Eifeler Firmen und Behörden sind sich nicht einig Homeoffice: Notlösung oder Chance?

Bitburg/Prüm/Daun · Von jetzt auf gleich mussten Mitarbeiter Eifeler Unternehmen und Behörden coronabedingt auf Heimarbeit umstellen. Eine erste Bilanz.

 ARCHIV - Zum Themendienst-Bericht von Claudius Lüder vom 11. Juni 2020: Unergonmisch: Stundenlanges Arbeiten am Notebook kann anstrengend werden. Foto: Jens Kalaene/dpa-tmn - Honorarfrei nur für Bezieher des dpa-Themendienstes +++ dpa-Themendienst +++

ARCHIV - Zum Themendienst-Bericht von Claudius Lüder vom 11. Juni 2020: Unergonmisch: Stundenlanges Arbeiten am Notebook kann anstrengend werden. Foto: Jens Kalaene/dpa-tmn - Honorarfrei nur für Bezieher des dpa-Themendienstes +++ dpa-Themendienst +++

Foto: dpa-tmn/Jens Kalaene

Die Pandemie hat die Diskussionen über Vor- und Nachteile der Heimarbeit über Nacht beendet. Vor dem Virus musste der im Amtsdeutsch sogenannte „Teleheimarbeitsplatz“ noch umständlich beantragt werden – und wurde von manch einem Arbeitgeber nicht gerne bewilligt. Innerhalb weniger Monate ist die Ausnahme Normalität, auch in den Betrieben und Behörden der Eifel.

„Alle Projekte laufen bis Stand jetzt ungestört“, sagt Harald Enders vom Landesbetrieb Mobilität (LBM) in Gerolstein. Sozusagen über Nacht habe der Betrieb 40 seiner insgesamt 100 Mitarbeiter in die Heimarbeit geschickt, um das Infektionsrisiko gering zu halten, berichtet der Bauleiter der Behörde. „Doch wir können zu den Langzeitauswirkungen dieser Maßnahme noch nichts sagen.“ Die Rückmeldungen der Angestellten seien durchwegs positiv, „unsere Voraussetzung dafür ist jedoch, dass wir jeweils Downloadgeschwindigkeiten der Mitarbeiter im Homeoffice ermitteln, denn die Arbeit darf nicht durch  schlechte Internetverbindungen beeinträchtigt werden“, sagt Enders.

Da die Angestellten von zuhause aus jedoch auf der Plattform des Zentralcomputers des LBM in Koblenz arbeiten könnten, seien qualitativ schlechtere Verbindungen bisher kein Problem gewesen. „Es funktioniert, die Mitarbeiter haben auch dezentral Zugriff auf alle Daten, um ihre Aufgaben vollwertig zu erfüllen“, sagt Enders. Und weitere Vorteile gebe es auch noch: „Weniger Verkehr und Kostenersparnis, weil die Fahrt zum Arbeitsplatz entfällt – und auch die Umwelt wird geschont.“ Vor der Corona-Krise hätten lediglich zehn Mitarbeiter die Möglichkeit genutzt, von zuhause aus zu arbeiten. „Nun sind es 40“, sagt Harald Enders. „Es wird beim LBM inzwischen auch landesweit darüber nachgedacht, welche  positiven Ergebnisse und welche Lehren wir aus dieser Situation für die Zukunft ziehen können.“

Trinkwasserversorgung und Abwasserbeseitigung zählen zu den absoluten Notwendigkeiten – besonders in Zeiten einer Pandemie. Die Verbandsgemeindewerke Gerolstein haben Ende März einen Schichtbetrieb eingeführt und einige Mitarbeiter in Heimarbeit geschickt. „Kollegen und Kolleginnen gleicher Aufgabenfelder arbeiten im Schichtdienst, um die Infektionsgefahr zu senken“, sagt Werkleiter Harald Brück. „Die Verbandsgemeindewerke gehören zur kritischen Infrastruktur, derzeit befinden sich vier von 14 Mitarbeiter im Homeoffice.“ Es ginge darum, die Arbeitsbereitschaft aufrechtzuerhalten, sagt Brück. „Wir verfügen damit über eine Doppelsicherung der Systeme, falls infektions- oder quarantänebedingt jemand ausfallen sollte.“

Insgesamt hätte die EDV-Abteilung des Gerolsteiner Rathauses schätzungsweise mehr als 60 Heimarbeitsplätze ermöglicht“, schreibt Brück. „Wir werden zukünftig ausschließlich  gemeinsam mit der Verbandsgemeindeverwaltung über die Möglichkeit beraten, Homeoffice-Plätze zu nutzen.“

Auch die Bitburger Braugruppe reagiert auf die Pandemie mit der Auslagerung der Arbeitsplätze hinein ins heimische Wohnzimmer. Von den rund 1700 Mitarbeitern in Bitburg arbeite etwa ein Drittel derzeit von zu Hause aus, berichtet Stefan Schmitz, Leiter der Personalabteilung. „Die Zahl variiert, da auch wir unsere Homeoffice-Regelungen nun etwas gelockert haben“, sagt Schmitz. „Die Kollegen müssen sich regelmäßig mit ihren Vorgesetzten absprechen, wer im Büro oder von zuhause aus arbeitet.“ Grundsätzlich funktioniere die Arbeit vom Homeoffice aus sehr gut. „Auch wenn mancher Kollege Probleme mit einer nicht ausreichenden Internetverbindung hatte.“

Doch die IT-Abteilung des Unternehmens habe sehr schnell die Voraussetzungen für eine reibungslose digitale Zusammenarbeit geschaffen. Die Möglichkeit, im Homeoffice zu arbeiten, gebe es bei Bitburger schon lange, sagt der Personalchef. „Die derzeitige Größenordnung wird sich nach der Corona-Pandemie sicherlich wieder relativieren.“

Sven Lübken, Geschäftsführer der IT-Fabrik, Systemhaus GmbH und Co KG in Bitburg, hat in der Anfangsphase der Corona-Krise bis auf drei alle Mitarbeiter ins Homeoffice geschickt. Das war für die Firma auch kein Problem, da alle Mitarbeiter zuhause über Breitband-Anschlüsse verfügen.

Für den Geschäftsführer ist das Homeoffice aber keine Dauerlösung. Denn: „Da geht eine Menge Kommunikation und Zwischenmenschliches flöten“, weiß Lübken. Auch für die Mitarbeiter mit Familien sei es sehr schwer, zuhause zu arbeiten.

Er möchte nach der Corona-Zeit seinem Team ermöglichen, 20 Tage im Jahr im Homeoffice zu arbeiten. „Wir werden aber die Präsenzarbeit forcieren“, sagt der 37-Jährige überzeugt und erklärt: „Wir haben ja nicht umsonst ein eigenes Bürogebäude in der Daimlerstraße errichten lassen.“ Und das sei bald bezugsfähig.

Scheint so, als sei auch in der Eifel die Diskussion über den „Teleheimarbeitsplatz“ noch nicht beendet.

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