen die Wassermassen. Nach Schätzung von Hoffmann sind ein gutes Dutzend Keller vollgelaufen. Es sei einfach "sehr viel Regen in sehr kurzer Zeit" über dem Ort an der Nims runtergekommen. Die Nims selbst hat noch kein Hochwasser. Auch einige Straßen in dem Ort sind geflutet. "Richtung Dockendorf ist ein Autofahrer ungebremst in die Wassermassen reingefahren. Dabei wurde das Auto wohl beschädigt", sagt Hoffmann. Mehrere Kanaldeckel wurden in dem Ort hochgedrückt - der Wagen eines Autofahrers sei von einem solchen Kanaldeckel getroffen worden. Derzeit haben die Wehrleute die Lage unter Kontrolle. "Aber weil für heute Nachmittag ein starker Sturm angekündigt ist, bleiben wir alle in Bereitschaft", sagt Hoffmann. Und auch Sandsäcke werden weiter gefüllt. Rund 80 liegen zur Sicherheit auf Halde. Wolsfeld Orts-Chef Heinz Junk sagt: "Es hat hier einfach Unmengen geregnet. So was habe ich schon lange nicht erlebt."

"Wir sind mit einem blauen Auge davon gekommen", sagt Alwin Köhler, Eigentümer des Freizeitzentrums Oberweis, gleich an der Prüm gelegen. "Die Prüm ist zwar ordentlich gestiegen, aber nicht über das Ufer getreten. Was uns heute morgen etwas zu schaffen gemacht hat, ist das viele Oberflächenwasser", sagt Köhler. Der Platz, auf dem derzeit rund 300 Camper sind, stand zeitweise unter Wasser. "Wir mussten mit Pumpen die Wassermassen beseitigen", sagt Köhler. Die Lage sei inzwischen aber wieder unter Kontrolle. Was ihn freut: "Unsere Camper nehmen das alles mit Humor. Die laufen hier teilweise barfuß und mit nacktem Oberkörper durch den Regen. Die Stimmung ist einfach gut."

Anders als im östlichen Teil des Altkreises Bitburg ist es gen Westen völlig ruhig. "Bei uns sind glücklicherweise bisher weder Bäume umgestürzt, noch Straßen überschwemmt oder Blitze eingeschlagen", sagt Arnold Faber, Wehrleiter der Verbandsgemeinde Speicher. Und nun hofft er, dass das auch so bleibt. "Es kracht und regnet wie aus Eimern", sagt Christian Hammes, Pressesprecher der Feuerwehr in der VG Neuerburg. Bis 11 Uhr gab es jedoch nur einen Einsatz. In einem Autohaus in Karlshausen soll Wasser eingedrungen sein. "Das war aber Fehlalarm", sagt Hammes.

Auch wenn inzwischen wieder die Sonne scheint, ist die Lage in Irrel noch angespannt. "Also so was hatten wir seit zehn Jahren mit Gewissheit nicht", sagt Joachim Hönel von der Feuerwehreinsatzzentrale der Verbandsgemeinde Irrel. Er hat die zahlreichen Einsätze der Freiwilligen Feuerwehren Irrel, Minden, Menningen, Godendorf, Edingen und Prümzurlay koordiniert, die in der gesamten Verbandsgemeinde zu tun hatten. "Wir hatten jede Menge vollgelaufene Keller und völlig überschwemmte Straßen. Allein in Irrel selbst gab es rund 20 Einsatzstellen und wir sind weiter am abpumpen", sagt Hönel. Auch Sandsäcke füllen die Wehrleute inzwischen für die Häuser in der unteren Ortslage in Irrel. Ähnlich wie die Wehrleute in Wolsfeld halten sich auch die Irreler Wehrleute bereit. "Ich hoffe, dass es nun ruhig bleibt. Aber es gibt eben noch eine Sturmwarnung für den Nachmittag."

In Holsthum sind sieben Keller vollgelaufen, in Alsdorf gab es wegen gefluteter Straßen und überschwemmter Keller neun Einsatzstellen: "Da kann einem schon mal der Schweiß auf die Stirn treten", sagt Hönel, der die Situation auf der B257 am frühen morgen wie folgt beschreibt: "Diese Bundesstraße sah aus wie ein Fluss, da war von Straße nichts mehr zu sehen." "Wir haben jetzt im Moment gerade die erste Pause für den Tag", sagt Holsthums Wehrführer Günther Oberbillig gegen 14 Uhr: "Die Leute haben ja noch nicht mal gefrühstückt, das ging ja gleich heute morgen los." In Holsthum war die Dorfstraße völlig geflutet, mehr als ein Dutzend Keller geschwemmt, alle Kanaldeckel haben sich rausgedrückt, einzelne Abpumparbeiten seien noch am laufen. "So was wie heute habe ich noch nicht erlebt", sagt Oberbillig. Auch mit Erdrutschen hatte der Ort zu kämpfen. "Mit einem Radlader wurden da die aufgeweichten Erdmassen weggeschafft", sagt Oberbillig. Er hofft, dass der Ort von der für den späten Nachmittag angekündigten Sturmwarnung nicht erneut getroffen wird. Erfreut ist er darüber, dass die Wehrleute aus Nachbarorten, die weitestgehend verschont geblieben sind, zur Hilfe geeilt sind. "Und auch im Ort haben viele Leute wie etwa die Alterkameraden unserer Wehr aber auch viele Privatleute mit angepackt. Wir konnten ja nicht überall gleichzeitig sein."

Während im Südosten der Eifel weiter Aufräumarbeiten laufen, Wasser von Straßen und aus Kellern gepumpt wird und Sandsäcke wegen der Sturmwarnung für den Nachmittag verfüllt werden, ist es in der Verbandsgemeinde Kyllburg völlig ruhig. "Ich habe damit gerechnet, dass auch bei uns jeden Moment eine Alarmierung eingeht. Aber wir hatten keinerlei Einsätze", sagt Kyllburgs Wehrleiter Willi Schlöder. Auch in Bettingen und Oberweis - beides Orte, die an der Prüm liegen - blieb es bisher ruhig, wie Bettingens Orts-Chef Jürgen Holbach und der Wehrführer aus Oberweis bestätigen. Lediglich einen Einsatz habe es dort wegen eines umgestürzten Baumes, der die Straße zwischen Bettingen und Ingendorf versperrt hat, gegeben.

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