Unwetter Eifeler bangen um ihr Hab und Gut

Mützenich/Ehlenz/Ließem/Kyllburg · Die Unwetterwelle reißt nicht ab: Besonders hart traf es in der Nacht auf Montag Ehlenz, Ließem, Niederweiler und Oberweiler. In Kyllburg bangt man weiter darum, dass ein Hang nicht abrutscht.

 Das Unwetter scheint kein Ende zu nehmen: Besonders stark hat es das  Bitburger Land getroffen. In Dudeldorf laufen die Aufräumarbeiten (Bild rechts oben).

Das Unwetter scheint kein Ende zu nehmen: Besonders stark hat es das  Bitburger Land getroffen. In Dudeldorf laufen die Aufräumarbeiten (Bild rechts oben).

Foto: TV/Agentur Siko

Die Eifel kommt nicht zur Ruhe: Nach den schweren Unwettern der vergangenen Tage folgte in der Nacht auf Montag ein erneuter Tiefschlag für die Bürger. Schwerpunkte der neuerlichen Katastrophe waren die Verbandsgemeinden Südeifel und Bitburger Land sowie Speicher und Prüm.

In Ehlenz, Niederweiler und Oberweiler, sagte VG-Chef Josef Junk, sei die Lage „unvorstellbar“. Der Pegel der Nims stieg so stark an, dass die Feuerwehr mehr als 500 Sandsäcke auslegen musste, um das Wasser zu stoppen. Ein Mensch wurde leicht verletzt von den Feuerwehrleuten aus den Fluten gerettet.

Derweil bangen einige Bewohner  in Kyllburg um ihre Sicherheit. Tonnenschwere Kanalrohre, ein Strommast und ein Gartenhaus drohen den Abhang hinabzustürzen und benachbarte Häuser mitzureißen. Daher überwachen Spezialisten des Technischen Hilfswerks (THW) aus Koblenz und Trier die Katastrophenstelle, an der der Korlesbach ein Riesenloch in die Landschaft gegraben hat. Pascal Schreiner vom THW Koblenz überprüft mit einer Mannschaft und einem Messsystem in Kyllburg, ob es kritische Bewegungen im Hang gibt. Das führte dann am Sonntag dazu, dass elf Bürger ihre  Häuser vorerst nachts verlassen mussten. Sie sind in einem Hotel der Stadt untergebracht.

„Wir sehen hier eine konkrete Gefahr. Eine Stromleitung und das Kanalbauwerk hängen in der Luft. Der Freiraum muss aufgefüllt werden. Deshalb muss möglichst schnell das Gelände aufgefüllt werden“, sagt Helmut Blum von der SGD Nord. Das soll in den nächsten drei bis vier Tagen mit Lavabrocken und Gestein geschehen. Geschätzt werden bis zu 1500 Kubikmeter Material gebraucht werden.

„Wir haben bereits eine Firma mit der Ausführung der Arbeiten beauftragt, die morgen begonnen werden. Vorher muss aber der Stromversorger die Leitung noch verlegen“, fügt Bürgermeister Josef Junk hinzu. Unklar ist, ob dieses Vorhaben reibungslos funktioniert. Das Gelände ist äußert schwierig, die Abbruchgefahr groß.

Umweltministerin Ulrike Höfken erkannte auch in Kyllburg Handlungsbedarf. „Wir besichtigen in diesen Tagen die vielen Schäden im ganzen Land. Am Mittwoch werden wir über die Schadensereignisse im Kabinett beraten.“ Den Kyllburger werde bei der Beseitigung der Gefahrenstelle geholfen. „Danach müssen sich die Fachleute Gedanken machen, wie hier eine gute und dauerhafte Lösung aussehen kann.“

Auf die finale Lösung warten Anlieger wie Georg Zahnen seit Jahren. „Vier Jahre lang hat jetzt hier ein Bauzaun gestanden, ohne dass etwas geregelt wurde. Und das nur deshalb, weil sich Stadt und Verbandsgemeinde nicht einigen konnten, wie das finanziert wird“, sagte er.

Land unter meldete auch Ließem. Wie ein Helfer der Feuerwehr Röhl berichtet, habe der ganze Ortskern meterhoch unter Wasser gestanden. Am Abend retteten Wehrleute dort 20 Kälber vor dem Ertrinken. „Teilweise stand man bis zur Hüfte im Wasser“, erzählt ein Feuerwehrmann. Im Anschluss habe man einige Keller leer gepumpt.
Familie Theis aus Biersdorf meldet: „Leider hat es auch uns mehr als heftig mit dem Hochwasser getroffen. Aktuell existiert unsere Backstube nicht mehr.“ Die Betreiber bitten um Verständnis, dass ihre Filialen vorerst geschlossen bleiben.

In Erdorf drohen weiterhin einige Mauern einzustürzen. Das Wasser sei teilweise von Metterich kommend durch die Häuser hindurch ins Tal gestürzt, sagt Jürgen Larisch. Auch die Bahn wurde von den erneuten Unwettern überrascht. Die bereits laufenden Sanierungsarbeiten am Wilsecker Tunnel - durch das Unwetter vorigen Freitag verschüttet - habe man unterbrechen müssen, sagt ein Bahnsprecher. Hinzu kämen die überschwemmten Gleise in Erdorf. Seit Freitag sei „nur“ der Schienenverkehr von Kyllburg nach Erdorf durch Busse ersetzt worden, seit Samstagnacht pendeln die Busse zwischen Philippsheim und Kyllburg.

Einen neuen Ersatzfahrplan solle es bald geben. Bis dahin würden die Fahrgäste durch Durchsagen in den Zügen und auf der Homepage über die Änderungen informiert. Wie lange die Aufräumarbeiten dauern? „Sicher länger als eine Woche, wenn nichts dazwischen kommt“, sagt der Bahn-Sprecher.

In der Verbandsgemeinde Prüm (siehe weiteren Artikel auf dieser Seite) richteten am Samstag die Sturzfluten von einigen Maisfeldern stellenweise erheblichen Schaden an. In Weinsheim, sagt Peter Hillen, Chef der VG-Abteilung Bürgerdienste, musste die Feuerwehr abends einige Keller trockenpumpen. Gegen 20 Uhr überflutete das Wasser die Landesstraße 5 zwischen Nimshuscheid und Seffern. Eine knappe Stunde danach trat in Rommersheim ein Bach über die Ufer. Ebenfalls am Samstagabend rückte in Winterscheid die Feuerwehr zu einem größeren Einsatz aus - wegen starker Hagelschäden. Außerdem seien dort, sagt Hillen, „unheimliche Wassermengen aus dem Kanal hochgedrückt worden“. Die Wehrleute mussten zwei Keller leerpumpen, ebenso wie am Montagmorgen in Pittenbach.

Weitgehend ohne größere Unwetterschäden – anders als in der Vorwoche – kam in den vergangenen drei Tagen nach jüngstem Stand der Dinge die VG Arzfeld davon: „Bei uns war es verhältnismäßig ruhig“, sagt Büroleiter Walter Klar.

Derweil gibt es von allen Seiten viel Lob für die Helfer von Feuerwehr, DRK, DLRG, THW und Bundeswehr, die in den vergangenen Tagen im Einsatz waren und noch sind. Ebenso gibt es Anerkennung für die Bürger, die, wie Bürgermeister (VG Bitburger Land) Josef Junk schreibt, „den Betroffenen aufopfernd geholfen haben“. Kreisfeuerwehrinspekteur Jürgen Larisch dankt auch den Firmen, die kostenlos Bagger, Sandsäcke und anderes Gerät zur Verfügung gestellt und die Helfer freigestellt hätten.

 Dem verheerenden Unwetter in Dudeldorf folgen die Aufräumarbeiten. Foto: Klaus Kimmling

Dem verheerenden Unwetter in Dudeldorf folgen die Aufräumarbeiten. Foto: Klaus Kimmling

Foto: Klaus Kimmling
 Unwetter Ehlenz

Unwetter Ehlenz

Foto: tv/Nina Moosheimer

Auf Hilfe von allen Seiten werden die Betroffenen weiter angewiesen sein. Denn am Montagnachmittag setzte erneut starker Regen ein. In einigen Orten gingen am Abend abermals die Sirenen. Das Zittern geht weiter.

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