Eifel-Einsichten: Schmadten Helmut

Ich hab ihn ja noch in echt gesehen. Nämlich zur Studentenzeit im Ruhrgebiet, dem herrlichen. Da hat mich mein Kumpel Benno, der in der SPD war, mal zum Parteitag mitgenommen.

Damals war sogar auch noch Willy dabei. Und Hans-Jochen, der aber dann doch nicht Kanzler geworden ist, weil ja immer alle Helmut wählten, der sich im "Mantel der Geschichte", pardon, "Gechichte" so schön wohlfühlte. Ach ja: Als Kohl zum ersten Mal gewählt worden war, knatterten Studienfreund Uli und ich morgens nach dem Wahlsonntag in einem ranzigen VW Polo zur Uni, schwer deprimiert (früher war man als Student noch links, heute ist das ja alles total durcheinander geraten, schlimm). An einer Ampel schiebt sich links neben uns ein dicker, fetter S-Klassen-Benz. Am Steuer: ein dicker fetter Herr. Mit dicker, fetter Zigarre auf der dicken, fetten Unterlippe geparkt. Wir gucken uns an und sagen: Verdammt! Der hat gestern auch die Wahl gewonnen.
Schnief. So welche wie Schmiddie und Willy und, von mir aus, Franz-Josef, die werden nicht mehr gemacht.
Schön gemacht aber ist der Dialog, den mir Traudenpitter aus Heilbach schickt: "Nach der Meldung vom Tod des Altkanzlers kam ich ins Gespräch mit meiner Nachbarin", schreibt er. Anbei sein Protokoll:
"Weeßt dou schon, dat Schmadten Helmut jestorwen as?"
"Wärn?"
"Schmadten Helmut!"
"Vo wuh?"
"Hambursch."
"Kennen esch net!"
"Doch!"
"Wuhär soll esch därn kennen?"
"Helmut Schmidt!"
"Ach, därn! Wufier säst dou dat net riescht?!"
Das sei doch schön, findet er, wie der Eifeler auch prominente Namen ins Platte übersetze.Er fragt sich, warum, und verbleibt "in tiefer Grübelei". Ein Zustand, den ich sehr gut verstehe.
Et jit net jerannt.

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