Eifeler Autofahrer unter der Lupe

BIESDORF/NEUERBURG. Unterricht einmal ganz anders: Schulklassen aus Biesdorf und Neuerburg unterstützen mit Umfragen das Projekt 21 der Verbandsgemeinde (VG) Neuerburg. Im Gegenzug informiert Projektmanager Kurt Rings die Schüler über Nachhaltigkeit.

Als eine von landesweit nur elf Kommunen beteiligt sich die VG Neuerburg am "Projekt 21 - Kommunen in Rheinland-Pfalz steuern um" (der TV berichtete). Dabei werden für die fünf Arbeitsfelder Wohnen, Mobilität, Einkommen, Versorgung und Freizeit Daten erhoben, die in einen umfangreichen Nachhaltigkeitsbericht einfließen. Eines der Ziele nachhaltiger Kommunalentwicklung lautet: "Möglichst klimafreundliche Mobilität". Um das Mobilitätsverhalten der Bürger festzustellen, entwickelten die Klassen 10 b und 10 c des St. Josef-Gymnasiums Biesdorf im Sozialkunde-Unterricht jeweils einen Fragebogen. "Wir haben zuerst viele Fragen gesammelt und dann aussortiert", berichtet Sarah Müller (10 c).Profile zu Persönlichkeit, Mobilität und Meinung

Der erste Teil des Bogens erfasst das Persönlichkeitsprofil des Befragten einschließlich seiner Wohn- und Arbeitssituation. Im Mobilitätsprofil geht es um Fahrzeuge, Fahrtstrecken, berufliche/private Nutzung und Fahrgemeinschaften. Im Meinungsprofil ist die Einstellung zu öffentlichen Verkehrsmitteln, Spritpreisen und möglicher Einschränkung der Mobilität gefragt. "Den Schülern sind Fragen eingefallen, auf die wir nie gekommen wären", wundert sich Projektmanager Kurt Rings von der VG-Verwaltung. Beim beruflichen Werdegang unterschieden die Schüler in "geradlinig" und "wechselhaft". Sie fragten nach "Ängsten beim Fahren" und Punkten bei der Verkehrssünderdatei in Flensburg. Vier Schulstunden lang waren die Schüler unter Anleitung von Lehrer Thomas Rath mit dem Projekt beschäftigt. "Die Fragen selbst haben wir den Leuten entweder per Telefon oder im direkten Gespräch gestellt", sagt Christoph Kinnisch. Nachdem die Schüler erklärt hatten, um was es geht, war fast jeder bereit, die Umfrage mitzumachen. So kamen rund 200 Bögen der Klassen zusammen. Die Ergebnisse bleiben bis zur Veröffentlichung im Nachhaltigkeitsbericht geheim. Schüler Patrick Serwe verrät, was ihm am meisten aufgefallen ist: "Niemand ist bereit, auf sein Auto zu verzichten. Die persönliche Mobilität ist den Leuten also sehr wichtig." Matthias Leisen ergänzt: "Viele nutzen ihren Privatwagen beruflich, weil sie keinen Firmenwagen bekommen." Zur Abrundung der Aktion besuchte Kurt Rings beide Klassen und gab einen Überblick über das Gesamtprojekt. Die Schüler erfuhren, dass der Gedanke der Nachhaltigkeit seine Anfänge im 18. Jahrhundert hatte. "Damals holzten die Menschen in Mittelmeer-Anrainerstaaten Wälder ab, um Kriegs- und Handelsschiffe zu bauen. Viele der gerodeten Flächen wurden jedoch überflutet", erklärte Rings. Daraufhin hätten die Menschen beschlossen, nur so viel Holz einzuschlagen, dass immer genug nachwachsen kann. Auch die zehnte Klasse des Eifel-Gymnasiums in Neuerburg mit Lehrer Jörg Griesar steuert eine Umfrage zum Projekt 21 bei. Zu den weiteren Themen trägt die VG-Verwaltung selbst Daten zusammen oder erfragt sie bei anderen Behörden. Möglichst noch vor den Sommerferien sollen die Ergebnisse dem VG-Rat vorgelegt werden. Zu einem ausgewählten Themenschwerpunkt entwickeln später Fachleute und Ehrenamtliche in einem Workshop ein Handlungsprogramm. Den Abschluss bildet eine Präsentation im Ministerium. Rings zieht derweil eine positive Zwischenbilanz: "Die Schüler haben hervorragend mitgearbeitet. Wir werden den kompletten Bericht nicht nur drucken, sondern als Datei im Internet jedem zugänglich machen."

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