Eifeler schreiben das Buch ihres Lebens

Bitburg · Die Biografische Schreibgruppe der Volkshochschule Bitburg setzt sich mit den großen und kleinen Erlebnissen ihres Lebens auseinander. Sie schreiben ihre persönlichen Erinnerungen auf und gestalten ein ganz persönliches Lebensbuch.

Bitburg. "Das beliebteste Spielzeug nach dem Krieg war der Diddeldop", erinnert sich Matthias Dimmer. Ein Holzkegel mit einer Schnur, der sich je nach Geschicklichkeit, so lange wie es geht, drehen musste. "Wenn der Kegel umfiel, wurde man ausgelacht", erzählt Dimmer. In der Nachkriegszeit mussten Kinder funktionieren, Spielzeug war Mangelware.
In der biografischen Schreibgruppe der Volkshochschule Bitburg arbeiteten Teilnehmer drei Monate an persönlichen Geschichten aus ihrem Leben. "Diese Erlebnisse der Kriegs- und Nachkriegszeit sind auch ein Stück Zeitgeschichte, die verloren geht, wenn sie nicht aufgeschrieben wird", sagt Claudia Schöpper-Röpke, Dozentin für Biografiearbeit. Viele der Teilnehmer wurden von ihren Kindern aufgefordert, ihre Geschichte aufzuschreiben.
Im Workshop steht die Lust am Erzählen im Mittelpunkt. Zum Einstieg in die Erinnerung helfen Gegenstände aus der Zeit und das Gespräch in der Gruppe. "Wenn die Gefühle wachgerufen werden, dann können wir am besten sprechen", sagt Schöpper-Röpke. Hilde Gliesche erzählt von ihrem Essiggeheimnis.
Sie sahen als Kinder zu, wie Erwachsene im Hof Schnaps brannten. Die Erwachsenen wurden immer lustiger und erzählten den Kindern, dass sie Essig brannten, damit sie das Geheimnis nicht weitererzählten. Günter Schneider erinnert sich noch genau an die Hubertuskirmes 1945. Er war sechs Jahre alt, die Kirmesgäste feierten, es gab selbst gebackenen Kuchen mit Bohnenkaffee. Plötzlich erschien ein Mann im Dorf. Er kam aus der Kriegsgefangenschaft zurück.
Schneider wusste nicht, dass es sein Vater war, als der Mann ihn mit Tränen in den Augen auf den Arm nahm.
Für Herbert Wirtz lag Zendscheid im Regierungsbezirk Köln. Nur so konnte er hoffen, aus dem Kriegsgefangenenlager so schnell wie möglich nach Hause zu kommen. Er verlegte seinen Heimatort in die englische Besatzungszone, in der Hoffnung, dass die Besatzer nicht wussten, wo Zendscheid liegt.
Dadurch kam er Monate früher nach Hause. Die Geschichten zeigen, dass sich jede Lebenssituation bewältigen lässt. Für Interessierte, die ihre Erinnerungen festhalten wollen, beginnt die biografische Schreibgruppe wieder am Montag, 29. August, von 10.30 in den VHS-Räumen, Brodenheckstraße 19, in Bitburg. beba
Infos und Anmeldung bei der Kulturgemeinschaft Bitburg unter der Telefonnummer 06561/6001-220.

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