Eifeler Milchbauern protestieren gegen Bauernverband: Sie fürchten um ihre Existenz

Bitburg · Lautstarke Diskussionen und eine zugeparkte Straße: Gestern haben rund 80 Landwirte mit 50 Traktoren ihrem Ärger über die niedrigen Milchpreise Luft gemacht – und dabei den Bauernverband scharf angegriffen. Der Lösung des Problems sind sie damit allerdings nicht nähergekommen.

Eifeler Milchbauern protestieren gegen Bauernverband: Sie fürchten um ihre Existenz
Foto: Jasmin Wagner
Eifeler Milchbauern protestieren gegen Bauernverband: Sie fürchten um ihre Existenz
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Traktor nach Traktor rollt auf den Parkplatz der Geschäftsstelle des Kreisbauernverbandes in Bitburg. Schon bald ist ein Teil der Mötscher Straße blockiert. Die Landwirte haben Plakate an ihre Fahrzeuge montiert: "Bauernverband: Totengräber unserer Milchbauern", "Bauernland in Bankenhand dank Deutschem Bauernverband" und "Der Bauernverband weiß ganz genau, die kleine Delle überlebt keine Sau". Sie möchten damit ihrem Unmut gegen die Politik des Bauern- und Winzerverbands Luft machen. Denn sie leiden unter dem niedrigen Milchpreis von momentan 26 bis 28 Cent. Eigentlich benötigen sie mindestens 36 Cent, um gewinnbringend zu arbeiten.
"Wir fühlen uns von dem Bauernverband nicht mehr richtig vertreten. Siebzig Prozent der Mitglieder sind doch überhaupt keine aktiven Bauern mehr", klagt ein Landwirt. Sein Kollege stimmt ihm zu: "Viele von uns sind unzufrieden. Sie möchten, dass der Bauernverband wenigstens das Konzept des Bundesverbands der Milchviehhalter (BDM) mal ausprobiert." Damit meint er das Milchmarktkrisenmanagement, wie es der Verband vorschlägt: Eine Monitoringstelle, die es bereits gibt, soll den Markt überwachen und dann gegebenenfalls Warnungen aussprechen, damit die Milchmenge reguliert werden kann.

Doch der Bauernverband hält eine Marktregulierung für nutzlos. Manfred Zelder, Vizepräsident des Bauern-und Winzerverbands Rheinland-Nassau und Kreisvorsitzender Bernkastel-Wittlich: "Es muss zunächst einen Außenschutz geben, was aber die Europäische Union wohl kaum zulassen würde." Würden in Deutschland die Milchmengen begrenzt, dann würde ohne einen Außenschutz eben die Milch aus anderen Ländern importiert.
Auch sein Kollege Arno Billen, Vorstandsmitglied im Kreisverband Bitburg-Prüm, hält das Konzept des BDM für schwer durchsetzbar: " In der Europäischen Union müssen erst alle zustimmen. Bis da überhaupt politisch was angepackt werden kann, würden mindestens drei Jahre vergehen."

Da hält Kurt Kootz, rheinland-pfälzischer Vorsitzender des BDM, dagegen: "Ich glaube nicht an diese angebliche Nicht-Durchführbarkeit. Da haben die Sachbearbeiter bei der Prüfung des Konzepts wohl falsche Annahmen gemacht."
Eigentlich sollte am Freitag ein Gespräch zwischen den beiden Verbänden stattfinden. Allerdings ist der Vorsitzende des Bauernverbands, Michael Horper, momentan krank. "Wir müssen miteinander, nicht gegeneinander arbeiten", appelliert Manfred Zelder an die rund 80 aufgebrachten Landwirte. Beruhigen kann er sie damit nicht.

Meinung
Jasmin Wagner
Ein Galgen geht nicht!

Das erinnert doch unangenehm an Pegida: Der Galgen, den die Landwirte bei ihrer Demonstration vor dem Gebäude des Bauernverbands angebracht haben, ist geschmacklos. Bei allem Verständnis für ihre Existenznöte - Verbandsfunktionären den Tod zu wünschen, kann nicht das richtige Mittel der Konfliktbewältigung sein. Vielmehr sollten alle Beteiligten ihre Meinungen diskutieren, um gemeinsam kontruktiv nach einer Lösung zu suchen.
j.wagner@volksfreund.de

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