Eifeler Pfarrer bestiehlt Messdiener

Bitburg/Prüm · Ein Geistlicher aus dem Eifelkreis Bitburg-Prüm hat sich selbst angezeigt, weil er 2000 Euro vom Messdienerkonto für seine Zwecke ausgegeben hat. Nun ermittelt die Staatsanwaltschaft zudem wegen einer möglichen Veruntreuung von Spenden der Kommunionkinder.

"Die Enttäuschung ist groß, das Vertrauen ist erschüttert und die Menschen fragen sich: Wie passt das zusammen", sagt Dechant Klaus Bender, Chef der Priester im Dekanat Kyllburg. Denn ein bei den Gläubigen bisher beliebter Pfarrer seines Dekanats steht im Verdacht, mehr als 2000 Euro vom Sparbuch der Messdiener veruntreut zu haben. Der für die Pfarrgemeinde Oberkail verantwortliche Geistliche war offenbar knapp bei Kasse und hat sich laut Staatsanwaltschaft Geld auszahlen lassen mit der Behauptung, dies für Zwecke der Messdiener zu benötigen - es dann aber anderweitig ausgegeben.

Ermittlungen laufen noch

Die Staatsanwaltschaft ermittelt, seitdem der Mann sich nach Bekanntwerden seines Fehltritts in Absprache mit dem Bistum selbst angezeigt hat. Als der Verdacht aufgekommen war, hatte das Bistum eine Bücherprüfung veranlasst und die Ergebnisse anschließend der Staatsanwaltschaft zur Verfügung gestellt.

Darüber hinaus sind die Ermittler tätig, weil Mitglieder des Verwaltungsrats der Gemeinde dem Pfarrer vorwerfen, auch Spendengeld der Kommunionkinder veruntreut zu haben. Spenden, die zwischen 2010 und 2012 eingesammelt wurden, soll er nicht vollständig weitergeleitet haben. Offenbar sind die Eltern der Auffassung, dass der Gesamtbetrag niedriger ist, als die Summe der einzelnen Spenden sein dürfte. In dieser Angelegenheit laufen die Ermittlungen noch. Bender zufolge bestreitet der Angeklagte - der sich selbst nicht zu alledem äußern möchte - Spendengeld abgezweigt zu haben.

Ähnliche Vorwürfe hatte es gegen den Oberkailer Pastor auch in seiner früheren Pfarrei Kobern-Gondorf gegeben. Allerdings hat sich der Verdacht damals nicht erhärtet. Zum einen war dem Pfarrer vorgeworfen worden, 20.000 Euro veruntreut zu haben. Er soll das Geld von einem Baukonto zweckfremd benutzt haben, um das Defizit einer Wallfahrt auszugleichen. Die Summe wurde allerdings später wieder zurückgebucht.

Zudem ging es auch damals in Kobern-Gondorf um Spenden der Kommunionkinder. Dem Archiv der Rhein-Zeitung ist zu entnehmen, dass Eltern der Betrag von 200 Euro zu gering erschien. Ihrer Rechnung nach hätten es mindestens 1500 Euro Spendengeld sein müssen. Der Beschuldigte sagte jedoch, die Umschläge seien zum Teil leer oder nur mit wenig Münzgeld gefüllt gewesen. Sowohl aus Sicht der Staatsanwaltschaft als auch aus jener des Bistum Trier bestätigte sich der Verdacht nicht. Die Ermittlungen wurden eingestellt, der Pfarrer galt als unschuldig.

Nach seiner Selbstanzeige dürfte die Sache diesmal wohl ein anderes Ende nehmen. Welche Konsequenzen all das für den Geistlichen hat, ist offen. Das Bistum wird seine kirchenrechtliche Untersuchung einleiten, wenn die weltlichen Ermittlungen abgeschlossen sind.

Bender zufolge sind zwei Varianten denkbar: Der Pfarrer wird in eine andere Gemeinde versetzt oder er bleibt in Oberkail und muss versuchen, das erschütterte Vertrauen seiner Gläubigen wiederzugewinnen. Zugute kommen könnte ihm dabei, dass er als Seelsorger bisher sehr geschätzt war und er seine Aufgaben, wie Bender sagt, wirklich gut ausfüllt.
. Extra: Ähnlicher Fall

Dass zuletzt ein Pfarrer des Bistums Trier Geld veruntreut hat und deshalb ins Visier der Staatsanwaltschaft geriet, ist noch gar nicht lange her. Der Pfarrer von Hetzerath, Rivenich und Sehlem musste Ende 2012 seine Koffer packen, nachdem dem Pfarrverwaltungsrat Unregelmäßigkeiten aufgefallen waren. Im Laufe der Ermittlungen hatte er gestanden, über die Jahre hinweg insgesamt rund 31.000 Euro von den Sparkonten seiner Gemeinden veruntreut zu haben. Der Mann verzichtete auf sein Amt als Pfarrer. Das Bistum übertrug ihm "eine andere priesterliche Aufgabe". kah

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