Brauchtum Eifeler heizen dem Winter ein

Bitburg/Prüm/Daun/Gerolstein · Am ersten Sonntag in der Fastenzeit wird’s heiß. Denn in vielen Orten wird der Frühling heraufbeschworen.

 Symbolfoto.

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Foto: Liesel Bast/Liesel Bast, Archiv Trierischer Volksfreund

(utz/mh)  Überall in den Dörfern in der Eifel werden am ersten Fastenwochenende, in diesem Jahr am 18. Februar,  die „Hütten“ brennen oder Feuerräder den Berg hinunter gerollt. Mit diesen  alten Bräuchen treiben die Eifeler den Winter aus.

Das Hüttenbrennen, mancherorts auch Scheefsunndich oder Burgbrennen genannt, ist ein heidnischer Ritus, der vom Christentum übernommen wurde. Bereits einige Wochen zuvor sammeln die Jugendlichen im Dorf Holz und Stroh ein, um es auf den Höhen zu  „Hütten“ aufzuschichten. In die Mitte wird ein großes Holzkreuz, das mit Stroh umwickelt ist, aufgestellt. Das Feuer wird entzündet. Nach dem Abbrennen ziehen die jungen Leute dann durch den Ort und sammeln Eier oder auch Geld als Lohn für ihre Mühen. Die gesammelten Eier werden in manchen Orten bei dem Ehepaar gebraten und gegessen, das zuletzt geheiratet hat.

Das Rollen von brennenden Feuerrädern, auch Räderschieben genannt,  ist seltener als das Hüttenbrennen und wird nur noch in wenigen Orten wie Neroth, Steffeln und Gerolstein-Gees gepflegt. Das Feuerrad symbolisiert nach einem alten keltischen Brauch die Frühlingssonne, die den Winter vertreibt. Je besser das Rad läuft, umso besser wird das Jahr. In Gees wird dazu ein großes eisernes Rad von der Dorfjugend vor dem Gemeindehaus mit Stroh gestopft, gebunden und in einem Fackelzug auf den Berg gebracht. Nach Einbruch der Dunkelheit wird das Strohrad angezündet und mit viel Lärm und Gesang ins Tal gerollt. Nach getaner Arbeit ziehen die Jugendlichen singend mit dem Lied „Ei lustich Jäser Jungen dat sinn mir“ in das Gemeindehaus.Vor dem Radscheewen werden Hedellig Koochen, ein mit Buchweizenmehl hergestellter Pfannkuchen angeboten. Nach dem Radscheewen werden die am Vortag von der Dorfjugend gesammelten Eier mit Speck im Gemeindehaus verzehrt und es gibt auch etwas zu trinken.

Heinz Schmitz aus Gerolstein weist darauf hin, dass die Bezeichnung „Scheefsonndich“ auf das verwendete Material, nämlich „Stroh“, in Gestalt eines Bündels „Schoof“ (Einzahl), „Scheef“ (Mehrzahl genannt) zurückzuführen sei. Als falsche Benennung würde „Scheeven oder „Scheewen“ für das Schieben von Feuerrädern verwendet. Dabei kenne man  in der Eifel das Verb „scheewen“ für schieben nicht. Tatsächlich gehe es um Stroh.

Eine Auswahl an Terminen:

Das Winteraustreiben in Gees beginnt um 15.30  Uhr mit Kaffee und Kuchen, ab 17 Uhr spielen die Freunde der Blasmusik bis etwa 19 Uhr. Das Feuerrad wird ab 17 Uhr gebunden, und gegen 19 Uhr bringen die Junggesellen das Rad mit einem Fackelzug auf den Berg. Gegen 19:30 Uhr soll das Feuerrad zu Tal laufen. Anschließend lädt die Dorfgemeinschaft zum kostenlosen Verzehr der gesammelten Eier mit Speck ein. Im Jahr 2017 entstand an diesem Tag „Singen, weil‘s Spaß macht“.

Das Wawerner Burgbrennen wird in diesem Jahr erstmals am Samstag nach Karneval ausgerichtet: Die Jugend aus dem Dorf sammelt dazu ebenfalls am Samstag, 17. Februar, Eier, Mehl und Geldspenden und baut die „Burg“ auf. Von 19 Uhr an lodert dann das Feuer. Alle Bürger sind eingeladen, am Spektakel teilzunehmen.

Das Hüttenbrennen in  Bitburg-Stahl findet am Sonntag, 18. Februar, ab 18.30 Uhr „Auf Koppen“ statt. Die Jugendlichen treffen sich am Samtag, 17. Februar, um 10 Uhr beim Gemeinschaftshaus, um für das Hüttenbrennen sammeln zu gehen. Der Aufbau des Hüttenkreuzes beginnt am Sonntag, 13 Uhr, Auf Koppen. Dazu ist auch Hilfe von Erwachsenen erforderlich. Informationen bei Michael Schmitz, Vorsitzender Dorf- und Förderverein Stahl, unter michael.schmitz@bitburg-stahl.de oder 0176/96030893.

Vom Steffelberg in Steffeln rollt das Freudenrad am Samstag, 17. Februar, 19 Uhr.  Nach einer Unterbrechung von mehr als 50 Jahren wird der Brauch in Steffeln seit 2002 wieder vom Steffeler Eifelverein  und dem Junggesellenverein gepflegt. Das dick mit Stroh umwickelte, mannshohe Rad wird aufgestellt und angezündet. Vier kräftige Junggesellen werden das brennende Rad talwärts bis zum Sportplatz führen. Der Musikverein spielt dazu auf. Am Sportplatz findet der gemütliche Ausklang statt:

Der Junggesellenverein sorgt für die Bewirtung.

Das Hüttenbrennen in Olsdorf findet am Sonntag, 18. Februar, statt. Treffpunkt zum Einsammeln des  Brennmaterials, das die Bürger auf die Straße gelegt haben,  ist am Samstag  um 14 Uhr im Dorfgemeinschaftshaus.  Die Hüttenkinder sammeln am Sonntag Eier bei den Bewohnern. Nach dem Hüttenbrennen gibt es Rühreier im Gemeindehaus.

Das Röhler Hüttenbrennen ist am Sonntag, 18. Februar, an einem neuen Platz in einer scharfen Kurve auf dem Weg von der Kläranlage ins Dorf zurück. Im Laufe des Tages werden ebenfalls Eierspenden und Geldspenden gesammelt, die nach dem Hüttenbrennen im Gemeindehaus verzehrt werden. Am Samstag werden Äste und Holz gesammelt.

Das Burgbrennen in Waxweiler findet am Sonntag, 18. Februar, beim Wanderparkplatz auf Dinert statt. Organisiert wird es  von der Jugend in Waxweiler.

 In Gerolstein-Gees hat das Hüttenbrennen schon seit vielen Jahren Tradition. 

In Gerolstein-Gees hat das Hüttenbrennen schon seit vielen Jahren Tradition. 

Foto: TV/Markus Hetzius
 Männer beim Binden von Stroh fürs Feuerradrollen in den 70er Jahren.

Männer beim Binden von Stroh fürs Feuerradrollen in den 70er Jahren.

Foto: TV/Fotos: Heinz Schmitz, Gerolstein

Das Hüttenbrennen in Irrel findet am Samstag, 17. Februar, statt. An der Irreler Mühle wird ab 14 Uhr das Kreuz vorbereitet und mit Stroh umwickelt.  Die Kinder und Jugendlichen sammeln Eier und Geldspenden für die Jugendarbeit im Verein. Besucher können ab 18 Uhr auf den Katzenkopf kommen, wo um 18.30 Uhr die Hütte abgebrannt wird. Ab 19 Uhr treffen sich die Irreler in der Brasserie zum kostenlosen Hüttenschmaus.

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